Ausgezeichnete Malerei:Mit drei Frauen auf Platz eins

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Annette Girke erhält den Kunstpreis der Stadt Starnberg. Ihr Gemälde von Greta Thunberg war erst kurz vor der Veranstaltung entstanden. Platz zwei belegt die Münsingerin Britta Göckeritz

Von Katja Sebald, Starnberg/Münsing

Starnberg hat eine neue Stadtmalerin: Annette Girke konnte die Jury mit drei Frauenporträts überzeugen. Die Preisrichter bescheinigten ihr eine "hohe künstlerische Intelligenz ". Ein erst am vergangenen Dienstag entstandenes Gemälde zeigt Greta Thunberg, ein anderes die 98-jährige New Yorker Innenarchitektin und Stilikone Iris Apfel mit ihrer charakteristischen runden Brille und ein drittes, dessen Bildidee von dem Wes-Anderson-Film "Moonrise Kingdom" inspiriert wurde, eine unbekannte Frau mittleren Alters, die den Betrachter durch ein Fernglas anblickt.

Die Starnbergerin Girke darf nun von Februar an zwei Jahre lang im historischen Atelier in der Villa von Paul Thiem in der Josef-Fischhaber-Straße arbeiten. "Ich habe überhaupt nicht mit dem Preis gerechnet", sagte sie am Sonntag immer noch ungläubig. Sie hatte sich in diesem Jahr bereits zum dritten Mal beworben, war jedoch überzeugt davon, dass Porträts in der Malerei derzeit nicht hoch im Kurs stünden.

1965 in Bamberg geboren, absolvierte Girke zunächst ein Studium der Textilwirtschaft und fand erst nach einer Familienpause zur Kunst. Seit 2002 ist sie Schülerin des Bildhauers Max Wagner in Söcking, von 2013 bis 2016 absolvierte sie außerdem ein Studium der Malerei bei Markus Lüpertz an der privaten Akademie der Bildenden Künste in Kolbermoor. Girke muss nun innerhalb kürzester Zeit ein zweites Mal die Kisten packen: Erst in diesem Jahr ist sie in ein neues Atelier in Starnberg gezogen.

Die Starnbergerin Annette Girke (Mitte) bekam für das Greta-Portrait den ersten Preis. Ausgezeichnet wurden außerdem Uta Sasgen (li.) und Britta Göckeritz (re.) (Foto: Nila Thiel)

Bei der Preisverleihung am Samstagvormittag wurden außerdem Britta Göckeritz aus Münsing mit dem zweiten und Uta Sasgen aus Meiling bei Seefeld mit dem dritten Preis ausgezeichnet. Göckeritz arbeitet als Steuerberaterin und malt in ihrer Freizeit. Die drei eingereichten großformatigen kolorierten Zeichnungen entstanden nach Fotos, die sie 2016 beim mittlerweile legendären Münsinger Ochsenrennen machte.

Sie tragen die Titel "Kumm geh ma", "Hoam geht's" und "Jetz passt's glei" und zeigen die Tiere am Rande des eigentlichen Rennens mit ihren Reitern in dekorativen Trachten. Die Jury lobte insbesondere das "Zusammenspiel von Figur, Bildgrund und Zeichnung".

Uta Sasgen ist eine künstlerische Doppelbegabung: Sie absolvierte ein Studium an der Hochschule für Musik in München bei Paul Meisen und András Adorján. Seit 1998 ist sie Flötistin und Solo-Piccoloflötistin im Orchester des Staatstheaters am Gärtnerplatz. Viele Jahre lebte sie in Weßling und trat als Malerin nur bei den Weihnachtsausstellungen im Pfarrstadel in Erscheinung. Ihre Landschaftseindrücke aus dem Fünfseenland hält sie in einer ausgefeilten Technik in Pastellkreide auf Papier fest. Die Jury bescheinigte ihr einen "poetischen Realismus".

Der Kunstpreis der Stadt Starnberg für Malerei wird seit 1989 im Zweijahresturnus vergeben. Die Stadt war in den 1980er-Jahren in den Besitz der Villa des 1922 verstorbenen Malers Paul Thiem gekommen. Seine Tochter Ilse hatte den ausdrücklichen Wunsch geäußert, dass das Atelier auch nach ihrem Tod erhalten werden sollte. So entwickelte man unter dem damaligen Bürgermeister Heribert Thallmair nach einer aufwendigen Sanierung des Hauses die Idee eines städtischen Kunstpreises.

Der Gewinner des Wettbewerbs darf zwei Jahre lang das Atelier nutzen und danach seine Arbeiten in einer von der Stadt ausgerichteten Einzelausstellung zeigen, auch eine Katalogproduktion wird bezuschusst. Außerdem kauft die Stadt von allen drei Preisträgern Arbeiten an. Der mittlerweile hochbetagte Künstler und Kunsthistoriker Thomas Zacharias steht seit Beginn der Jury vor, einheimische Künstler und Laien wählten mit ihm aus fünfzig Bewerbungen aus.

Alle eingereichten Arbeiten waren nur am vergangenen Wochenende in der Schlossberghalle zu sehen.

© SZ vom 01.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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