Wölfe in Bayern:Des Jägers neuer Konkurrent

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Da könnte Einiges anders werden auf der Pirsch

"Wölfe in Bayern: Komplett fasziniert" vom 8./9. Dezember:

"Da gibt es jetzt noch andere Jäger", so beschreibt Wolfram Murr die bedrohliche Situation der Jäger in Deutschland, die anscheinend um ihre Vormachtstellung im Wald bangen. Es hat den Anschein, dass ein Teil der Jägerschaft die einfachen biologischen Prinzipien von Populationsökologie und Reproduktion noch nicht verstanden hat, anders kann man sich ihre Angst um "andere Jäger" nicht erklären.

Seit den 80-er Jahren steigt die Zahl von Rotwild und Schwarzwild in deutschen Wäldern beziehungsweise Städten kontinuierlich an. Das bestätigen sowohl Naturschutzverbände als auch Magazine der Jägergemeinschaft. Wildtiermanagement ist ein sehr umstrittenes Thema und wird in vielen Ländern Europas unterschiedlich gehandhabt. Das Management von Wildtieren ist nicht eine Frage von Grenzen, zumal sich Wölfe und andere Raubtiere nicht an Schlagbäume halten, sondern eine von Habitaten, deren Eigenschaften sich drastisch unterscheiden können.

Auch deshalb hinken Vergleiche mit nördlichen, weniger besiedelten Ländern, in denen große Raubwildjäger nie ganz verschwunden sind. Gerade deswegen sollte eine gemeinsame Strategie beim Thema Wildtiermanagement erarbeitet werden. Ich denke, es ist korrekt, verhaltensauffällige Tiere zu erschießen, um die Bevölkerung zu schützen, dies muss aber auch immer im Zusammenhang mit anderen Tieren wie Wildschweinen oder Hunden verdeutlicht werden. Das Management sollte die Sorgen von Landwirten, Kindergärten und Anwohnern mit einbeziehen. Es kann nicht sein, dass ein Landwirt in finanzielle Schwierigkeiten gerät, wenn er sein Vieh durch Wolfsangriffe verliert oder Anwohner durch Wölfe in Angst versetzt werden.

Dafür muss ein besserer Verdienst der Landwirte erreicht werden, mit dem sie gut leben und vorsorgen können. Hierbei sollte sich der Verbraucher in der Verantwortung sehen und nicht über zu hohe Lebensmittelpreise jammern. Diese sind verglichen mit dem Einkommen in anderen EU-Nationen sehr viel höher und damit fairer. Für Kindergärten und Anwohner braucht es gezielte Informationen im Umgang mit Wildtieren, damit es gar nicht zur gefährlichen Konfrontation kommt. Dazu gehören vorschulische und schulische Wildnispädagogik und systematische Informationen von Anwohnern. Bleiben am Ende noch die Sorgen derer, die sich am meisten vom zurückkehrenden Wolf fürchten: die Jäger. Da die Wildtierregulierung von nun an der Natur überlassen werden kann und ihr Beitrag zur Nahrungssicherung in Deutschland gering ist, sollten sie eher das Einsparpotenzial sehen, das sich durch den verringerten Kauf von Munition ergibt. Andreas Ettl, Oberammergau

© SZ vom 11.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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