Weltmarktführer:Kamera läuft

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So ging es vor fast 100 Jahren los: Arri-Gründer August Arnold (rechts) und Robert Richter. (Foto: Arri)

1917 gründen zwei Schulfreunde die Firma Arri - heute ist sie das weltgrößte Unternehmen für Film-Equipment

Als die Firma Arri im Jahr 2012 mal wieder einen Technik-Oscar feierte, hatte die Trophäe vor allem eine Gemeinsamkeit mit der großen Statue für Schauspielkünste: Sie war auch mit Gold beschichtet. Ansonsten ist die berühmte Oscar-Figur auf eine Goldplatte gezeichnet, es handelt sich also um eine eher dezente Auszeichnung. Und auch die Feier war mehr Branchentreff als strahlend pompöse Einladung im Rampenlicht der Filmszene. Aber das ist eben Arri, das Münchner Film-Unternehmen an der Türkenstraße: nicht im Rampenlicht stehen, sondern das Rampenlicht bereitstellen, zum Beispiel mit Scheinwerfern, die zu einem Filmset ebenso dazugehören wie eine der digitalen Alexa-Kamera-Varianten - seit beinahe einhundert Jahren.

1917 begann die Geschichte der Firma, die heute das weltgrößte Unternehmen für Film-Equipment ist und in den diversen Büros in Schwabing zudem Kinofilme mit digitalen Effekten verfeinert. Die Schulfreunde August Arnold und Robert Richter sind beide leidenschaftliche Techniker und Filmfans. Sie gründen eine Firma, dessen Namen sie aus den Anfangsbuchstaben ihrer Nachnamen zusammensetzen und bezogen Räume in der Türkenstraße. Arnold und Richter drehten zunächst Filme, Western, die erfolgreich waren. Die Erlöse wurden sofort wieder investiert, sie spezialisierten sich schnell auf Ausstattungen von Film-Sets, zunächst auf Beleuchtungen, später auch auf Kameras. Im Jahr 1937 dann der Durchbruch: Die Arriflex-Kamera mit Spiegelverschluss wie bei einer Fotokamera war eine Revolution in der Filmbranche. Das von Arri genutzte Areal in Schwabing wurde größer und größer. Heute hat das Unternehmen 1200 Mitarbeiter, knapp die Hälfte in München. Nachdem die Firma bei der digitalen Entwicklung zunächst drohte abgehängt zu werden, sind die Zahlen wieder gut. Bei der Beleuchtungssparte ist die LED-Technik etabliert, und mit der Alexa-Reihe hat Arri digitale Kamera-Standards gesetzt.

Im Jahr 2012 verkaufte Bob Arnold, Sohn des Unternehmensgründers, seine Anteile an die Nachfahren von Robert Richter. Die Firma wird demnächst umziehen, in ein 1,4 Hektar großes Areal in der Parkstadt Schwabing. Dort kann dann wohl auch die Feier zum 100-jährigen Bestehen begangen werden. Vielleicht wird die ja dann doch ein wenig größer, auf jeden Fall aber gut ausgeleuchtet und gefilmt.

© SZ vom 22.09.2015 / cro - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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