Weitere Briefe:Vom rechten und vom falschen Anprangern

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Warum's immer so teuer wird

Der Gotthard-Tunnel in der Schweiz wurde zu den veranschlagten Kosten und sogar etwas früher als berechnet eröffnet. So etwas gab es bei uns in Deutschland noch nie. Das liegt an der vorgeschriebenen Vergabepraxis. Hier muss der Billigste aus den Angeboten ausgewählt werden. Dann müssen für die Vergabe noch der zuständige Ausschuss, Gemeinderäte et cetera zustimmen. Um das zu erreichen, werden die Kosten heruntergerechnet, wo es nur anständigerweise noch geht, "weil es ja sonst zu teuer käme". Wenn dann die Bauaufträge ausgeführt werden, kommen "heruntergerechnete" Kosten natürlich wieder zum Vorschein, auch Kosten, die von den Unternehmern erst einmal verschwiegen wurden. Zum Schluss kommen Mehrkosten bei Sanierung alter Gebäude, die keiner vorhersehen konnte (alte marode Bausubstanz, statische Probleme), für die aber auch keine Reserven eingerechnet wurden. Für mich ist die Kostensteigerung bei der Sanierungs des Gärtnerplatztheaters ("Empörung auf offener Bühne", 5. Juli) vorhersehbar gewesen und selbstverständlich, siehe Elbphilharmonie, Flughafen Berlin und so weiter. Martin Brill, München

Falsch anprangern

Zur Aussage im Leserbrief "Erschreckend" vom 6. Juli (zu "Der andere Ude" vom 1./2. Juli) von Dr. Jürgen Dreher, "Der Vatikan (...) hat ablehnend geschwiegen und seine Christ-Gläubigen nicht einmal andeutungsweise versucht zu motivieren" zu einer christlichen Haltung gegenüber Flüchtlingen: Dieser pauschalen Kritik möchte ich energisch widersprechen. Durch Besuche auf Lampedusa und der Insel Lesbos, durch die Aufnahme von Flüchtlingsfamilien im Vatikan, durch Gespräche mit der Kanzlerin Merkel hat Papst Franziskus seine Einstellung deutlich gezeigt. Wenn der Autor des Leserbriefes manchmal in die Messe ginge, dann könnte er laufend mitbekommen, wie in den Fürbitten und den Predigten das Problem immer wieder thematisiert wird und um eine der christlichen Lehre von der Hilfe für den Nächsten entsprechende Einstellung der Gläubigen geworben wird. Nicht zu vergessen sind die Initiativen vieler Pfarrgemeinden und katholischer Vereine (zum Beispiel Malteser) in der Hilfe für die Flüchtlinge. Also bitte auf das beliebte Bashing auf "die Kirche" verzichten. Iniga Freifrau von Schnurbein, München

Richtig anprangern

Rettungsgasse zu eng ("Im Flammenmeer", 4. Juli)? Was tun? Im Rettungsfahrzeug ist eine Kamera montiert oder vom Beifahrersitz aus wird die Rettungsfahrt gefilmt. Werden Behinderungen festgehalten, wird der Film zusammen mit einer Anzeige den Ermittlungsbehörden übergeben. Die betreffenden Autofahrer werden entsprechend den - hoffentlich bald verschärften - Bestimmungen zur Rechenschaft gezogen. Und in breiter Öffentlichkeit wird über diese Aktion berichtet. Gleichzeitig wird angekündigt, dass dies in Zukunft immer so gemacht werden wird. Zudem wird von Politik, Kirchen, Medien, Rettungsorganisationen, ADAC immer wieder die Frage gestellt, wie es jemand fände, wenn seine Rettung um die entscheidenden Minuten verzögert wird, weil sich jemand so verhält, wie sie/er sich bei der Bildung einer Rettungsgasse falsch/hirnlos/rücksichtslos verhalten hat. Erwin Haydn, Wörthsee

© SZ vom 10.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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