Weitere Briefe:Straubing, ein  Kardinal und ein Mörder

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Der Kardinal und der Mörder

Kardinal Faulhaber und Graf Arco-Valley

Im Beitrag "Katholik, Monarchist, Mörder" vom 20. Februar sind einige Beziehungsgeflechte, in denen sich Kurt Eisners Mörder Graf Arco-Valley befand, aufgezeigt worden. Dabei nicht erwähnt und wenig bekannt ist die Tatsache, dass Kardinal Faulhaber in enger Verbindung mit dem Mörder stand und ihn am 10. Juli 1934 sogar persönlich traute. Die jetzt Zug um Zug in einer Edition des Münchner Instituts für Zeitgeschichte veröffentlichten Tagebücher des Kardinals weisen 1934 folgende Notiz auf: "Dienstag, 10. Juli, 10.30 Uhr, Dreifaltigkeitskirche, Trauung von Graf Arco auf Valley mit Gabrielle Gräfin von Arco-Zinneberg. Ich halte Ansprache übers dreifache Ja." Ebenso wie Graf Arco-Valley galt der Kardinal als äußerst monarchietreu. Man darf gespannt sein, welche Erkenntnisse über die Rolle des Kardinals während der NS-Zeit noch bei der weiteren Edition der Tagebücher gewonnen werden können. Der 100. Todestag von Kurt Eisner am 21. Februar dies Jahres rückt die damaligen Geschehnisse wieder verstärkt ins Bewusstsein. Gert Hilger, Waldkraiburg

Auf's Sach aufpassn

Der frühere Fraktionsvorsitzende der CSU, Alois Glück, soll den runden Tisch wegen des Volksbegehrens "Artenvielfalt" moderieren ( "Die neue CSU mit alten Traditionen" vom 18. Februar), weil Markus Söder spürt, dass die Wähler völlig andere Prioritäten setzen als er selbst. Wirklich ändern kann sich aber nur etwas in einer ehrlichen Demokratie ohne Annahme von Firmenspenden. Nur so kann man die Politik für das Gemeinwohl ohne entsprechende Einflussnahme der Wirtschaftslobby gestalten. An der Reaktion der Agrarlobby sieht der Initiator des Volksbegehrens, wie wichtig das ist. Man kann sich nur mit Wehmut an die alte Tradition der Bauern erinnern: Böden, Grundwasser und Tiere sorgsam behandeln aus Ehrfurcht vor Gott und den eigenen Lebensgrundlagen. "Auf's Sach aufpassn", sagt man dazu in Bayern (für Nichtbayern: Schöpfung bewahren). Franziska Herb, Stockdorf

Rechtsstaat - sogar in Straubing

Es ist schon bemerkenswert, wie hier die Fortentwicklung des Rechtsstaates - immerhin sind seit dem Stadtratsbeschluss 46 Jahre vergangen - durch den amtierenden Straubinger Oberbürgermeister Markus Pannermayr relativiert wird ( "Streit um Ausgang für Straftäter", 13. Februar). Zu allerlei Anlässen, beispielsweise die jährliche Abschlussfeier der Absolventen der Bayerischen Justizvollzugsakademie oder der Eröffnung der Kunst- und Handwerksausstellung in der JVA, singt OB Pannermayr immer wieder das hohe Lied auf die Resozialisierung - aber bitte doch nur als Idee und nicht als konkrete, im Stadtbereich von Straubing umgesetzte Realität, von der auch Patienten des Bezirkskrankenhauses profitieren könnten. Seit Jahrzehnten erfolgen Lockerungsmaßnahmen der JVA auch im Stadtgebiet von Straubing, was für OB Pannermayr scheinbar kein Problem ist. Völlig unerheblich ist dabei, dass im BKH "besonders gefährliche psychisch kranke Straftäter" einsitzen. Sobald eine Lockerungeignung festgestellt wurde, ist der- oder diejenige auch zu lockern.

Die Entscheidung der Strafvollstreckungskammer ist daher zu begrüßen. OB Pannermayr mag "kompromisslos für die Interessen Straubings kämpfen", zeigt dabei aber eine bedenkliche Haltung zum Recht. Dieses kann glücklicherweise auch durch einen Stadtratsbeschluss nicht gebeugt werden. Florian Fladerer, München

© SZ vom 21.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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