Asyl-Betreuung:Stark genug, um zu helfen

Lesezeit: 1 min

Das Problem sind nicht die Menschen, die in einem der reichsten Länder der Welt Asyl suchen. Es ist ein eklatanter Mangel an staatlicher Unterstützung und Fürsorge

Von Felicitas Amler

Einige CSU-Granden lassen in diesen Tagen nichts unversucht, den Eindruck zu erwecken, es gebe ein enormes Asyl-Problem in diesem Land. An der Basis aber, etwa im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen, lässt sich sehr gut feststellen, welches Probleme es tatsächlich gibt. Es sind nicht die Menschen, die in einem der reichsten Länder der Welt Asyl suchen. Es ist ein eklatanter Mangel an staatlicher Unterstützung und Fürsorge. Das beginnt beim Bundesamt für Migration. Diese Behörde ist offenbar so schlecht ausgestattet, dass Asylbewerber monate-, ja sogar jahrelang auf einen Bescheid warten müssen. Die drei Hungerstreikenden in Geretsried haben darauf aufmerksam gemacht. In all diesen Monaten und Jahren muss das Landratsamt für ihre Unterkunft sorgen. Gleichzeitig kommen aber beständig neue Asylsuchende an. In der Öffentlichkeit entsteht so der Eindruck: Massen von Flüchtlingen müssten dauerhaft hier durchgebracht werden. Würden die Verfahren zügig entschieden, sähe das ganz anders aus.

Die personellen Möglichkeiten der staatlichen Landratsämter sind ebenso unzureichend. Die Hauptamtlichen dort - auch dies kann man im Landkreis beobachten - tun, was sie können. Nur: So viele Hände, wie nötig wären, um Flüchtlingen tatsächlich vom Asylverfahren übers Deutschlernen bis zur oft nötigen Traumatherapie zu ihren Rechten zu verhelfen, gibt es von Amts wegen gar nicht.

Was bleibt? Die Ehrenamtlichen. Sie leisten an allen Orten des Landkreises unschätzbar viel. Mehr als fünfzig Helfer sind es in Geretsried, an die siebzig in Wolfratshausen und um die neunzig in Bad Tölz. Auch noch in der kleinsten Gemeinde kümmert sich mindestens eine Handvoll Paten darum, dass die Flüchtlinge ihren Alltag bewältigen können. Mit anderen Worten: Sie nehmen dem Staat einen Teil seiner Aufgaben ab. Unentgeltlich, herzlich und ohne von angeblichem "Asylmissbrauch" zu schwadronieren, Leistungskürzungen und schnelle Abschiebungen zu fordern. Weil sie, wie Suzan Jarrar es sagt, davon überzeugt sind: Dieses Land ist stark genug, um den Schwachen zu helfen.

© SZ vom 21.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: