Weitere Briefe:Vom Wert des Teleskops und des Bürgerradios

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Vorübergehend seltsam

Haben unsere Politiker in München Angst, dass Fremde hier vor Schreck vom Radl fallen ( "Spurwechsel in Gelb" vom 23. Juni), wenn man vom "Radweg" oder von der "Fahrradspur" spricht? Muss man eine "Pop-up-Bike-Lane" anbieten, statt auf das gute, ausdrucksstarke Wort "Fahrradweg" zurückzugreifen? Anita Neuhaus, Karlsfeld

Formatradio und Bürgerradio

Bei Radio Gong besteht das Programm morgens zur Hälfte aus Musik und zur Hälfte aus Sprache, sagt der Geschäftsführer von Gong ( "Und nun zum Wort" vom 18. Juni). Tagsüber dominiere Musik bis zu 80 Prozent der Zeit. So sei das Format. Und weiter: "Alles ist Formatradio, außer dem Bürgerradio, die machen einfach irgendwas." Als Beispiel für eine typische Story bei Radio Gong wird das "Problem" eines neunjährigen Mädchens angeführt, das eine "Meerjungfrauflosse" zum Geburtstag erhält und diese nicht "ausprobieren" kann, weil die Bäder zu sind. Der "wunderbare Lokalradio-Spannungsbogen" sei dann, ob Gong einen Poolbesitzer findet, der das Mädchen plantschen lässt.

Der Gegenentwurf dazu ist für mich das Bürgerradio Lora München. Da wird aus dem Gewerkschaftshaus eine Podiumsdiskussion zu "Frauen und Corona" übertragen. In der Sendung "Arbeitswelt im Wandel" geht es um "Altenfeindlichkeit". Der Bund Naturschutz berichtet über "Mehr Natur in Wald und Flur". Und im Magazin, das jeden Werktag um 18 Uhr läuft, werden Themen aus den Stadtvierteln behandelt. Die meisten Musiksendungen laufen am späteren Abend, wobei hier vorwiegend Genres abseits des Mainstreams zum Zug kommen.

Ein Bürgerradio macht also nicht "einfach irgendwas", sondern kümmert sich um Themen rund um Politik, Soziales, Ökologie und Kultur. Bei Radio Gong dagegen hat man den Eindruck, dass beliebige Banalitäten in ein recht inhaltsarmes Format gepackt werden. Heraus kommt dabei meist nicht mehr als weichgespülte Unterhaltung. Bernd Heckmair, München

Teure Ungeduld

Der Leserbrief "Ein Elite-Problem, aber kein Muss" (vom 19. Juni) von Dr. Roland Gellert aus Dachau spricht mir sehr aus dem Herzen und ich sehe das als kulturliebender Mensch ähnlich. Ergänzen könnte man noch, dass die Renovierung des Gasteig (dieser wurde ja erst vor einigen Jahren renoviert) nicht wartet, bis das neue Konzerthaus fertig ist, sondern extra für diese kurze Zeit einen kostspieligen Ersatzbau errichtet. Alles sehr bodenlos! Dietmar A. Angerer, München

Lieber Teleskop als Laptop

Auch ein teures Teleskop ist für eine Schule eine gute Anschaffung, es ist keine Geldverschwendung wie etwa die allgemein so angehimmelte IT-Ausstattung ( "Wo die Aliens wohnen" vom 16. Juni). Der Blick in den Weltraum, in den bestirnten Himmel über mir, die Konfrontation mit den gewaltigen Dimensionen der Sternenwelt, kann als Hinführung zur Philosophie dienen, der eigentlichen Aufgabe einer allgemeinbildenden Schule. Friedhelm Buchenhorst, Grafing

Öko-Strom geht vor Wassersport

"Die Isar ist für alle da" vom 24. Juni:

Es ist schon manchmal ein wenig abenteuerlich, wenn völlig verschiedene Interessenslagen miteinander verglichen werden. So ist in dem Artikel formuliert, dass der Konflikt deshalb so kompliziert sei, "weil beide Parteien berechtigte Anliegen haben". Das, mit Verlaub, sehe ich ganz anders: Mehr und sicher Ökostrom zu produzieren, ist unabdingbar, um den gegenwärtigen Klimawandel zu stoppen! Mit einem Surfbrett in einem Fluss herumzurutschen, ist nicht primär Sport, sondern Freizeitspaß, Gaudi, Vergnügen. Beides miteinander als gleichwertig zu betrachten, das finde ich eben abenteuerlich, denn das eine ist unabdingbar, das andere eben ein Vergnügen, und es gibt genügend andere Arten, um herumzukaspern, mit was man auch will. Deshalb finde ich die Entscheidung unseres OB Reiter falsch und populistisch, denn die Surfer sind laut und die Klimafreunde zu vornehm. Er muss aber an die Zukunft denken, und da führt am Ökostrom kein Weg vorbei. Florian Fischer, München

© SZ vom 04.07.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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