Weitere Briefe:Wie's den Obikes, dem Lech und der Wertach geht

Lesezeit: 4 min

Mit Steuern steuern

Ich kann es nicht glauben. Da verschandeln 7000 Billigst-Fahrräder das Stadtbild und die Stadtverwaltung beteuert, keine Handhabe dagegen zu haben ("Imageschaden im Eiltempo" vom 11. September, "O mei, Obike" vom 8. September und Leserbriefe "Unmut über die Obike-Schwemme" vom 12. September). Ausgerechnet in München, der heimlichen Gebührenhauptstadt, in der Geschäftsleute sogar für Markisen, die in den öffentlichen Raum hinein ragen, mit der legendären Luftsteuer zur Kasse gebeten werden, und kein Wirt es wagt, auch nur einen einzigen Stuhl ohne entsprechende Genehmigung auf den Bürgersteig zu stellen, will man nichts gegen diese Pest unternehmen können? Dann wird es höchste Zeit, Versäumtes nachzuholen, bevor die öffentlichen Verkehrsflächen unserer Stadt von anderen Geschäftemachern mit weiteren, guten und sperrigen Geschäftsideen (Schubkarren, Schlauchbooten oder ähnliches) in Beschlag genommen werden.

Lorenz Spirkl, München

Trend mit Vorteilen

Ein etwas anderer Blick auf die Debatte über Miet-Fahrräder von Obike (zum selben Thema): Miet-Fahrräder beherrschen mittlerweile das Straßenbild in Peking und Shanghai, wie ich dort diesen Sommer beobachten konnte. Auch dort wird eine angeregte öffentliche Diskussion geführt, da mehr als 40 Anbieter die Bürgersteige bevölkern. Das Mobilitäts-Verhalten der Bevölkerung haben diese Anbieter jedoch bereits nachhaltig verändert: fast 90Prozent (sic!) aller Fahrräder im Stadtbild sind mittlerweile gemietet, die Fahrt kostet nur 15 Cent (1 RMB). Der Einfluss der sogenannten Sharing Economy ist dort unübersehbar und trägt in den smoggeplagten chinesischen Großstädten dazu bei, Autos von der Straße zu bringen. In diesem Sinne sollte man es begrüßen, dass private Unternehmen wie Obike und nicht nur Staatsunternehmen wie MVV und Deutsche Bahn mit helfen, München vor dem Verkehrsinfarkt zu bewahren.

Marcus Polke, Neuried

Auch Lech und Wertach im Stress

Eine derartige umfassende Darstellung der Situation eines Gebirgsflusses ("Fluss im Stress", 5./6. August) habe ich mir schon lange gewünscht. Allerdings entsteht bei der Lektüre sofort der Wunsch, dass auch die anderen bayerischen Gebirgsflüsse in gleicher Weise dargestellt werden. Als Augsburger liegen mir dabei natürlich unsere beiden Flüsse Lech und Wertach am Herzen. Der Lech dürfte der am meisten ruinierte ehemals gewaltige Fluss sein. Eine Staustufenkette von Füssen bis Augsburg hat Fluss und Landschaft ruiniert, im Stadtgebiet von Augsburg quetscht die Stadt selber die letzte Kilowattstunde aus dem wenigen verbliebenen Wasser, der bayerische Staat fördert das Ganze auch noch, die Grünen schwärmen vom Ökostrom. Das ehemals türkisgraue Lechwasser sieht braun aus wegen der Algen, die sich auf den Kieseln angesiedelt haben, seit das Wasser nahezu still steht. Ähnlich steht es um die Wertach. Inn und Isar sind dagegen fast noch Wildwasser. Peinlich ist dabei, dass sich die Stadt Augsburg allen Ernstes um den Unesco-Titel Weltkulturerbe Wasser bemüht. Das erinnert sehr an den Bedeutungswandel der Wörter in Orwells "1984".

Jürgen Schiffler, Augsburg

Mit Steuern steuern

Ich kann es nicht glauben. Da verschandeln 7000 Billigst-Fahrräder das Stadtbild und die Stadtverwaltung beteuert, keine Handhabe dagegen zu haben ("Imageschaden im Eiltempo" vom 11. September, "O mei, Obike" vom 8. September und Leserbriefe "Unmut über die Obike-Schwemme" vom 12. September). Ausgerechnet in München, der heimlichen Gebührenhauptstadt, in der Geschäftsleute sogar für Markisen, die in den öffentlichen Raum hinein ragen, mit der legendären Luftsteuer zur Kasse gebeten werden, und kein Wirt es wagt, auch nur einen einzigen Stuhl ohne entsprechende Genehmigung auf den Bürgersteig zu stellen, will man nichts gegen diese Pest unternehmen können? Dann wird es höchste Zeit, Versäumtes nachzuholen, bevor die öffentlichen Verkehrsflächen unserer Stadt von anderen Geschäftemachern mit weiteren, guten und sperrigen Geschäftsideen (Schubkarren, Schlauchbooten oder ähnliches) in Beschlag genommen werden.

