Anneliese Sappl:Die Zwickerbäuerin darf ihren Hof behalten

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Die Zwangsversteigerung ist vom Tisch: Anneliese Sappl, hochverschuldete Bäuerin aus Bad Tölz, bleibt Besitzerin des Zwickerhofs.

Klaus Schieder

Anneliese Sappl bleibt vorerst Besitzerin des Zwickerhofs in Bad Tölz. Nach den Angaben ihres Anwalts Michael Köllner hat das Landgericht München der Klage der Bäuerin gegen die Zwangsversteigerung des stattlichen Anwesens mit 94 Hektar Grund stattgegeben.

Die Klage gegen die Zwangsversteigerung des Zwickerhofs war erfolgreich: Anneliese Sappl bleibt Besitzerin des Anwesens mit 94 Hektar Grund. (Foto: region.wor)

Der Anwalt beruft sich auf ein Urteil des Bundesgerichtshofs. "Dabei geht es um die Frage, wie ein Neugläubiger in einen Sicherungsvertrag einsteigen kann", sagte Köllner. Dies müsse vom BGH erst geklärt werden. Der Zuschlag an den Münchner Land- und Forstwirt Wilhelm Fenzl, der den Hof für 3,35 Millionen Euro im Amtsgericht Wolfratshausen ersteigert hatte, ist damit hinfällig.

Die Tölzer Bäuerin ist hoch verschuldet. 1977 war ihr Hof abgebrannt. Das Anwesen, sagte der Tölzer Bürgermeister Josef Janker, sei offensichtlich unterversichert gewesen. 1982 bot Sappl der Stadt ein etwa 20.000 Quadratmeter großes Waldgrundstück an. Die Kommune zahlte 50 Mark pro Quadratmeter und damit das Zehnfache des marktüblichen Preises. Sie erschloss das Areal, machte daraus ein Gewerbegebiet und verkaufte die Fläche für 165 Mark je Quadratmeter.

Anneliese Sappl fühlte sich über den Tisch gezogen. Sie habe nicht ahnen können, dass dort ein Gewerbegebiet entstehe, argumentierte sie. Die Bäuerin klagte, jedoch erfolglos. 1994 bot die Stadt der Landwirtin an, den Grund des Zwickerhofs für insgesamt 5,5 Millionen Mark zu erwerben. Die Bäuerin hätte die Hofstelle behalten dürfen, sie lehnte die Offerte jedoch ab. "Vier Millionen Mark hätte ich alleine für die Schulden benötigt", sagte sie damals.

2004 übernahm schließlich die Bankaktiengesellschaft (BAG) Hamm die faulen Kredite der Raiffeisenbank München, darunter auch jene von Anneliese Sappl. Die BAG beantragte in diesem Jahr die Zwangsversteigerung. "Nach Auffassung des LG München hat die beklagte Bank den Eintritt in den Sicherungsvertrag, der die Grundschuld mit der Kreditforderung verknüpft, nicht nachgewiesen", teilte Köllner mit.

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