Wirtschaft:"Junge Frauen sollen mutig sein, ihre Ideen auch durchzusetzen"

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Erst OP-Schwester, dann Hutmacherin: Christine Halbig hat einen Laden in der Theatinerstraße. (Foto: Catherina Hess)

Die Unternehmerinnen Christine Halbig und Delia Fischer sind die ersten Frauen, die den Wirtschaftspreis "La Monachia" entgegennahmen. Die eine ist Hutmacherin, die andere führt einen erfolgreichen Onlineshop.

Von Daniel Gözübüyük

Männer in perfekt sitzenden Anzügen, akkurat zurecht gekämmte Haare, arrogant, eitel, zielorientiert - so stellen sich heute noch immer viele Menschen die typische Führungskraft vor. Dabei beinahe unsichtbar: die Leistung und Bedeutung von Frauen im Wirtschaftssektor.

"Daher wollen wir nun jedes Jahr diesen Preis verleihen und den enormen Beitrag weiblicher Führungskräfte in den Mittelpunkt stellen", sagt Bürgermeister Josef Schmid (CSU) und hält dabei eine goldene Büste in der Hand. Es ist der Kopf einer Löwin; "La Monachia", lateinisch für München, so heißt der Wirtschaftspreis für Frauen, der nun erstmalig verliehen wurde. "Autorität, Loyalität, Gelassenheit und Teamgeist - dafür stehen Löwinnen. Auch für unsere beiden Preisträgerinnen gelten diese Attribute", sagt Schmid.

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Sie sind Ende 20 oder Anfang 30 und haben ihre eigenen Unternehmen gegründet. Über fünf Frauen, die ihren eigenen Weg gehen - und kein Problem damit haben, Verantwortung zu übernehmen.

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Die eine, Christine Halbig, 50, eine Hutmacherin, die ihr Atelier seit 14 Jahren an der Theatinerstraße hat. Die andere ist Delia Fischer, die Gründerin und Geschäftsführerin des Unternehmens "Westwing", einem Onlineshop für Möbel und Accessoires. So unterschiedlich die Branchen sind, eint beide eines: Sie haben sich getraut, ihren eigenen Weg zu gehen.

"Frauen sind für die wirtschaftliche Zukunftssicherung unverzichtbar", sagt Bürgermeister Schmid. Noch vor weniger als 45 Jahren hätten sie ohne Zustimmung ihrer Männer nicht einmal ein Konto eröffnen dürfen. "Heute bereichern sie unseren Arbeitsmarkt", sagt Schmid. Ein Unternehmen sei nicht erfolgreich, wenn ein Mann allein entscheide, sondern erst dann, wenn eine Frau mitrede. "Der Mix aus männlicher Zielgenauigkeit und weiblicher Intuition; das ist der Schlüssel zum Erfolg", erklärt der Bürgermeister.

Halbig machte nach der Schule eine Lehre zur OP-Schwester. "Ich war sehr schüchtern, und nur froh, eine Ausbildung zu haben." Doch glücklich wurde sie nicht. Nach zehn Jahren nahm sie all ihren Mut zusammen und kündigte. Drei Jahre ackerte sie, lernte, arbeitete am Wochenende noch in der Nothilfe, weil ihr Verdienst in der Ausbildung zu gering war.

Es sollte sich auszahlen: 2002 bestand sie nicht nur ihre Prüfung - sie wurde auch zur Jahrgangsbesten gekürt und erhielt den Meisterpreis der bayerischen Staatsregierung. 14 Jahre später ist ihr Laden die führende Adresse für Hüte in Europa. Prominente und Königshäuser aus aller Welt tragen ihre Kreationen. Nicht zuletzt sogar auf der Hochzeit von Prinz Harry und Meghan Markle.

Halbigs Mitarbeiterinnen meldeten sie für den Wirtschaftspreis an - und kurze Zeit später wird sie zur ersten "La Monachia"-Gewinnerin. "Ich bin so dankbar, für meine Kolleginnen und vor allem für meinen Mann, der immer an mich geglaubt hat", sagt sie.

An sich und ihre Idee hat auch Delia Fischer immer geglaubt. Die 34-jährige Münchnerin hat ihre Firma 2011 gegründet. Inzwischen ist sie mit ihrem Unternehmen in 14 Ländern vertreten, beschäftigt mehr als 1400 Mitarbeiter, hat einen Pop-up-Store an der Brienner Straße und generiert einen Jahresumsatz von 270 Millionen Euro. "Es sind nicht nur zu wenig Frauen in Führungspositionen, sondern auch an der Spitze ihrer eigenen Firma", sagt sie. "Junge Frauen sollen mutig sein, ihre Ideen auch durchzusetzen."

Delia Fischers Unternehmen ist in 14 Ländern vertreten und generiert einen Jahresumsatz von 270 Millionen Euro. (Foto: Anca Savas)

Fischer fing nach der Schule als Praktikantin beim Burda-Verlag an, absolvierte ein Volontariat beim Magazin Elle und wurde später Redakteurin. "Ein toller Job. Aber mich hat's irgendwie immer gejuckt. Ich wollte was Eigenes machen." Alle würden Jeans und Kleider übers Internet kaufen, wieso also nicht Möbel? So entstand die Idee zu Westwing.

Letztlich ausschlaggebend sei aber auch ein Rat ihrer Mutter gewesen. Sie soll in einem Gespräch gesagt haben: "Eigentlich müsste ich dir zur Sicherheit raten, aber verwirkliche deine Träume, Kind. Sonst wirst du nie glücklich." Fischer wurde glücklich. Und sie kümmert sich nicht nur um ihren eigenen Erfolg. Ihr Preisgeld von 3000 Euro will sie an den Verein "Digitale Bildung für Alle" spenden, der kostenlose Programmierkurse für Mädchen anbietet.

© SZ vom 19.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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