Alternativwährung:Fünfzig Euro und ein Tankgutschein - alles in Regio

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Den Einkauf mit Euro bezahlen? Für Elke Nölting ist das keine Option. Sie legt im Supermarkt die Alternativwährung Regio auf das Kassenband. Im Interview erklärt sie, warum.

Felicitas Amler

Die 45-jährige Elke Nölting, Lehrerin und Montessori-Pädagogin, arbeitet als Assistentin der Geschäftsführung in der Inselhaus Kinder- und Jugendhilfe in Wolfratshausen. Einen kleinen Teil ihres Gehalts lässt sie sich in der Alternativwährung Regio auszahlen. Felicitas Amler sprach mit ihr darüber, was man mit Regio anfangen kann.

Elke Nölting lässt sich einen Teil ihres Gehalts in der Alternativwährung Regio auszahlen. (Foto: N/A)

SZ: In wie vielen Geschäften können Sie mit Regio einkaufen?

Elke Nölting: Es sind ein paar Lebensmittelgeschäfte hier ganz in meiner Nähe, denn ich würde nicht weiter fahren wollen. Meistens kleinere Läden, ein Edeka oder ortsansässige Bio-Gärtnereien.

SZ: Wie viel Gehalt bekommen Sie in Regio?

Nölting: Fünfzig Euro und einen Tankgutschein, der in Regio abgerechnet wird.

SZ: Bar auf die Hand?

Nölting: Auf meinem Gehaltszettel wird es als Barauszahlung ausgewiesen, und ich kriege es hier im Haus bar auf die Hand.

SZ: Was ist Ihr Motiv?

Nölting: Kleinere Läden zu unterstützen, und dass das Geld hier in der Region bleibt.

SZ: Das könnten Sie auch mit Euro.

Nölting: Ja, könnte ich schon, aber es kommt dazu, dass in dem Regio-System nur das Geld in Umlauf ist, das auch tatsächlich erwirtschaftet wurde. Es gibt keine Zinsen und Zinseszinsen. Wenn ich das Geld nicht ausgebe, wird es etwas weniger wert und nicht mehr. Die Umlaufsicherung sorgt dafür, dass ich das Geld weiter ausgeben kann.

SZ: Was ist die Umlaufsicherung?

Nölting: Das ist der Betrag, um den das Geld im Quartal leicht verfällt. Ich kann den Schein dann mit einer Wertmarke bekleben und ihn so wieder ausgeben. Dadurch wird gewährleistet, dass das Geld möglichst oft ausgegeben und nicht gehortet wird. Das kurbelt wieder die Wirtschaft an. Die Summe, die über die Wertmarken zusammenkommt, wird gemeinnützigen Organisationen aus der Region gespendet. Es wird in den Mitgliederversammlungen beschlossen, wem das zugutekommt. Dadurch kann ich hier vor Ort benachteiligte Menschen unterstützen.

SZ: Sie sind Mitglied im Regio-Verein?

Nölting: Ja, seit zwei Jahren. Ich war bei einem Vortrag von Margrit Kennedy (Kapitalismuskritikerin, Autorin von "Geld ohne Zinsen und Inflation", Anm.d.Red.). Sie ist eine Vordenkerin, die das schon seit 25 Jahren propagiert. Und das hat mir so gut gefallen, dass ich mich in der Region umgeschaut habe, ob es hier auch eine Parallelwährung gibt. Und dann bin ich gleich dazugegangen.

SZ: Das heißt, Ihr Kontakt zum Regio-Verein kommt nicht durch Ihre Arbeit im Inselhaus, dessen Geschäftsführer Rolf Merten Regio-Vorsitzender ist?

Nölting: Nein, es war umgekehrt. Der Regio hat sozusagen dafür gesorgt, dass ich Herrn Merten kennengelernt habe, und da war gerade eine Stelle frei.

SZ: Könnten Sie sich Ihr ganzes Gehalt in Regio zahlen lassen?

Nölting: Nein, so weit sind wir noch nicht. Das ist Zukunftsmusik, aber man kann im Kleinen anfangen.

© SZ vom 18.08.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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