WM auf der Wiesn:Den Jubel der Tifosi wollen sie nicht mehr sehen

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Die Stimmung während der Fußball-Premiere auf der Wiesn war eher verhalten: 20 000 maßlos enttäuschte deutsche Fans verfolgten das Halbfinale auf der Theresienwiese. Die Italiener zogen zum Feiern auf die Leopoldstraße um.

Andreas Schubert

Die Enttäuschung ist maßlos. Null zu eins. Null zu zwei. Stille. Nur ein paar jubeln, das sind die Italiener. Auf der Leinwand liegen sich die Blauen in den Armen, aber das wollen die meisten Fans gar nicht mehr sehen, die hierher auf die Theresienwiese gekommen sind.

Traurige Fans auf der Theresienwiese. (Foto: Foto: AP)

Die Fußball-Premiere auf der Wiesn ist misslungen aus deutscher Sicht, 20 000 Fans trauern. Wer was zu feiern hat ist Italiener und macht das auf der Leopoldstraße. Die wird, wie immer, nach dem Abpfiff gesperrt - nur dass diesmal die schwarz-rot-goldenen Fahnen traurig im Wind hängen.

Zitternde Fans

Unterhalb der Bavaria wurde zum ersten Mal ein WM-Spiel live auf einer Mega-Videowand übertragen, und dann gleich Deutschland gegen Italien. Platz wäre für 25 000 Begeisterte. Anders als erwartet muss das Gelände nicht wegen Überfüllung geschlossen werden, bis zum Anpfiff kommen dann aber doch noch 20 000 Fans.

Die Stimmung spiegelt den Spielverlauf: Lange ist sie verhalten, ein 119-minütiges Zittern. Dann das Aus. Immerhin meldet die Polizei: Alles bleibt friedlich. Das gilt auch für den Olympiapark und das Fan-Fest, dorthin sind 35 000 Menschen gekommen.

Als die Fans am Abend zu zittern beginnen, hat für Peter Häberle das Bangen ein Ende. Als am Freitag feststand, dass die deutsche Nationalmannschaft es tatsächlich ins WM-Halbfinale geschafft hat, wusste Peter Häberle schon, dass er die nächsten Tage viel würde telefonieren müssen. Häberle hat die Liveübertragung des Spiels auf der Theresienwiese organisiert.

Der einzige WM-Wiesn-Wirt

Ein kurzfristiges Unterfangen, das seiner Einschätzung nach ohne die richtigen Kontakte nicht möglich gewesen wäre. Denn mit einem Riesenansturm war auch am Dienstag wieder zu rechnen, auch im Olympiastadion hatten mehr als 25 000 Fans bereits das Viertelfinale verfolgt. Wegen eines Kinderfußballturniers im Stadion musste die 45 Quadratmeter große Leinwand allerdings umziehen.

Und ins Schwitzen kam Häberle eigentlich erst am Dienstagnachmittag und das auch nur wegen der Hitze. "Security-Personal organisieren, Absperrgitter und Tonanlage mieten, kein Problem, wenn man die richtigen Leute kennt". Wie das Spiel ausgeht, war Häberle vor dem Anpfiff ziemlich egal. "Wichtig ist, dass es hier genauso friedlich bleibt, wie auch im Fanpark."

Auch Mitorganisator Siegfried Able, verantwortlich für die gastronomische Versorgung, interessiert sich nur dafür, dass die Abfertigung der Massen reibungslos über die Bühne ging. Able zeigte sich stolz, dass die kurzfristig angesetzte Fan-Wiesn mehrere Stunden vor Anpfiff stand: zwölf Getränke und Essensstände, 100 Toiletten, 300 Hektoliter Bier und 120 Mitarbeiter: "Ich bin der erste und einzige WM-Wiesn-Wirt", sagt Able.

© SZ vom 5.7.2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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