Weitere Briefe:Samthandschuhe und Selbstbedienungsladen

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Selbstbedienungsladen BR

Ihre Schlagzeile "Dem BR vergeht Hören und Sehen" (10. März) ist falsch. Sie müsste lauten: "Den Zwangsbeitragszahlern des BR wird noch mehr Hören und Sehen vergehen als bisher." Weil der BR von 2010 bis 2014 bereits mehr als 100 Millionen Euro Defizit angehäuft hat, und anstatt Kosten zu sparen, rühmt man sich des baldigen Baubeginns einer neuen Zentrale. Ein weiteres Kapitel des deutschen Selbstbedienungsladens, den Gustav Heinemann schon 1974 anprangerte. Erich Fischer, München

Wozu noch Samthandschuhe?

"Im Leben gibt es immer Ankünfte und Gehen. Das ist ein normaler Prozess", hatte das Immer-noch-CSU-Mitglied Sylvia Boher aus Zorneding zu der von ihr ausgelösten Affäre um den Rücktritt des dortigen Pfarrers gesagt ("Aigner sorgt sich um das Image ihrer Partei" vom 12./13. März). Das ist schon mal unfassbar! Leider liegen die Äußerungen von der ansonsten von mir hochgeschätzten CSU-Bezirksvorsitzenden Ilse Aigner absolut daneben: "Wir haben sie gebeten, ihre Ämter im Bezirks- und Kreisvorstand bis auf Weiteres ruhen zu lassen", und wörtlich heißt es in einem Brief Aigners an Frau Boher laut SZ: "(...) und bitten Dich herzlich, solche Äußerungen künftig zu unterlassen". Ja wo samma denn? 'Wir bitten Dich herzlich' und 'Ämter ruhen lassen'!? Nach allem, was Frau Boher von sich gegeben hat, gibt es nur eine klare Ansage: "Wir fordern Dich auf, alle Deine Ämter sofort niederzulegen, andernfalls werden wir ein Parteiausschlussverfahren in Gang setzen." So und nicht anders hätten die Worte von Frau Aigner lauten müssen. Wie überhaupt kommt so jemand wie Frau Boher in den Kreis- und Bezirksvorstand? Auch das gilt es zu klären. Herbert Mack, Straßlach

Zurück in die Zukunft

Beispiele überbauter Parkplätze ("Drüber Wohnen", 3. März; "Auf Stelzen, aber nicht in den Wolken", 4. März) gibt es schon lange auch in München, wie in der Volpinistraße (Architekten Steidle + P / SEP Baur, Deby, 1988). "Spektakulär" an dieser "neuen Idee," ist vor allem dies: Der bisherige verschwenderische und städtebaulich unverträgliche Umgang mit dem Boden und die unsinnige Funktionstrennung in unseren Städten trotz unzähliger, jahrzehntealter Untersuchungen der negativen Auswirkungen dieser Bodenpolitik. Discountern wird der vorgelagerte, jeden Stadtraum sprengende Parkplatz ohne mit der Wimper zu zucken genehmigt. Diese desolaten Flächen nun mit Gebäuden auf Stützen zu überbauen, mag bisher verschwendete Ressourcen nutzen und zugleich diese städtebaulichen Sünden abmildern. Eine Lösung für eine fußgängerfreundliche straßenbegleitende Bebauung sind sie in der Regel nicht.

Immerhin weisen sie in die richtige Richtung: Es ist aus der Mode gekommen, verschiedene Nutzungen gewinnbringend zu stapeln. Statt dessen bauen wir Wohnungen mit Minigärten direkt an öffentlichen Flächen und wundern uns, wenn weder der Privatgarten privat ist, noch der angrenzende öffentliche Raum die Aufenthaltsqualität eines öffentlichen Außenraums bietet. Die wenigsten Gebäude in Gewerbegebieten beherbergen heute Nutzungen, die tatsächlich mit einer Wohnnutzung unvereinbar sind. Warum allerdings diese Dächer nicht einmal als Sportflächen taugen sollen ist nicht nachvollziehbar.

Ein Großteil der Bevölkerung wünscht sich genau die Qualitäten, die die Gründerzeitviertel bieten und die wir dank unserer Gesetze nicht oder nur äußerst schwierig in den Neubaugebieten herstellen können: Die funktionsgemischte, dichte Stadt der kurzen Wege mit hoher städtebaulicher Qualität. Dafür ist radikales Umdenken im Umgang mit dem endlichen Faktor Boden erforderlich (Bodenwertsteuer), eine Anpassung der planungsrechtlichen Instrumente an heutige Verhältnisse und eine Planungskultur im Sinne von Stadtbaukunst. Christian Bodensteiner, München

Leserbriefe sind in keinem Fall Meinungsäußerungen der Redaktion. Wir behalten uns vor, die Texte zu kürzen.

Außerdem behalten wir uns vor, Leserbriefe auch hier in der Digitalen Ausgabe der Süddeutschen Zeitung und bei Süddeutsche.de zu veröffentlichen.

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© SZ vom 29.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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