Weitere Briefe:Königliche Reime und dreiste Dickschiffe

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Königlicher Neid

In Anspielung auf die besagte "Dichtkunst" von König Ludwig I. ("Das königliche Liebesnest", 19. Januar), auf seine Beziehung zu Lola Montez, auf eine angebliche Entrüstung darüber in Berlin bei König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen, der mit Elisabeth, einer Schwester von König Ludwig I., verheiratet war, und auf die Kinderlosigkeit dieser Ehe kursierte damals folgender Reim, der wohl nicht von König Ludwig stammt:

"Stammverwandter Hohenzoller,

sei mir länger nicht ein Groller,

neidend mir die Lola Montez,

selber habend nie gekonnt es"

Vielleicht hätte König Friedrich Wilhelm seine Elisabeth nach Bad Brückenau schicken sollen. Denn in Anspielung darauf, dass die Ursache der Kinderlosigkeit einer Ehe häufig auch beim Manne zu finden war und auf das, was sonst so los war in den Bädern, gab es den Spruch: "Für die unfruchtbaren Frauen ist das Bad das Beste, denn was das Bad nicht tut, das tun die Gäste." Dr. Ulrich Klatt, München

Eher Scham denn Empörung

Als langjähriges Mitglied der Technischen Universität München (1969 bis 1979) sehe auch ich verstört die Verstrickungen der Jahre 33 bis 45 ("Dr. h.c. Nazi", 19. Januar). Doch ist es weniger Empörung als Scham und Trauer. Das Fehlverhalten im sogenannten Dritten Reich lässt sich nicht durch Revision damaliger Fehlentscheidungen, Rückverleihungen von Graden, Aufhebung von Ehrensenator-Verleihungen rückändern. Entsprechende eher politisch als wissenschaftlich begründete Ehrungen gibt es auch heute, so wie es auch heute, nicht überraschend, Fehlentscheidungen in allen Lebensbereichen gibt. Wir sind alle Menschen unserer Zeit. Ein sozusagen keim- und fehlerfrei gestaltetes Leben, wie die Empörung zu oft widerspiegelt, gibt es nicht. Ein eher besserer Weg ist, die Fehler in wohl dokumentierter Erinnerung zu behalten und im bleibenden öffentlichen Gedächtnis zu gedenken, so dass wir nicht so leicht erneut in diese Falle fallen. Prof. Dr. Götz Uebe, Ludwigslust

Reparatur am falschen Ende

Wer Möbel kauft, schafft keine zu große Schrankwand an und verlangt dann vom Hausbesitzer, die Wände einzureißen ("Bedrohte Brückenpfeiler", 16. Januar). Üblicherweise misst man das Zimmer aus und richtet sich nach den Gegebenheiten. Anders scheint es bei den Schiffen zu sein, und die Anbieter von Kreuzfahrten auf dem Main schaffen wohl ohne Rücksicht auf Verluste übergroße Schiffe an. Hätten sie nicht vorher überlegen können, ob die Schiffe auf den vorgesehenen Routen überall durchpassen? Stattdessen soll jetzt ein Baudenkmal, die Marktheidenfelder Mainbrücke, verunstaltet werden. Geht's noch? Susanne Tillich, München

© SZ vom 22.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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