Weitere Briefe:Von üppigen Reisen und religionsfreien Räumen

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Kein Grund zur Verharmlosung

"Es gab die Luxleaks, die Swissleaks und dann die Panama Papers. Die neuen Enthüllungen erscheinen unter dem Namen Paradise Papers (...) Die Dokumente belegen, dass Konzerne wie Nike, Apple, Uber oder Facebook ihre Steuern auf lächerlich geringe Sätze schrumpfen lassen (...) dadurch entgehen den Volkswirtschaften Milliarden an Steuern - die an anderer Stelle fehlen." So steht es in der Süddeutschen Zeitung vom 6. November 2017 ( "Paradise Papers, die Schattenwelt des großen Geldes").

Am 26. Oktober haben in München mehr als 1400 Taxifahrer auf ihre Probleme mit Uber aufmerksam machen wollen, hunderte Klein- und Kleinstunternehmer gegen den skrupellosen Pragmatismus des Finanzkapitals ("Sternfahrt gegen den Störenfried", 27. Oktober). Folgt man jedoch den Suggestionen der SZ-Berichterstattung, ist Uber dem lokalen Taxigewerbe lediglich ein lästiger "Störenfried". Uber als Störenfried. Der technikaffine Teil der Bevölkerung glaubt offensichtlich selbst Jahre nach Edward Snowden noch immer, im Silicon Valley tobten sich die Idealisten aus: Francis Underwood verhökert euch sein Spielzeug.

Also noch einmal zurück zu der zuvor erwähnten Veröffentlichung der SZ vom 6. November: "Offshore ist nicht nur ein Ort, eine Idee, eine Art, Dinge zu erledigen, oder auch eine Waffe der Finanzindustrie, schreibt der britische Steueroasenexperte Nicholas Shaxson, es ist auch ein Prozess: Ein Abwärtswettlauf, dorthin, wo die Regeln, Gesetze und äußeren Zeichen der Demokratie Stück für Stück abgetragen werden." Harald Müller, München

Religionsfreie Räume

Was ist Religionsfreiheit? Die laizistische Republik Frankreich betrachtet staatliche Institutionen als religionsfreie Räume. Warum können in Deutschland staatliche Schulen und Universitäten nicht Orte der Freiheit von religiösen Symbolen sein ("Kopftuchdebatte in Würzburg" vom 28. Oktober)? Eines ist der Wunsch nach neutralen Räumen ganz sicherlich nicht: Er ist weder islamophob noch rassistisch. Sondern laizistisch und im traditionellen Sinne links.

Wenn, wie in Würzburg, linke Studentenorganisationen ihre religionskritischen Wurzeln vergessen, schieben sie den Rechten nur noch mehr Wähler zu.

Dr. Holger Schmidt-Endres, Gröbenzell

Üppige Recherchereisen

Es ist immer wieder erstaunlich, wie es manchen Abgeordneten jedweder Couleur gelingt, mit fragwürdigen Begründungen, Kritiken des Bundes der Steuerzahler an sich abprallen zu lassen und zu ignorieren ("Harte Recherche in den besten Sälen", 8. November). Es sei wichtig, die ellenlange Schlange vor den Damentoiletten bei einem (dienstlich veranlassten) Konzertbesuch zu testen, und für die Erforschung der parlamentarischen Einbindung ist natürlich Russland am Besten geeignet, ebenso wie die Verwaltung in Malaysia für die Transparenz der Kosten, um nur einige der Argumente zu zitieren. 800 000 Euro sind ja nichts im Vergleich zu den noch nicht bekannten Gesamtkosten (des Münchner Konzerthaus-Neubaus, dessentwegen diese Recherchereisen offiziell stattfanden; d. Red.), wobei ein Kostenrahmen in einer Bandbreite von 150 bis 300 Millionen Euro auch nicht gerade seriös klingt. Bleibt die Frage offen: Wollen manche Abgeordnete mit solchen Aussagen die Leser oder Wähler für unwissend (oder dumm) halten - oder sind sie es möglicherweise selbst? Gerhard Körner, Ottobrunn

Jeder kehre vor seiner Türe

"Die Opposition hofft auf Söder" vom 7. November: SPD-Fraktionschef Markus Rinderspacher wird in der SZ sinngemäß mit dem Satz zitiert, Horst Seehofer beginne ihm leid zu tun, wenn Marcus Söder von seinen Leuten aus vollen Rohren auf Seehofer feuern lasse. Bei so viel öffentlich demonstrierter SPD-Fürsorge für den amtierenden CSU-Vorsitzenden und Ministerpräsidenten kann man endlich nachvollziehen, warum die SPD-Landtagsfraktion unter der Führung von Herrn Rinderspacher in der Landespolitik im Nirwana verschwunden scheint. Die CSU, lieber Herr Rinderspacher, ist durchaus in der Lage, innerparteiliche Angelegenheiten selbst zu regeln. Innerhalb der SPD gäbe es für Sie genügend zu tun, fangen Sie an! Sepp Kufner, Ismaning

© SZ vom 10.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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