Weitere Briefe:Kiechle-Missverständnis und Isar-Unsinn

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Unsinniges Isar-Reglement

Das Landratsamt Bad Tölz-Wolfratshausen will den Bootsverkehr auf der Isar auf die Zeit von Juni bis Oktober beschränken ( "Es geht abwärts mit dem Fluss" vom 18. Dezember). Wer im vergangenen Sommer das teilweise völlig enthemmte Treiben auf dem Fluss selbst erlebt oder Fotos des Isartalvereins gesehen hat, der wird das zunächst für eine sinnvolle Maßnahme halten.

Doch wen trifft man mit dieser Beschränkung überhaupt? Am wenigsten doch die, von denen es in der SZ heißt: "Viele schippern mit Billigbooten, dafür reichlich Alkohol im Schlepptau über den Wildfluss"; denn die sind nur im Sommer unterwegs. Dasselbe trifft im Wesentlichen auch auf gewerbliche Tourenanbieter wie "Action-& Funtours" zu.

Wen man damit trifft, das sind vor allem die Kanuten, bei denen nicht Action und Fun, sondern sportliche Betätigung nach festen Regeln im Vordergrund stehen. Die wenigen von ihnen, die sich auch im Winter auf die eiskalte Isar wagen, sollten kein Problem darstellen.

Während man im Landratsamt Bad Tölz-Wolfratshausen die Probleme des ausufernden Freizeittourismus an und in der Isar wenigstens erkennt und in geordnete Bahnen zu lenken versucht, hat man in München vor, die "Nutzungsmöglichkeiten an der Isar zu erweitern" und den Bootsverkehr bis zur Reichenbachbrücke zu erlauben. Also "Freie Fahrt für freie Bürger", gemäß der Maxime des ADAC aus den 70er Jahren, die uns den Umbau unserer Städte zu autogerechten Städten bescherte. Soll nun, nach der Renaturierung, der Umbau der Isar zu einem "Action- & Funpark" erfolgen? Peter Klimesch, München

Hinweise aus dem Glashaus

Guttenberg, kläglich gescheiterter ehemaliger Hoffnungsträger der CSU, hat offenbar in den USA eine Art Größenwahn befallen, wie es dort sogar an höchster Stelle vorkommen kann ("Weihnachtsgruß mit der Bratpfanne" vom 20. Dezember und "Überzeugt aus vollem Herzen", 21. Dezember). Er fühlt sich dabei bemüßigt, über die intellektuelle Qualität des bayerischen Ministerpräsidenten und Kandidaten für den CSU-Vorsitz öffentlich zu räsonieren. Ich maße mir hierzu kein Urteil an, aber ein Indiz dafür, dass es um die Intelligenz von Herrn Söder nicht so schlecht bestellt sein kann, könnte die Tatsache sein, dass er seinen Doktortitel wohl redlich erworben hat, was man von Herrn Guttenberg nachweislich nicht behaupten kann.

Was die internationale Reichweite Herrn Söders angeht, so kann sich die neue CDU-Vorsitzende AKK auf was gefasst machen. Hat sie doch ihre politische Erfahrung bisher nur im Saarland gewonnen, einem Gebiet, das etwa einem größeren bayerischen Landkreis entspricht. Werner Faßer, Deggendorf

Ein Milieu-Missverständnis

Staatsministerin a.D. Marion Kiechle, wie sie sich laut diesem Bericht ( "Hin und weg", 15./16. Dezember) nennt, habe um Verständnis gebeten, dass sie zu den Gründen ihres alsbaldigen Ausscheidens aus der Politik nach nur sieben Monaten nichts sagen wolle. Scherzhaft könnte einem da einfallen, da sie von Haus aus Gynäkologin und angeblich "total unkompliziert", das erinnere irgendwie an die neun Monate, die es bekanntlich zum Kinderkriegen braucht. Die Sache scheint aber nicht so spaßig zu sein, wie es auf den ersten Blick scheint. In solchen und ähnlichen Fällen ist es nicht selten sehr interessant, was partout weggelassen, angeblich nicht bekannt oder lieber ungesagt bleibt. Im Falle dieser kurzen Liebe sind das gleich eine ganze Reihe von Unbekannten und Merkwürdigkeiten. Beispielsweise die Vorgeschichte einer "Lebensentscheidung" (so Kiechle) quasi "aus dem Nichts", das offensichtliche Auseinander-gelebt-Sein Söders mit dem Taufpaten seines Kindes, mit Ludwig Spaenle, dem Vorgänger von Kiechle; auch der Nachfolge nach Kiechle, der man kaum ein Wort gönnte, oder der anscheinend problemlosen Rückkehr der Ministerin a.D. auf ihren alten Posten als Klinikchefin. Alles Füllmaterial dazwischen, die Linksliegenlasserei der Fraktion, der Verkrustetheitsprobleme mit dem Ministerium, die "Kollision von Welten", wie es die SZ treffend nennt, wenn die eher freimütige Art auf die verkniffene der Politik trifft, gar nicht zu reden von dem 90 000-Euro-Versprecher der Ministerin (statt 90 Millionen) - das alles sind im Grunde die unangenehmen Begleiterscheinungen, wenn jemand in ein fremdes Milieu eintritt, wo er - wie im Falle Kiechle - von einer Masse von Vorverurteilungen erwartet wird. So viele rote Teppiche vermochte selbst Söder nicht vor seinem Star zu verlegen, um die Unzufriedenen in seinen Reihen ruhigzustellen. Ohne jede Parteilichkeit gemeint, könnte es ohne weiteres so sein, dass Frau Kiechle das einzig Richtige getan hat. Und schweigt. Reden kann man auch später. Vorbei ist sowieso vorbei. Gerhard Faßrainer, München

© SZ vom 27.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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