WM im Militärischen Fünfkampf:Verluste garantiert

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In München beginnt die WM im Militärischen Fünfkampf. Die deutsche Mannschaft will Gold holen beim Heimspiel - ihre vorerst letzte Chance.

Hendrik Buchheister

Norbert Stracke ist sich ziemlich sicher, was er sagen will. Er will sagen, dass seine Mannschaft diesmal natürlich Weltmeister werden muss, aber es wäre ja blöd, das jetzt in der Zeitung zu verkünden, und dann wieder nur auf dem zweiten oder dritten Platz zu landen und erklären zu müssen, warum die Chinesen oder die Weißrussen wieder besser waren als die Deutschen.

Diesen Freitag beginnt in München auf der Olympiaschießanlage Garching-Hochbrück die WM im Militärischen Fünfkampf, sein Basislager hat sich der Wettbewerb auf dem Gelände der Universität der Bundeswehr in Neubiberg eingerichtet. Es handelt sich für die deutsche Mannschaft um ein Heimspiel, zweifelsfrei ist das ist ein Vorteil für seine Gruppe, sagt Stracke, der die Deutschen als Athlet und Trainer anführt.

Dann ist der WM-Titel in diesem Jahr also der einzig zufriedenstellende Abschluss? "Ich würde tiefstapeln, wenn ich nein sagen würde, aber vielleicht sollte ich besser nein sagen, um die Jungs nicht unter Druck zu setzen." Die Jungs finden das bestimmt nett von ihrem Trainer, doch um diesen Druck muss er sich gar nicht kümmern - der ist schon da.

Bestleistung im Training

Die Deutschen habe sich bei den zurückliegen Weltmeisterschaften einen hübschen Positivtrend erkämpft. Vor zwei Jahren gelang ihnen in der Mannschaftswertung der dritte Platz, 2008 wurden sie Zweiter. Die Goldmedaille in diesem Jahr wäre logisch, und die Chance auf diese Medaille wird der deutschen Mannschaft so schnell nicht wieder begegnen - die Titelkämpfe in München, bei denen sich 200 Soldaten aus 30 Nationen versuchen, bieten ihr die vorerst beste Gelegenheit, Weltmeister zu werden.

Der Familienvater, Fünfkämpfer und Übungsleiter Stracke, 33, möchte künftig nur noch Familienvater und Übungsleiter sein, er wird der Mannschaft als Sportler ebenso fehlen wie Martin Reichart, der 2008 auch in der Einzelwertung Zweiter wurde und jetzt an seinem Fachabitur arbeitet.

Drucksituation für die Sportler

Stracke hat 1998 zum ersten Mal bei einer WM mitgemacht, viermal waren die Deutschen schon Weltmeister, aber das war vor seiner Zeit. Seit rund fünf Jahren besteht die gegenwärtige Mannschaft, in der Zeit hat sich das WM-Aufgebot ab und zu verändert. Der Weggang von Stracke und Reichart nach der Weltmeisterschaft wird aber eine Renovierung erfordern. "Die Mannschaft wird Verluste hinnehmen müssen", sagt Stracke, "Weltmeister oder WM-Zweiter, das wird im nächsten Jahr garantiert nicht zu machen sein."

Er hat die Drucksituation längst erkannt, in der sich seine Sportler befinden, und er spitzt sie zu: "Wenn wir es jetzt nicht schaffen, wann dann?" Den Nachwuchskräften der Mannschaft für die Zeit nach Stracke und Reichart ist ein erneute positive Entwicklung nicht gleich zuzutrauen. "Es gibt viele Interessenten für das Team", erzählt Stracke, "aber da ist wenig Brauchbares dabei." Anders als der Moderne Fünfkampf (Schießen, Degenfechten, Schwimmen, Springreiten, Crosslaufen) verlangt der Militärische Fünfkampf Fähigkeiten in den Disziplinen Schießen, Crosslaufen, Hindernisbahnlaufen, Hindernisschwimmen und Werfen.

Damit ihnen jetzt der WM-Sieg gelingt, vertrauen die Deutschen auf ihren Heimvorteil. Auf der Anlage der Bundeswehr-Universität haben sie zuletzt täglich geübt, ebenso kennen sie die Schießbahn in Garching-Hochbrück, die, anders als sonst beim Militärischen Fünfkampf, 300 statt 200 Meter lang ist.

Melanie Günther, die einzige Frau im deutschen Aufgebot, hat am Donnerstag im Training ihre Bestleistung geschossen. "Wir haben hier das Publikum, das nur uns anfeuert", sagt Stracke, "wenn wir Weltmeister werden, dann nur hier." 2007 durften die Fünfkämpfer zuletzt ein internationales Turnier in München austragen, die EM. Gewonnen hat: Deutschland.

Zeitplan der WM

Fr., 4. September: 8 bis 16 Uhr Schießen, Olympiaschießanlage Hochbrück; Sa., 5. September: 10 bis 18 Uhr Hindernisbahnlauf, Campus der Bundeswehr-Uni Neubiberg; So., 6. September, 9 bis 13 Uhr Hindernisschwimmen, Freibad Unterhaching; Mo., 7. September, 8 bis 19 Uhr Werfen, Campus der Bundeswehr-Uni Neubiberg, Di., 8. September, 10 bis 13 Uhr Crosslauf, Campus der Bundeswehr-Uni Neubiberg, Do., 10. September, 8 bis 14 Uhr Staffel-Hindernisbahnlauf; Do., 16 Uhr: Siegerehrung am Campus Bundeswehr-Uni Neubiberg.

Der Eintritt ist zu allen Wettbewerben frei.

© SZ vom 04.09.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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