Ärger am Amortplatz:Hitzige Vorwürfe gegen die Stadt

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Geschäftsleute lassen beim Ortstermin mit Bürgermeister Janker ihrem Ärger über die Stadt freien Lauf.

Suse Bucher-Pinell

Das hat Bürgermeister Josef Janker (CSU) dann doch zu denken gegeben. Wenn eine Geschäftsfrau noch acht Jahre später aufgebracht schildert, wie hartnäckig sie hinter der Genehmigung einer Markise für ihren neuen Laden am Amortplatz her sein musste, dann ist da wohl mächtig etwas schief gelaufen. "Da haben wir etwas aufzuarbeiten", sagte Janker nachdenklich nach der Diskussion mit Einzelhändlern am Amortplatz am Montagabend.

Zu dunkel ist es nachts im Parkhaus an der Bockschützstraße in Bad Tölz, finden die Geschäftsleute vom Amortplatz (Foto: Manfred Neubauer)

Dass über die rund zweistündige, teils hitzige Debatte hinaus erheblicher Gesprächsbedarf besteht, das wurde dem Bürgermeister bald klar. "Wir wollen uns noch mal treffen", sagte er am Dienstag der SZ und hofft dabei auf eine ruhigere Atmosphäre als am Vorabend. Die war tatsächlich ziemlich schnell emotional geraten. Zur Überraschung von Janker samt seinem Wirtschaftsförderer Alexander Schmid. Beide hatten die Händler zusammengerufen, weil diese der Stadt öffentlich Unflexibilität und überbordende Bürokratie vorgeworfen hatten. "Das tut mir als Unternehmer weh", sagte Janker, der vor seiner Wahl zum Stadtoberhaupt die Baufirma seiner Familie geführt hatte.

Eigentlich hatte er erwartet, eine Liste mit Aufgaben mit ins Rathaus nehmen zu können. Doch auf die Frage, welche konkrete Unterstützung sich die rund um den Amortplatz ansässigen Geschäftsleute wünschten, prallte ein Rundumschlag auf ihn ein, der zunächst kaum ein gutes Haar an der Stadt ließ. "Die Stadt ist nicht jung genug", bemängelte Barbara Förtsch, die sich zur Wortführerin machte. Eine junge Klientel werde überhaupt nicht hofiert. Ihr fehlt außerdem die touristische Zusammenarbeit mit anderen Regionen wie dem Tegernseer Tal. Und sie findet, dass die Veranstaltungen der Stadt zu schwach seien. Erst nach und nach fielen fast zufällig einzelne Wünsche in der hitzigen Runde: Ein Christbaum in der Vorweihnachtszeit für den Amortplatz, den bisher Beate Rutz in Eigenregie aufstellte. Verkaufsoffene Sonntage an den Wochenenden der Rosentage und des Herbstzaubers, unabhängig davon, was die Geschäfte in der Marktstraße machen. Einen Radständer am Amortplatz und schließlich mehr bepflanzte Blumentöpfe auf der Isarbrücke.

Die Hoffnung, dass die Amortplatz-Geschäfte am Eröffnungswochenende des Weihnachtsmarkts Maronenstände aufbauen, Lebkuchen und Glühwein verkaufen dürfen, nahm ihnen Janker gleich wieder. "Diese Stände wären ein zweiter Markt, und der ist nicht zulässig", sagte er. Für die Festlegung verkaufsoffener Sonntage verwies er an die Aktiven Tölzer, dem Zusammenschluss der Einzelhändler in der Stadt. Auch eine einheitliche Öffnungszeit der Geschäfte einzuführen, obliege ihnen. Letztendlich müsse jeder Händler selbst entscheiden, wie lange er öffne. "Organisiert euch", rief Janker den Klagenden zu, "dann werdet ihr auch anders wahrgenommen." "Sie sind für neue Dinge nicht aufgeschlossen", erwiderte Barbara Förtsch.

Dass nicht alles im Reinen sei, bestätigte Gary Brandner. Er berichtete von Kunden, die sich bei ihm über das Angebot des Weihnachtsmarkts beklagten oder über die Öffnungszeiten der Tourist-Information an Leonhardi. Beim Weihnachtsmarkt hat die Stadt offenbar Handlungsbedarf erkannt. Janker sagte derzeit werde in Schriftform festgelegt , was künftig erlaubt sei und was nicht (siehe Bericht links).

© SZ vom 29.02.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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