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Von Flori Schuster, Schäftlarn

Böser Dreh

Es ist bestürzend, wie konsequent die Befindlichkeiten von Windkraft-Befürwortern und -Gegnern vertauscht werden ("Es dreht sich was", 13. Oktober): Es sind immer die Bauherren, die Planer, Konstrukteure und Anlagen-Errichter, die - der Zukunft zugewandt und mit einem unübertrefflichen Maß an Verantwortungsbewusstsein ausgestattet - gegen alle widrigen Umstände, gegen kleinkarierte Nachbarn, ja sogar gegen die übermächtige Staatsregierung, ach was, gegen den "leibhaftigen Seehofer" persönlich - den Erdball einer besseren, der einzigen, der vernünftigen und sicheren Zukunft entgegenführen! Und auf der anderen Seite immer diese egozentrischen, im Klein-Klein verhafteten, kurzsichtigen Windkraft-Gegner, deren einziger Beweggrund es ist, den Quadratmeterpreis ihrer ohnehin privilegierten Gründe im Auge zu haben und zu verteidigen.

Noch mal in aller Deutlichkeit: "Die Bösen" sind nicht die, die samt und sonders als Verpächter, Bauherren, Industrie oder als Investoren von den Windrädern profitieren (wollen), wenigstens solange unser aller Steuergelder und ein Gutteil des Strompreises zu Subventionen umgemünzt werden, sondern die, an deren Gartenzaun und vor deren Fenstern diese Giganten (GroWiAn-e, hat man sie mal genannt) sich drehen werden. (Sarkasmus-Modus aus.)

Wie verbreitet die Wahrheitstreue unter den Berichterstattern ist, beweist schon ein Satz aus dem Artikel: "Monn macht sich seit je für die Windräder stark, sie seien für das Gelingen der Energiewende essentiell und leisteten für die Energieversorgung seiner Gemeinde einen Anteil von 80 Prozent." Irgendwann allerdings muss sich der Bürgermeister Monn allerdings auch mal als Opfer gefühlt haben, denn jeder, der die Entwicklung verfolgt hat, weiß, dass genau dieser Bürgermeister Monn über genau diese Windräder vor ein paar Jahren voller Überzeugung (?) und mit vor Empörung bebender Stimme - wörtlich - gesagt hat: "Diese neue Generation von Windrädern, bis zu 200 Meter Höhe, das sind ... äh ... das sind Monster! Dem ist so!!!" Und im Gegensatz zu so Vielem in den betreffenden Zeitungsartikeln lässt sich das sogar beweisen; einfach in der Mediathek des ZDF nach "Windkraft", "Starnberg" und "Protest" suchen (ab 1:35). Und wer einen Grund sucht, warum "Politiker" heute in gewissen Kreisen als Schimpfwort verstanden wird, der bekommt hier die Antwort gleich noch mitgeliefert.

© SZ vom 02.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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