Werbung für Weihnachtskonzerte:CSU attackiert München Ticket

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Weil die städtische Firma München Ticket in einem Prospekt für einen privaten Konzertveranstalter geworben hat, fordern andere Veranstalter nun eine Unterlassungserklärung. Auch ein CSU-Stadtrat hat sich eingemischt - und wittert einen "wirklichen Skandal".

Von Dominik Hutter

Die städtische Firma München Ticket, die Eintrittskarten für Kulturveranstaltungen verkauft, hat Ärger mit drei kooperierenden Konzertveranstaltern. Auslöser ist ein Prospekt, der in einer Auflage von 135 000 Exemplaren verteilt wurde, und in dem mit dem Logo von München Ticket für die Weihnachtskonzerte der privaten Konzertagentur Münchenmusik geworben wurde.

Gerade so, als handle es sich um das offizielle und vollständige Musikprogramm der Stadt München, schäumen drei Konkurrenten aus der Veranstalterszene, die sich und ihre Angebote nun in den Hintergrund gerückt sehen. "Wir haben das rechtlich prüfen lassen", berichtet Nicolaus Schreyer von der Münchner Konzertdirektion Bell'Arte. Die Anwaltskanzlei Nachmann fordert von München Ticket nun eine Unterlassungserklärung, auch über Schadenersatzansprüche wird nachgedacht. München-Ticket-Chef Stephan Rusch weist die Vorwürfe zurück. Dieser Weg, für die eigenen Angebote zu werben, stehe seit langem jedem Veranstalter offen.

CSU-Stadtrat Quaas spricht von einem "wirklichen Skandal"

Der Streit hat bereits das Rathaus erreicht. CSU-Stadtrat Richard Quaas spricht von einem "wirklichen Skandal" und fordert "dringend und schnellstens Aufklärung". Es gehe nicht an, dass ein städtisches Unternehmen eine einzelne Privatfirma bevorzugt. Besonders verärgert ist Quaas darüber, dass der Prospekt ebenso wie ein ebenfalls mit München-Musik-Terminen bestückter digitaler Newsletter auch an die Kunden anderer Konzertveranstalter verschickt wurde. Deren Adressen seien München Ticket schließlich nur treuhänderisch überlassen worden, eine Weitergabe sei datenschutzrechtlich höchst bedenklich. Der CSU-Politiker schätzt, dass der Schadenersatzanspruch der drei Konzertveranstalter in die Hunderttausende gehen könnte, und fordert personelle Konsequenzen bei München Ticket. Womit wohl Geschäftsführer Rusch gemeint sein dürfte.

Der allerdings findet die Aufregung "seltsam" und will die Unterlassungserklärung zunächst nicht unterscheiben - vorbehaltlich des Ergebnisses einer eigenen juristischen Prüfung. Nach Auskunft Ruschs werden Veranstaltungs-Infos per Mail oder Brief seit vielen Jahren von zahlreichen Veranstaltern gern gebucht, auch die jetzigen Beschwerdeführer hätten das Angebot bereits in Anspruch genommen. "Das steht jedem frei", versichert Rusch. Auch Andreas Schessl, der Chef von Münchenmusik, streitet ab, eine exklusive Dienstleistung erhalten zu haben. Druck, Versand und Porto des Prospekts würden von seinem Unternehmen bezahlt, Zugriff auf die Kundendaten habe man nie erhalten.

Auch Rusch versichert, die Kundendaten vertraulich zu behandeln. Es handle sich um Adressen von Konzertbesuchern, die bei München Ticket Karten bestellt haben, unabhängig vom Veranstalter. Die Konzertbüros erhielten auf Nachfrage allenfalls die Daten ihrer eigenen Kunden, niemals die der Konkurrenz. Das für München Ticket zuständige Wirtschaftsreferat will zu dem Streit vorerst nichts sagen. Es gelte, das Ergebnis der rechtlichen Prüfungen abzuwarten.

© SZ vom 29.11.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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