"Wie in Emsdetten, aber viel besser geplant":Arbeitsloser droht mit Amoklauf im Internet

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Aus "Sympathie" für den Täter von Emsdetten: Ein 21-Jähriger hat in einem Chatroom angekündigt, an seinem Arbeitsplatz Ähnliches anzurichten - um sich an seinem ehemaligen Chef zu rächen. Die Mord-Kommission nahm ihn fest.

Susi Wimmer

Die Polizei hat am Montag in Oberföhring einen 21-jährigen Arbeitslosen festgenommen, der zweimal in einem Internet-Chatroom einen Amoklauf "ähnlich wie in Emsdetten, aber viel besser geplant" an seinem ehemaligen Arbeitsplatz angekündigt hatte.

Die Schule in Emsdetten, an der das Unglück geschah. Für München drohte der Trittbrettfahrer Ähnliches an. (Foto: Foto: dpa)

In seiner Wohnung fanden die Beamten gewaltverherrlichende Videospiele sowie ausgeschnittene Zeitungsartikel über ähnliche Bluttaten. Der Mann wurde festgenommen. Er gab an, die Geschichte "aus Langeweile" erfunden zu haben. Die Polizei stuft ihn als Trittbrettfahrer ein.

Im Chatroom von "Bushido"

Am 10. sowie am 23. November loggte sich der 21-Jährige von einem Internetcafé aus in den Chatroom des Berliner Rappers "Bushido" ein. Der Sänger gilt als nicht unumstritten, seine Texte werden als frauen- und schwulenfeindlich interpretiert, teilweise auch als rassistisch eingeschätzt.

Im Chat bekundete der 21-Jährige seine Sympathie mit dem Amokläufer in Westfalen, der am 20. November seine ehemalige Schule gestürmt, 37 Menschen verletzt und sich selbst getötet hatte. Den Amoklauf hatte der frustrierte 18-Jährige im Internet angekündigt.

So auch der Münchner: Er schrieb, dass er sich bereits eine Waffe besorgt habe und Ähnliches an seiner Arbeitsstelle plane. Er sei vor zwei Jahren entlassen worden und wolle sich nun an seinem Chef rächen. Einmal sei er schon an der Arbeitsstelle gewesen, allerdings war sein ehemaliger Vorgesetzter nicht da.

Hass auf die Welt

Weiterhin gab der 21-Jährige von sich, er habe einen Hass auf die Welt und seinen Amoklauf werde er besser planen als der 18-Jährige in Emsdetten. Ein Chatteilnehmer aus Nürnberg las den Inhalt und informierte sofort die Polizei.

Die Spur führte nach München: Also klinkten sich die bayerischen Beamten der Mordkommission in den Chat ein und nahmen mit dem anonymen Schreiber Kontakt auf. Der ging auf die E-Mails der verdeckt arbeitenden Ermittler ein - und fasste nach längerem Hin und Her so viel Vertrauen, dass er sich mit ihnen treffen wollte.

Als sich die Chatter schließlich am Montag in der Innenstadt gegenüberstanden, klickten gleich die Handschellen. Der in Oberföhring lebende Mann leugnete anfangs, allerdings war die Beweislast so erdrückend, dass er schließlich ein Geständnis ablegte. Der Berufs- und Arbeitslose sagte der Polizei, er habe sich "einfach gelangweilt". Er besitze keine Waffe und habe auch nie die Absicht gehabt, seine Drohungen in die Tat umzusetzen.

Bei der Wohnungsdurchsuchung in Oberföhring fand sich tatsächlich keine Waffe - dafür ein Laptop, brutale Videospiele und Zeitungsartikel über Amokläufer. Die Staatsanwaltschaft leitete ein Verfahren wegen Störung des öffentlichen Friedens ein, der Ermittlungsrichter erließ Haftbefehl.

© SZ vom 7.12.2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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