Weitere Briefe:Schulschwänzer oder nicht, das ist die Frage

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Einfallslose Brutalität

Das künftige Hauptquartier der Bayerischen Versorgungskammer ist an architektonischer Brutalität und Einfallslosigkeit nicht zu überbieten ("Unspektakulär statt extrovertiert", 8. April). Schon wieder ein die Stadt verunzierender Vierkantbolzen, diesmal noch als Zwillinge. Es ist erschütternd, dass es Münchner Entscheidungsträgern an Mut fehlt, mit einer kreativen Architektur der Langweiligkeit stereotyper Bauten einen Kontrast entgegen zu setzen. Die Entwürfe von Hadi Teherani und Steidle Architekten hätten unserer Stadt wirklich gut getan. So wie die gerade entstehenden neuen primitiven Wohngaragen, eine Art Legebatterie, an der S- und U-Bahnstation Neuperlach-Süd wurde München seit den 60er Jahren durch Monotonie im Geschosswohnungsbau verschandelt. Schade, dass wieder bei einem Großprojekt Kleingeist und Verzagtheit Triumphe feiern. Genauso ideenlos wie die beiden künftigen Gebäudebolzen sind auch die Kinderspielplätze im Millionendorf. Warum nehmen sich Entscheidungsträger nicht einmal ein Beispiel an Berlin, wo es kreative Spielplätze in jeder Gegend gibt, und was Architektur anbelangt in Metropolen wie Singapur, Shanghai, Tel Aviv oder London? Bernd Broßmann, Neubiberg

Langweiliger Neubau

Der abgebildete Entwurf des britischen Stararchitekten, der auch mit der Renovierung des Hauses der Kunst befasst ist ("Hochhauspläne nehmen Gestalt an" vom 1. April, ebenfalls den Neubau der Bayerischen Versorgungskammer betreffend), ist an Langeweile kaum zu überbieten. Es fehlt jegliche Gestaltung des ungegliederten Baukörpers. Das ist umso misslicher, als das neue Gebäude in unmittelbarer Nachbarschaft zu einer Ikone der modernen Architektur an der Richard-Strauß-Straße steht. Das Hypo-Hochhaus der Münchener Architekten Betz hätte wahrlich ein kreatives Gegenstück verdient. So wird eine Chance vertan. Dr. H. Detlef Lührsen, München

Es sind Schulschwänzer

Selbstverständlich schwänzen die Schüler den Unterricht ("Wir sind ja keine Schulschwänzer", 3. April), denn sie bleiben ihm unentschuldigt fern. Das bedarf einer Sanktionierung, und es ist mir unverständlich, dass die Schulleitungen so lange mehrere Augen zugedrückt haben. Das Ergebnis sehen wir jetzt: Es läuft aus dem Ruder.

Was wäre, wenn die Schüler auf die Idee kämen, donnerstags für bezahlbare Wohnungen und mittwochs für mehr Radwege zu demonstrierten? Die Schule macht in der Zeit zu und die Lehrer holen sich gegenseitig Pizza. Würde ein Arbeiter oder Angestellter aus gleichen Gründen während der Arbeitszeit demonstrieren, bekäme er eine Abmahnung. Würde er es regelmäßig über mehrere Wochen hinweg machen, würde ihm gekündigt. Dieser einfache Zusammenhang sollte eigentlich jedem einsichtig sein. Horst Müller, München

Es sind keine Schulschwänzer

Hilfestellung für die - hoffentlich wenigen - MinisterialbürokratInnen und SchulleiterInnen in ihren derzeitigen Gewissensnöten (zum selben Thema): Vergleichen Sie doch vielleicht einmal die persönlichen (wenn es denn solche gibt) Erfahrungen bei der Beobachtung einer Schulklasse beim Unterrichtsgang, sagen wir, zur Sparkasse mit dem im Idealfall selbst erlebten Ereignis einer aktuellen chülerdemo: Wo, glauben Sie, werden Sie wohl mehr lebendige (statt verbiesterte) Ernsthaftigkeit, Authentizität, Betroffenheit, Engagement, Verantwortungswillen, gesellschaftliche Bildung finden, wo mehr öffentliche Aufmerksamkeit und Relevanz? Wenn dann im Unterricht noch die unerlässliche Vor- und Nachbereitung stattfindet, werden Sie lange nach einer vergleichbar nachhaltigen Unterrichtseinheit suchen müssen. Nicht der Staat blamiert sich, sondern einige mehr oder weniger Staatstragende offenbar sich selbst. Günter Gernhardt, Bad Aibling

© SZ vom 30.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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