Asylarbeit:Emotion muss sein

Wenn Sozialamtsleiter Thomas Bigl über die üblichen Vorurteile gegen Flüchtlinge redet - dann regt er sich auf. Danke für diese Emotionalität

Von Felicitas Amler

Man kann es nicht oft genug sagen, und man kann dafür nicht oft genug Danke sagen: Alle, die in diesem Landkreis maßgeblich mit der Betreuung, Versorgung und Integration Asylsuchender zu tun haben, leisten großartige Arbeit. Man ist geneigt, die Ehrenamtlichen besonders hervorzuheben - was sie auch verdient haben. Aber wenn man einem Behördenvertreter wie dem Sozialamtsleiter Thomas Bigl zuhört, dann weiß man: Auch bürokratisch ist alles in guten Händen - nämlich in unbürokratischen.

Bigl tingelt, wie er es nennt, durch die Ortschaften des Landkreises, um Menschen über die Unterbringung von Flüchtlingen, die Erfordernisse und die Perspektive zu informieren: Zahlen, Daten, Fakten. Tatsächlich tut er viel mehr: Er ist und er zeigt sich menschlich. Wenn Bigl über den Hungerstreik dreier Männer im Geretsrieder Container spricht, sagt er nicht: Man darf sich doch nicht erpressen lassen. Er erwähnt Ungewissheit, Sorgen, Angst und Verzweiflung, unter denen Asylsuchende leiden, die auf ihren Antrag monatelang nicht einmal eine Eingangsbestätigung erhalten. Wenn Bigl von den Herausforderungen spricht, die auf die Gemeinden noch zukommen werden, appelliert er an diese, sie "nicht als Belastung und Problem, sondern als gemeinsame Aufgabe" wahrzunehmen. Wenn er, wie jetzt im Kloster Benediktbeuern, sieht, dass die Hilfsbereitschaft die Grenze des Möglichen erreicht, würdigt er die Bemühungen. Und wenn der Sozialamtsleiter über die üblichen Vorurteile gegen Flüchtlinge redet - 800-Euro-Handy, teure Lederjacke -, dann regt er sich auf. Über die Dummheit, die, wie er explizit sagt, solchen "Dreck" hervorbringt. Danke für diese Emotionalität. Hoffentlich steckt sie noch viele an.

© SZ vom 25.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: