"Wir melden uns":Der Irrsinn in 20 Sätzen

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Was Mieter, Vermieter und Makler bei Besichtigungen von sich geben

Ein Altbau in Schwabing, 180 Quadratmeter, sechs Zimmer: Die Wohnung, die der Monaco Franze alias Franz Münchinger zu vergeben hat, ist der Traum aller Mieter. 300 Anrufe an einem Tag vermeldet der Rezeptionist in dem Hotel, in dem Münchinger untergekommen ist - und er bringt sich selbst auch gleich noch ins Spiel: "Ich bin fest angestellt. 14 Monatsgehälter. Nichtraucher, verheiratet. Keine Kinder. Wir können übrigens keine bekommen, das kann Ihnen unser Arzt bestätigen. Ich spiele kein Instrument. Ich hör' auch keine Musik. Wir geben keine Feste. Meine Frau ist praktisch immer auf Reisen. Und ich bin selbst nie zu Hause. Herr Münchinger - ich bin der ideale Mieter." Seit den Siebzigern hat sich da nicht viel geändert. SZ-Autoren haben in 20 Sätzen gesammelt, was Mieter, Vermieter und Makler bei Wohnungsbesichtigungen so von sich geben.

Mieter

"Nein, wirklich! Auch mit Baby macht es uns überhaupt nichts aus, im vierten Stockwerk ohne Fahrstuhl zu wohnen, wir sind ja sportlich. Wir laufen wahnsinnig gerne Treppen."

"Natürlich, wir streichen selber."

"Ach was, der kaputte Fußboden und der vollgerümpelte Keller, das braucht ihr nicht renovieren und ausräumen."

"Klar, die Wohnung ist ein wenig dunkel, aber wir sind sowieso nur abends da."

"Klar können wir uns vorstellen, 3000 Euro Ablöse zu zahlen. Das ist ja auch eine sehr hochwertige Küche."

Vermieter

"Die Miete wird wahrscheinlich noch erhöht."

"Wir melden uns."

"Die Kaution wären 5500 Euro, also drei Monatsmieten, aber die bekommen Sie ja zurück. Und es bräuchte eine Bürgschaft."

"Aber wie wollen Sie denn die Miete zahlen, wenn das Baby da ist, dann haben Sie ja nicht mehr zwei Einkommen?"

"Was ist Ihr Partner denn für ein Landsmann?"

"Wir möchten, dass in der Wohnung wirklich nur zwei Personen wohnen. ( Fünf Minuten später :) Wollen Sie Kinder?"

"Die Wohnung ist als Gewerbefläche angemeldet. Sie können hier aber trotzdem wohnen. Sie müssen halt nur über den öffentlichen Hausflur zum zweiten Teil der Wohnung mit der Toilette und der Küche."

"Am liebsten wäre uns ein Wochenend-Heimfahrer."

"Das Schlafzimmer ist Souterrain und liegt direkt neben der Tiefgaragen-Auffahrt. Aber ganz ehrlich, die Autos hören Sie gar nicht."

"Eine Wohnung mit viereinhalb Zimmern ( 125 Quadratmeter; d. Red.) ist für Sie als fünfköpfige Familie zu klein. Sie brauchen mindestens sechs Zimmer."

"Wir zwei regeln das nachher unter uns, wenn die anderen durch sind."

Vormieter

"Haben Sie überlegt, ob jemand eine Bürgschaft für Sie unterschreiben und seine Finanzen offenlegen würde? Andernfalls sehe ich für Sie keine guten Chancen."

"Das Übernehmen der Möbel ist optional, aber schön wäre es natürlich schon. Auf diesem Formular können Sie ankreuzen, was Sie nehmen würden, und unterschreiben."

"Ich soll dem Vermieter fünf Mieter vorschlagen. Hier ist das Formular, mit dem Sie sich bereit erklären, dass Sie, wenn Sie die Wohnung kriegen, 600 Euro für einen Makler bezahlen und mir 170 Euro für die Übernahme der Lampen, 80 Euro für den Vorhang im Schlafzimmer und 10 Euro für einen Spiegel im Badezimmer."

Makler

"Leider können wir keine weiteren Besichtigungstermine anbieten."

© SZ vom 31.03.2018 / SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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