Wenn schon Symbol, dann richtig:Patrona Bavariae statt Kreuz

Zur bayerischen Kreuz-Anordnung des Kabinetts für Behörden:

Mit seiner "geschichtlich-kulturellen" Verteidigung der neuen bayerischen Kreuzpflicht verriet Ministerpräsident Söder seine Unkenntnis der Geschichte Bayerns. Selbst wenn man dem Argument folgte, dass Bayern eine besondere kulturelle Identität hätte und dass diese Identität von der historischen bayerischen Christenheit geprägt worden wäre, so ist nicht das Kreuz das historische Symbol der Christen in Bayern, sondern Maria, die Patrona Bavariae.

Schon im Mittelalter war Bayern berühmt für Dutzende Marienwallfahrtsorte. In der Frühen Neuzeit hat der Marienwallfahrtsort in Altötting das bayerische Christentum mit Maria gleichzusetzen begonnen - insbesondere nach der Pilgerreise Kaiser Friedrichs III., 1491. Die historische Mitte von München heißt bekanntermaßen Marienplatz und umgibt die triumphierende Mariensäule, die die "Schutzfrau Bayerns" ehrt. Das Herz des Katholizismus in Bayern findet sich gleich um die Ecke: der Dom zu unserer lieben Frau. Die Einwohnerinnen und Einwohner von Augsburg, Eichstätt, und Freising sind über Jahrhunderte von Maria, der Patronin ihrer Dome, geschützt worden. Maria sitzt auf dem Thron im Zentrum des Siegels der Ludwig-Maximilians-Universität München. Nürnberg war im 16. Jahrhundert das berühmteste Beispiel einer reformatorischen Stadt, die dennoch hunderte Statuen von Maria bewahrt hat. Die modernen, "schlichte(n) Holzkreuze ohne den Gekreuzigten", welche Ministerpräsident Söder empfohlen hat, sind vielleicht Symbole seiner eigenen Identität, doch haben sie wenig mit der "geschichtlich-kulturellen Identität" Bayerns zu tun. Dr. Maximilian M. Scholz,Tallahassee, Forida

© SZ vom 21.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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