Weitere Leserbriefe:Sauschwer - im Stall wie im Fernsehen

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Sauschwer

Das deutsche Tierschutzgesetz fordert eine verhaltensgerechte Unterbringung von Tieren. Die Möglichkeit des Tieres zu artgemäßer Bewegung darf nicht so eingeschränkt werden, dass ihm "Schmerzen oder vermeidbare Leiden zugefügt werden". Von ökologisch orientierten Betrieben darf - nach deren eigenem Anspruch - mehr erwartet werden ("Neue Vorwürfe gegen den Musterbetrieb" vom 3. Februar). Das Dilemma liegt darin, dass beim Schwein eine extreme Diskrepanz zwischen dem Gewicht der Sau (circa 250 Kilogramm) und dem Geburtsgewicht des einzelnen Ferkels (1,4 bis 1,8 Kilogramm) besteht. Dadurch ist die Gefahr, dass ein Ferkel durch die schwerfällige Sau erdrückt wird, extrem groß. Mit Verlusten von mindestens 10 Prozent der Ferkel muss auch bei sorgfältiger Haltung gerechnet werden.

Zahlreiche Versuche der Umgestaltung von Ställen führten zu keinem besseren Ergebnis. Der Schweizer Spezialist in der Schweinehaltung, Dr. Roland Weber, der sich sehr um eine Verbesserung der Haltungsbedingungen von gebärenden Sauen bemüht hat, konnte schließlich nur feststellen, dass "in Abferkelbuchten ohne Fixation der Sau signifikant mehr Ferkel erdrückt werden als in Kastenstandsystemen". Blut im Zusammenhang mit der Geburt, Wunden sowie behandlungswürdige Infektionen lassen sich bedauerlicherweise nie völlig vermeiden. Dass die Muttersau durch den Kastenstand in ihrer freien Bewegung, wie in Herrmannsdorf, eingeschränkt wird, ist zeitlich begrenzt, man kann dies das "Wochenbett" der Muttersau nennen. Wer das nicht akzeptiert und gelegentliche Norm-Abweichungen als skandalös darstellt, dem fehlt die Sachkunde. Prof. Dr. Dr. Hans Hinrich Sambraus, München

Hohes Haus, hohe Rendite

Ob das in der Diskussion stehende Hochhaus am Hauptbahnhof die "Prüfung bestanden" hat (so der Titel des Berichts vom 3. Februar), löst manche Zweifel aus. Das Projekt war in dieser Form nicht Bestandteil der prämierten Wettbewerbslösung und lässt den Schluss zu, dass es dem Bauherrn vorrangig um wirtschaftliche Optimierung geht. Dabei bleiben Aspekte der Stadtgestalt zweitrangig. Die Stadtgestaltungskommission hat das nicht so gesehen und das Projekt durchgewunken, obwohl bei vielen Bürgern und auch bei Fachleuten erhebliche Vorbehalte dagegen bestehen. Die Argumente "Sichtachsen" und "Höhenentwicklung" sind für diesen Standort offensichtlich als nicht relevant erkannt worden. Es bleibt ein Unbehagen am Verfahren und an der Gestaltung. Einerseits handelt es sich um einen zusätzlichen Gebäudekomplex, ein "Anhängsel" am Wettbewerbsprojekt, was man an der Architektur gut ablesen kann, zum anderen sollte das Projekt, das an dieser Stelle entscheidend die Stadtgestalt bestimmen wird, nicht allein von einem "Beratergremium" in der Realisierungsphase beraten werden, sondern mit einem neuen Architektenwettbewerb öffentlich zur Diskussion gestellt werden. Im übrigen hat der Stadtrat sich vor einem Jahr fürs Großprojekt Hauptbahnhof ohne Hochhaus entschieden - es stand damals noch nicht zur Diskussion. Heinz A. Musil, München

Beachvolleyball statt Skilager

Mit der Schule ins Skilager ("Ein teures Vergnügen", 1. Februar) - wozu? Damit der Skisportindustrie nicht die Felle davonschwimmen! Jedes Jahr den Lieben passende Skischuhe und die aktuellen Ski unter den Christbaum legen, noch mehr Schneekanonen und Wasserspeicher, schnellere Super-Schaukel-Gondeln, dazu Bettenwechsel-Stau und (Après-)Ski-Unfälle. Alles für das Gipfelglück? Das vor Jahrzehnten von Ambros besungene Idyll ist Vergangenheit! Alternativ beispielsweise im Beachvolleyball-Camp barfuß in Short und Shirt durch heißen Sand wühlen, auch das kann Jugendliche glücklich machen. Doch dafür gibt es keine Lobby. Wolfgang Frühbeis, Deisenhofen

Herr Bystron und Herr Gottlieb

Ihr Kommentar "Das wäre Ihre Frage gewesen" (4. Februar) spricht mir aus der Seele. Ihm ist inhaltlich nichts hinzuzufügen. Wenn ich mich recht erinnere, zwinkerte Herr Bystron von der AfD sogar vielsagend und lächelnd, als ihn Herr Gottlieb sanft auf seinen Versprecher "FDP" statt "AfD" hinwies. Ich freue mich über Ihre Kommentierungskompetenz. Robert Kammerlander, München

© SZ vom 15.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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