Wiesnhalbzeit:Viel Spaß, viel Regen, viele Festnahmen

Lesezeit: 2 min

Kein Grund zur Besorgnis auf dem Oktoberfest: Es kamen mehr Besucher als im letzten Jahr. Oberbürgermeister Christian Ude erkannte sogar "untrügerische Anzeichen für einen leichten Aufschwung."

Von Claudia Wessel und Monika Maier-Albang

3,1 Millionen Besucher (2003: drei Millionen) tranken trotzdem auch 2,3 Millionen Maß Bier (wie im Vorjahr zur Halbzeit) und verzehrten 49 Ochsen (2003: 40). 1800 Liter Glühwein sind seit dem Kälteeinbruch auf der Wiesn am vergangenen Donnerstag ausgeschenkt worden.

Noch mehr Menschen als im Vorjahr kommen heuer auf das Oktoberfest. (Foto: Foto: dpa)

Oberbürgermeister Christian Ude sieht bereits einen wirtschaftlichen Aufschwung. "Diese Behauptung würde ich nicht so leicht machen", erklärte Ude, "wenn ich nicht die gleiche Beobachtung bei der Gewerbesteuer gemacht hätte." Es scheine, so Ude, als hätten die Bürger wieder erkannt, "dass man Geld auch ausgeben kann".

Und das nicht nur für Bier und Ochsenfleisch. Hendl, Würstl und Schweinshaxen seien ebensolche Renner, dazu gönne sich der Wiesnbummler gerne noch ein Accessoire. Die Hits: ein Trachtenhut mit Leuchtgamsbart und ein mit Edelweiß bestickter Tirolerhut.

Eine Wiesn ohne Hit

Ein neuer musikalischer Wiesnhit sei dagegen, so Fremdenverkehrschefin Gabriele Weishäupl, noch nicht in Sicht. Vielmehr zeige sich der Trend zum Bewährten: "Hey Baby", "Fürstenfeld" und "Anita". Ein neuer Trend sei aber bei den Besuchern auszumachen: Immer mehr Menschen aus Osteuropa kommen zum Oktoberfest, wie man bei der Auswertung der Wiesn-Bank festgestellt hat.

Bis Samstag Abend wurden 127 Kinder in den Räumen der Kinderbetreuungsstelle gewickelt und gestillt. 41 verloren gegangene Kinder (2003: 30) wurden von Mitarbeitern des Jugendamts betreut. Auch heuer wurden die Eltern dank Handy meist leicht gefunden.

Die Räume im neuen Servicezentrum hätten sich dabei bestens bewährt, so Weishäupl. Panische Kinder hätten sich dort weit schneller beruhigt als in der alten Containersiedlung. Das Wiesn-Fundbüro zählte rund 1600 Fundsachen, inklusive des Klassikers: ein Gebiss. Rund 92000 entführte Krüge wurden in der ersten Wiesnwoche wieder eingesammelt. 2003 waren es nur 64000.

Stau an der Toilette

Mit einer brenzligen Situation musste die Polizei am Samstag fertig werden: Im Winzerer Fähndl und im Schottenhamel stauten sich schon gegen zwei Uhr Nachmittags die Massen auf dem Weg zur und zurück von der Toilette. Um eine Panik am Pinkl-Engpass zu verhindern, öffnete die Polizei kurzfristig die Ein- und Ausgänge der bereits geschlossenen Zelte und drängte einen Teil der Wartenden nach draußen - was deren Unmut hervorrief.

Von "tumultartigen Protesten" berichtet Polizeisprecher Peter Reichl, sagt aber als Erklärung, man habe "Druck rauslassen müssen". Auch die an die frische Luft Beförderten dürften dort erst einmal Druck abgelassen haben. Verletzt wurde bei dem Einsatz niemand. Die Wirte beider Zelte sind nun allerdings vom Kreisverwaltungsreferat aufgefordert worden, solche "baulichen Mängel" bis zum nächsten Jahr zu beheben.

Sehr zufrieden ist die Polizei mit dem neuen Service-Zentrum. Das effizientere Arbeiten dort hat laut Reichl zur Folge, dass die Beamten schneller wieder im Einsatz sind und "draußen" mehr mitbekommen. Tatsächlich stieg die Zahl der Einsätze im Vergleich zum Vorjahr um 61 auf 865. Fest- und vorübergehend in Gewahrsam genommen wurden 362 Personen - 30 Prozent mehr.

Die neuen Haftzellen haben den Härtetest allerdings nur bedingt bestanden: Gleich am ersten Wochenende ging ein Fenster zu Bruch, durch das die Beamten in den Sanitärbereich blicken können - ein Betrunkener hatte mit der Faust dagegen gedonnert.

Positiv wirken sich offenbar das in diesem Jahr erstmals verhängte Verbot von Alkopops auf der Wiesn und die verschärfte Kontrolle bei Minderjährigen in den Zelten aus: Die Sanitäter griffen deutlich weniger betrunkene Jugendliche auf. Bis Samstag Abend mussten sechs alkoholisierte Unter-Sechzehnjährige versorgt werden. Die Zahl der Körperverletzungen (155) und Drogendelikte (108) blieb konstant, während bis zur Wiesnhalbzeit bereits drei Vergewaltigungen angezeigt wurden (im Vorjahr eine) - zwei Täter sind bereits gefasst.

© SZ vom 27.9.2004 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: