Wettstreit der Schreihälse:Lauter als ein Presslufthammer

Brüllen ist gesund! Ein Jugendzentrum rief zum Wettstreit der Schreihälse auf. Auch zwei Fußballprofis machten mit. Mit Hörprobe.

Michael König

22 Schreie hält Uwe Hegeler aus, dann greift er zu Ohrstöpseln. Der Leiter des Jugendzentrums Haidhausen steht mitten im Getöse, 100 Dezibel und mehr zeigt das Schallpegelmessgerät an. Das ist knapp unter der Schmerzgrenze, eine Kreissäge ist kaum lauter.

Der Lärm an der Einsteinstraße ist jedoch menschlichen Ursprungs, elf Kinder haben die Schreie losgelassen, mindestens zehn Mal so viele werden noch folgen. Hegeler tut gut daran, seine Ohren zu schützen.

Er ist der Moderator des zweiten Münchner Schreiwettbewerbs: Schüler aus der ganzen Stadt kommen nach Haidhausen und brüllen um die Wette. Jeder hat zwei Versuche, die lautesten bekommen einen Pokal.

Den Anfang macht Yasin Akar, 13 Jahre alt, Schüler der Hauptschule an der Stuntzstraße. Er setzt Schallschützer auf - fürs Trommelfell. Dann brüllt er los: "Aaaaaah", er verzieht das Gesicht, "aaaaah", bis ihm die Puste ausgeht. 105,5 Dezibel, seine Klassenkameraden applaudieren.

Es ist eine Gaudi mit ernstem Hintergrund: "Schreien ist gesund, es befreit und kann Aggressionen lösen", sagt Martin Zimmer, Diplom-Sozialwissenschaftler und Erfinder des Wettbewerbs. "Gerade Jungs brauchen das manchmal, dann werden sie ruhiger."

Die Mädchen aber sind lauter, eine Teilnehmerin erreicht 113 Dezibel, das ist fast die Lautstärke eines startenden Flugzeugs. Im Jugendzentrum liegen deshalb Ohrstöpsel bereit, auch für zwei prominente Gäste ist jeweils ein Paar reserviert: Die Veranstalter haben die Fußballer Philipp Tschauner und Jose Holebas vom TSV 1860 München eingeladen, mit den Kindern um die Wette zu schreien. Zimmer findet: "Löwen und Brüllen, das passt super zusammen."

© SZ vom 24.02.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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