Auf Erfolgskurs:Doppelte Ehre

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Produzent Tobias Herrmann gehört der Jury des Fünfseen-Filmpreises an

Von Carina Seeburg, Seefeld

Blaues Jeanshemd, Sneakers und ein einnehmendes Lachen - Tobias Herrmann macht kein Aufhebens um sich und ist zugleich ein Mann vieler Worte. "Manchmal zu vieler", gibt er zu, lacht und nimmt einen Schluck Kaffee. Grund zum Lachen hat er: Der Filmproduzent aus Inning am Ammersee ist mit seiner Produktionsfirma "Pictures in a Frame" auf Erfolgskurs. Wer mit ihm am Rand des Filmfestivals spricht, spürt Leidenschaft fürs Filmemachen in jedem Satz. Acht Filme sieht sich Herrmann als Juror in diesen Tagen ganz genau an. Er ist Mitglied in der sechsköpfigen Jury, die am Samstag den "Fünfseen-Filmpreis" und den Nachwuchspreis "Perspektive Junges Kino" vergibt.

"Als einheimischer Filmemacher ist es für mich natürlich eine doppelte Ehre in der Jury zu sitzen und den Hauptpreis mit zu vergeben", sagt Herrmann. Das Fünfseenland für die Karriere zurückzulassen, ist für den 32-jährigen Inninger nie infrage gekommen. Gehalten hat ihn die Liebe - zur Region und zu der Frau, mit der er seit 15 Jahren durchs Leben geht. "Ich wollte hier nicht weg", sagt Herrmann. Er habe anfangs zwar gewusst, wo er leben will, aber nicht, was er mit seinem Leben anfangen soll. "Ich war erst mal überhaupt nicht zielstrebig. Am Ende hat mich mein heutiger Schwager überzeugt, im Familienbetrieb eine Ausbildung zum Klempner zu machen". Schnell steht für ihn fest: Nach der Gesellenprüfung kommt etwas anderes. Nur was? Die Antwort bringt Julian Witt, ein Sandkastenfreund, der zeitgleich mit Herrmanns Ausbildung in Los Angeles Regie studiert. "Julian ist die Art von Regisseur, der schon mit acht Jahren mit der Super-8-Kamera von seinem Vater herumgelaufen ist. Mit ihm haben wir als Superman verkleidet Bud-Spencer-Filme nachgedreht", erklärt Herrmann. Witt habe seine Leidenschaft zum Beruf gemacht. "Warum machst du das nicht auch?", habe Witt ihn gefragt und so alles ins Rollen gebracht.

Heute leitet Herrmann mit seinem Geschäftspartner Jan Gallasch die Produktionsfirma "Pictures in a Frame", die sie 2011 noch während ihres Studiums an der Macromedia Hochschule in München gründeten. Nach einigen Kurzfilmprojekten landeten sie als Co-Produzenten der Comedy "Bruder vor Luder" 2015 einen ersten Kinoerfolg. Ganz anders lief es mit dem Coming-of-Age-Drama "Nirgendwo", für das auch im Fünfseenland gedreht wurde: "Der Film ist ein Herzensprojekt, aber letztlich sind nur 13 000 Menschen ins Kino gegangen." Die Lehre daraus laut Herrmann: "Wir wollen, dass unsere Filme gesehen werden, und daher in Zukunft vor allem publikumsaffinen Film für alle Kanäle machen." Das dürfte ihnen als Co-Produzenten von "25 km/h" gelungen sein. Das Roadmovie mit Lars Eidinger und Franka Potente kommt im November ins Kino.

Auf dem Fünfseen-Festival schaut sich Herrmann als Juror auch Filme an, die anders als seine Produktionen, nicht auf kommerziellen Erfolg abzielen. "Solche Filme sind wichtig." Filmfestivals seien "auch deshalb großartig, weil sie Produktionen wie diesen Öffentlichkeit geben". Seine Verantwortung als Juror nimmt er sehr ernst: "Mir ist es wichtig jedem Film die nötige Zeit und den Filmemachern Respekt für ihre Arbeit entgegenzubringen." Die Festivalleitung habe im Übrigen einen tollen Job gemacht, sagt Tobias Herrmann. "Sie hat fantastische Filme aus Mitteleuropa ins Fünfseenland geholt."

© SZ vom 14.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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