Alt werden in Bad Tölz-Wolfratshausen:Zu wenig Pflegeplätze im Landkreis

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Hoher Bedarf trotz Förderbemühungen: Gut 400 Vollzeit-Plätze fehlen dem Landkreis bis 2028 in den Seniorenheimen. (Foto: Manfred Neubauer)

Der Zwischenbericht zum seniorenpolitischen Gesamtkonzept zeigt, dass im vollstationären Bereich noch viel zu tun ist

Von Alexandra Vecchiato, Bad Tölz-Wolfratshausen

Mit seinem seniorenpolitischen Gesamtkonzept trägt der Landkreis Sorge dafür, dass ausreichend Pflegeplätze unterschiedlichen Zuschnitts für Senioren geschaffen werden. Wie der Zwischenbericht zur Fortschreibung des Konzepts zeigt, hakt es jedoch bei den vollstationären Plätzen. Gut 400 fehlen bis zum Jahr 2028 im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen. Weil die bisherigen finanziellen Anreize seit 2008 weder mehr Vollzeit-Plätze gebracht noch den Heimaufenthalt für Senioren günstiger gemacht haben, soll die Investitionskostenförderung des Kreises Ende März 2020 auslaufen.

Alles in allem zog Felicitas Wolf von der Fachstelle Sozialplanung für Seniorinnen und Senioren am Landratsamt eine positive Zwischenbilanz im Kreis-Sozialausschuss. Bei der Tagespflege tue sich viel. Neue Anbieter seien "unterwegs", sagte Wolf. Eine weitere Förderung des Landkreises in diesem Bereich sei unnötig. "Mehr könnte den Markt überlasten." Obschon alle Tagespflegen Wartelisten hätten und erweitern wollten. Was die Tagesbetreuung betreffe, fördere der Landkreis bereits eine Einrichtung in Oberbuchen. Einen weiteren Interessenten gebe es in Egling.

Bei den ambulanten Diensten habe sich seit der Änderung der Förderrichtlinien 2017 viel getan, erklärte Wolf. Der Fokus liegt im Landkreis auf der sozialräumlichen Versorgung. So soll gewährleistet sein, dass Senioren auch in entlegenen Orten ambulant betreut werden. Die Rechnung ging auf. Statt zuvor zwei Pflegediensten sind nun vier weitere im Landkreis unterwegs. Sozialamtsleiter Thomas Bigl sagte, dass sich durch die Umstellung der Zuschüsse ein kompletter Wechsel der Fördergeldempfänger ergeben habe. "Jetzt kommt das Geld da an, wo es soll. Hier funktioniert unser Förderansatz."

Dies kann Bigl in puncto vollstationäre Pflegeplätze nicht sagen. Bis 2020 werden etwa 200 neue Plätze gebraucht, bis 2028 die doppelte Anzahl. In diesem Bereich müsse der Sozialausschuss hinterfragen, wie der Landkreis seiner Hinwirkungspflicht gerecht werden könne. "Wir haben Geld bewegt. Aber unsere beiden Zielsetzungen können wir nicht belegen", konstatierte Bigl.

Wobei es an Interessenten nicht mangelt, die im Landkreis Pflegeheime bauen möchten. Hinderungsgründe sind meist, dass es keine geeigneten Grundstücke gibt oder geltende Bebauungspläne den Projekten entgegenstehen. Aber auch der Fachkräftemangel mache es Heimbetreibern schwer, erklärte Wolf. "Wie soll es weitergehen?", fragte Barbara Schwendner (Grüne) angesichts des akuten Mangels in die Runde. Zumal der Landkreis seine Förderung auslaufen lassen wolle. 2017 hatte der Kreistag beschlossen, für die Schaffung neuer vollstationärer Plätze in den Haushaltsjahren bis 2022 drei Millionen Euro und für die Modernisierung der 423 bestehenden Plätze sechs Millionen Euro zu investieren. Er könne aus Lenggries berichten, sagte Franz Schöttl (CSU), dass momentan Abstimmungsgespräche über den Betreiber des neuen Pflegeheims liefen. Daher könne noch nichts zur Anzahl der Plätze gesagt werden. "So was ist schwierig anzuschaffen."

Das seniorenpolitische Gesamtkonzept soll nun aktualisiert werden. Dazu sei eine Seniorenbefragung nötig, erklärte Wolf. Weil es ein "extrem großer Arbeitsaufwand" sei, die statistischen Daten zusammenzutragen, wolle man diese bei einem Institut einkaufen. Auch die Bedarfsplanung soll in Zusammenarbeit mit externen Fachleuten aktualisiert werden. Wenn alles vorliege, könne der Sozialausschuss diskutieren, wie die künftige Förderung aussehen solle.

© SZ vom 25.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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