Aus für Hotelkultur:Bad Tölz braucht Ideen

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Das Ende des geplanten Welnness-Bads ist fatal für die Stadt. Versäumt wurde auch eine Vision, die nicht nur auf den alternden Gesundheitsgast abzielt

Von Klaus Schieder

Die Neue Tölzer Hotelkultur, die 2011 mit einer Hochglanzbroschüre und viel Wortgeklingel geboren wurde, ist mit dem Aus für das Spa "Natura Tölz" endgültig gestorben. Schon vorher war dieses Konzept kaum noch überlebensfähig. Das liegt nicht alleine daran, dass das Hotelprojekt an der Arzbacher Straße, das die Firma Arcus plante, von einem kleinen Stadtviertel mit Luxushotels, Konferenzgebäude, Shops und Sportstudios am Ende zu einer x-beliebigen Bettenburg schrumpfte. Vielmehr hatte sich die Stadt außer dem verkehrten Investor von Anfang an auch auf die falschen Berater verlassen und potenzielle Badbetreiber viel zu spät gehört. Um die 680 000 Euro kostete das Hotelkultur-Konzept. Dieses Steuergeld ist verbrannt.

Wie kann es sein, dass Projektentwickler und ausgewiesene Bäderexperten die jährliche Besucherzahl in ihren Prognosen auf bis zu 120 000 taxieren, während die Betreiber in der Praxis allenfalls mit der Hälfte rechnen? Am angeblich verschärften Wettbewerb in der Region kann das nicht liegen. Die Wiedereröffnung des "Trimini" in Kochel mussten die Fachleute seriöserweise ebenso einrechnen wie andere Mitbewerber, die es seit Langem gibt - von der Seesauna in Tegernsee über die Wellnessbäder von Bad Wiessee bis München. Auch die Lage des Spa an der Bockschützstraße war seit Jahren bekannt. Das Areal liegt im Sommer meist im Schatten, obwohl das "Natura Tölz" das ganze Jahr über geöffnet sein muss und daher Liegeflächen im Freien braucht, um genügend Gäste pro Jahr anzulocken. Auch das kommt ja wohl nicht überraschend.

Das Aus fürs Spa ist fatal für Bad Tölz, das vom Tourismus lebt. Denn versäumt wurde auch, neben dem Hotelkultur-Konzept eine andere Vision zu entwickeln, die nicht so exklusiv auf den alternden Gesundheitsgast abzielt. Mit dem Sportpark auf der Flinthöhe, den Wander- und Radwegen ringsum, dem Hallenbad, dem Blomberg hat sie genügend Pfunde in der Hand, um ein jüngeres Publikum anzulocken. Nur eines ist auch dafür mangels Betten notwendig: ein neues Hotel. Aber das ist noch längst nicht gebaut.

© SZ vom 01.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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