Lorenz Spirkl, München

Trend mit Vorteilen

Ein etwas anderer Blick auf die Debatte über Miet-Fahrräder von Obike (zum selben Thema): Miet-Fahrräder beherrschen mittlerweile das Straßenbild in Peking und Shanghai, wie ich dort diesen Sommer beobachten konnte. Auch dort wird eine angeregte öffentliche Diskussion geführt, da mehr als 40 Anbieter die Bürgersteige bevölkern. Das Mobilitäts-Verhalten der Bevölkerung haben diese Anbieter jedoch bereits nachhaltig verändert: fast 90Prozent (sic!) aller Fahrräder im Stadtbild sind mittlerweile gemietet, die Fahrt kostet nur 15 Cent (1 RMB). Der Einfluss der sogenannten Sharing Economy ist dort unübersehbar und trägt in den smoggeplagten chinesischen Großstädten dazu bei, Autos von der Straße zu bringen. In diesem Sinne sollte man es begrüßen, dass private Unternehmen wie Obike und nicht nur Staatsunternehmen wie MVV und Deutsche Bahn mit helfen, München vor dem Verkehrsinfarkt zu bewahren.

Marcus Polke, Neuried

Auch Lech und Wertach im Stress

Eine derartige umfassende Darstellung der Situation eines Gebirgsflusses ("Fluss im Stress", 5./6. August) habe ich mir schon lange gewünscht. Allerdings entsteht bei der Lektüre sofort der Wunsch, dass auch die anderen bayerischen Gebirgsflüsse in gleicher Weise dargestellt werden. Als Augsburger liegen mir dabei natürlich unsere beiden Flüsse Lech und Wertach am Herzen. Der Lech dürfte der am meisten ruinierte ehemals gewaltige Fluss sein. Eine Staustufenkette von Füssen bis Augsburg hat Fluss und Landschaft ruiniert, im Stadtgebiet von Augsburg quetscht die Stadt selber die letzte Kilowattstunde aus dem wenigen verbliebenen Wasser, der bayerische Staat fördert das Ganze auch noch, die Grünen schwärmen vom Ökostrom. Das ehemals türkisgraue Lechwasser sieht braun aus wegen der Algen, die sich auf den Kieseln angesiedelt haben, seit das Wasser nahezu still steht. Ähnlich steht es um die Wertach. Inn und Isar sind dagegen fast noch Wildwasser. Peinlich ist dabei, dass sich die Stadt Augsburg allen Ernstes um den Unesco-Titel Weltkulturerbe Wasser bemüht. Das erinnert sehr an den Bedeutungswandel der Wörter in Orwells "1984".

Jürgen Schiffler, Augsburg

Berauschende Werte

"Noch besser als der Leberkas", 29. August: Was in der urbairischen Resteverwertung, dem Leberkas, drin steckt, weiß niemand so richtig. Für das beliebte Brotzeitschmankerl gibt es kein Reinheitsgebot wie beim Bier. In dem finden sich allerdings auch immer häufiger Ingredienzien, die man vor 500 Jahren noch nicht kannte, wie eine Laboruntersuchung jüngst ergab. Bei dem Anteil an Glyphosat, den das Institut jetzt im Bier nachgewiesen hat, muss sich künftig jedenfalls kein Wiesnbesucher mehr wundern, wenn ihm schon nach der fünften Maß schlecht wird.

Manfred Jagoda, Ismaning

Geht günstiger

"Wer sich lernen leisten kann" vom 7. September: "Alle Jahre wieder...", daran könnte man sich beim Lesen Ihres sonst gut geschriebenen Artikels über die SPD-Klagen erinnern. Aber wie so oft verschleiert man dort - trotz besseren Wissens - einen wichtigen Punkt: 300 Euro kostet die Neuausstattung im Fachhandel. Längst haben sich jedoch Kirchen und Wohltätigkeitsvereine Second-Hand-Märkte organisiert, über die man tadellos erhaltene Gebrauchtwaren zu weit geringeren Kosten erwerben kann, ganz abgesehen von den Discountern. Berücksichtigt man dann noch das Kindergeld und - wie Minister Ludwig Spaenle betont - die Lehrmittelfreiheit, dann ist der Primär- und Sekundärbildungsbereich der Bundesrepublik längst de facto gebühren- und kostenfrei. Auf diesen Second-Hand-Märkten kaufen übrigens nicht nur minderbemittelte Eltern ein, sondern auch solche, die der Ressourcenvergeudung unserer Wegwerfgesellschaft überdrüssig sind.

Prof. Dr. Dieter Häberle, München

© SZ vom 14.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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