Weitere Briefe:Putin, Philharmoniker und der Pinakotheken-Eintritt

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Dunkle Schatten

Es ist eben doch nicht möglich, so wie Dirigent, Intendanz und Orchester in der letzten Zeit versucht haben, betont "unpolitisch" zu wirken, die Politik aus der Kultur herauszuhalten, wenn man einen engen persönlichen Freund und Befürworter Putins und seines Systems als Orchesterchef in München engagiert ("Dynamo Moskau", 13. April). Die enge musikalische Zusammenarbeit zwischen Gergievs beiden Orchestern mag für alle großartig sein. Aber es war nur eine Frage der Zeit, bis Putin versuchen würde, auch aus dieser Zusammenarbeit Kapital zu schlagen, und es hat wirklich nicht lang gedauert - und so stehen unsere Philharmoniker nun als Staffage für einen der gefährlichsten Politiker unserer Tage da, dem es natürlich zupass kommt, sich kulturnah zu geben und zu zeigen. Zu bekannten Bildern von Diktatoren jeder Provenienz, umgeben von strahlenden Mädchen mit Blumensträußen, ist es da eben nicht mehr weit. Schade, aber eben vorhersehbar, dass es Gergiev nicht schafften konnte, und ganz offenbar auch nicht wollte, das Minenfeld der Politik strikt von der Musik zu trennen, und der Schatten, den das auf die Philharmoniker wirft, ist sehr lang und sehr, sehr dunkel. Friedrich-Karl Bruhns, München

Kunst - ganz zum Spaß

Aber natürlich gehen mehr und auch unterschiedlichere Menschen in ein Museum, wenn man keinen (oder weniger) Eintritt verlangt! Ich halte die Preisgestaltung in den Münchner Ausstellungshäusern ("Kostenlos wäre nicht umsonst", 19. März) schon längere Zeit für ärgerlich und bin nicht der Meinung des Kulturreferenten, dass München da schon ein Stück weiter wäre als andere Städte. Vor allem spreche ich hier als Kunsterzieher eines Münchner Gymnasiums nur indirekt in eigener Sache, da ich in manchen Häusern freien Eintritt genieße. Am Ende des Artikels wird die Frage von Frau Pellengahr aufgeworfen, was man mit dem Museum denn überhaupt erreichen will; das heißt, wie man sich mit vor allem neuer, unbekannter, teilweise schwer entschlüsselbarer Kunst auseinandersetzen soll. Die bisherige Praxis lautet: Lieber mal an einem (verregneten) Sonntag, und dann alles auf einmal! Eine Familie mit zwei größeren Kindern zahlt an anderen Tagen (oder bei Sonderausstellungen) etwa 34 Euro. Das ist doch ein Kunstverständnis wie zu Zeiten der "Feuerzangenbowle"! Es gibt bestimmt keine Familie, in der nicht mindestens ein Opfer dieser Methode heute noch darüber stöhnt und erst wieder freiwillig in ein Museum geht, wenn man selbst Kinder hat, Besuch kommt und es regnet. Aus meiner Erfahrung kann ich berichten: Man sollte Ausstellungen regelmäßig besuchen können; man sollte auch mal zum Spaß(!) nur einmal eine halbe Stunde kommen; man sollte sich nur eine Ausstellung, vielleicht auch nur ein Bild, anschauen können; man sollte sich auch für die Videos und Begleittexte Zeit nehmen (ein Zeitaufwand von manchmal einigen Stunden - viel Spaß, liebe Familie!), es lohnt sich oft; man sollte auch einmal Leute einladen, die der Institution skeptisch gegenüberstehen! Warum zahlen Jugendliche ab 18 Jahren? Ist das nicht das Alter, in dem viele in eine neue Stadt ziehen und diese im Rahmen der Ausbildung entdecken lernen? Die Museen jedenfalls momentan nicht, so hip sie sich sonst im Foyer, im Shop und im Café auch geben mögen. Die Äußerung meines obersten Dienstherren, was nichts kostet sei nichts wert, finde ich in diesem Zusammenhang sehr verwunderlich. Man muss doch auch zur Kenntnis nehmen, dass nicht alle unter neoliberalen Verhältnissen sozialisiert wurden und sehr wohl Kosten und Wertschätzung trennen können! Je teurer um so mehr wert? Wie steht's dann mit der eigenen Behörde? Schule ist gratis und oft umsonst? Sollten die Kirchen vielleicht Eintritt verlangen? Rainer Hahn, München

Stippvisiten im Museum

(Zum selben Thema:) Ich würde gerne manchmal nur ein Bild oder einen bestimmten Saal in einem der Münchner Museen anschauen. Aber für eine Stippvisite gleich 7 oder 10 Euro zahlen? Es bräuchte gar nicht die totale Kostenlosigkeit. Warum nicht ein oder zwei Euro Eintrittspreis auch an Wochentagen? Viele Einheimische, denen die öffentlichen Museen ja letztlich gehören, würden sich dann wahrscheinlich öfter mal spontan an ihrem Eigentum erfreuen. Axel Lehmann, München

Ungeliebte Brücke

Der Planung einer Brücke am Giesinger Berg für Fußgänger und vor allem Radfahrer stehen die Bewohner "Am Bergsteig" und in der "Bergstraße" skeptisch und ablehnend gegenüber ("Fußgänger-Brücke am Giesinger Berg", 17. März) . Der Brückenbau verunstaltet den Blick auf die denkmalgeschützte Treppenterrasse mit der Heilig-Kreuz-Kirche. Die Gestaltung des Brückenendes am Steilhang des Berges ist nur mit einer aufwendigen Konstruktion möglich und ein Eingriff ins Landschaftsschutzgebiet des Hangs. Die Anbindung der Brücke endet in der Bergstraße in einem verkehrsberuhigten Fußgängerbereich (Schrittgeschwindigkeit für alle Fahrzeuge!). Diese Fußgängerzone wurde als eine der ersten in München auf Antrag der Bürger und auf Kosten der Anlieger (circa 900 000 Mark) eingerichtet. Am Marienplatz werden die Radfahrer ausgesperrt, aber in Giesing sollen sie in den Fußgängerbereich fahren können. Wozu wurden eigentlich in der Tegernseer Landstraße im letzten Jahr Radfahrwege für die Nord-Süd-Verbindung eingebaut? Heinz Haftmann, München

© SZ vom 14.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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