Weitere Briefe:Kabinett im Überflug, Bauernverband im Irrtum

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Da irrt der Bauernverband

Was der Chef des Bauernverbandes fordert, hieße den Bock zum Gärtner zu machen ( "Aufgeblüht" vom 26. Juli über ein Förderprogramm des bayerischen Umweltministeriums). Es ist doch unbestritten, dass gerade die Landwirtschaft einen großen Teil der Schuld am Insektensterben hat. Wenn der Bauernverband mit Erstaunen reagiert, so löst so viel Unverschämtheit bei mir Wut aus. Seit wann bestimmt der Bauernverband, welches Ministerium welche Aktionen ergreifen darf? Was meint deren Präsident Walter Heidl mit "Eigentum und nachhaltigem Wirtschaften"? Wem gehört das (nitratbelastete) Grundwasser? Darf jeder auf seinem "Eigentum" Glyphosat sprühen? Wie nachhaltig sind Monokulturen? Ich glaube, die jahrelange hohe Subventionierung der Landwirtschaft hat dem Bauernverband den Blick für die Realität verstellt. Wenn sich Bauern darüber beklagen, dass ihr Image immer schlechter wird, können sie ja mal mit Herrn Heidl darüber sprechen, warum das so ist. Rita Adamu, Unterhaching

Da verhebt sich das Kabinett

Wenn sich das bayrische Kabinett mit "ziemlich coolen Sachen" beschäftigt, kann man heutzutage leider davon ausgehen, dass der notwendige "kühle Kopf" nicht strapaziert wird, denn das Wichtigste ist offensichtlich, populär zu wirken ( "Fünf Millionen Euro für Flugsysteme", 18. Juli). "Bayern soll führender Standort für die Entwicklung und den Bau von Flugtaxis werden" - dafür wird viel Geld zur Verfügung gestellt. Flugtaxis werden in Deutschland (und anderswo) nie Massenverkehrsmittel werden, weil schon der bodengebundene Verkehr auf absehbare Zeit bei uns bei weitem nicht so funktioniert, wie es notwendig wäre - ein weites Feld für Investitionen. Selbst Länder wie etwa Japan, das grundsätzlich offen für technische Neuheiten ist, und seinen Massenverkehr wesentlich besser im Griff hat als wir, befasst sich nicht mit staatlichen Förderungen für solche technische Unternehmungen. So, wie heute Helikopter-Taxis, werden Optokopter-Taxis oder Ähnliches auch zukünftig Privilegierten vorbehalten sein, und diese Entwicklungen sind eine Aufgabe der Industrie und nicht des Staates. Aufgabe des Staates wäre es seit Langem darauf hinzuwirken, dass im Individualverkehr für den Transport von einer Person (circa 80 Kilogramm) nicht über zwei Tonnen bewegt werden müssen. Jetzt soll zukünftig diese Masse auch noch in die Luft gehoben werden! Geht's noch? Eine weitere Aufgabe des Staates wäre es seit Langem, Ferntransporte auf die Schiene zu verlagern und nicht Straßen, Autobahnen, Brücken et cetera mit großem finanziellem Aufwand zu erweitern. Dr. Ernst Weber, Oberhaching

Schüler-Mutprobe: Aufklärung statt Verweis tut not

Zu "Schüler legt sich bei Mutprobe auf Bahngleis" vom 26. Juli:

Ihr Artikel erzeugt bei mir große Verwunderung und auch Entsetzen. Es wird von einer Mutprobe eines Siebtklässlers berichtet, der am Bahnsteig auf seinen Anschluss wartete. Angestachelt von Mitschülern und Mitschülerinnen legte er sich auf die Gleise - einfach so, um Mut zu beweisen. Die Lehrerin hatte den Vorfall nicht bemerkt, ein umsichtiger wartender Fahrgast sprach die Lehrkraft an.

Ergebnis: Es ist nichts passiert, der Schüler bekommt einen Verweis wegen selbstgefährdenden Verhaltens und er wird von den folgenden Ausflügen ausgeschlossen und darf das Schulsommerfest des Haarer Gymnasiums mit vorbereiten. Wie schön für ihn, wie schön auch für die anderen, die ihn zur Mutprobe getrieben haben. Dieses Verhalten sehe ich als völliges Versagen im Umgang mit dieser hoch gefährlichen Problematik.

Gerade im Jugendalter werden Risiken und Gefahren häufig falsch eingeschätzt, das einzige, was hier wirklich hilft, ist Aufklärung - für alle! Die Schulleitung muss in solch einem Fall reagieren und präventiv arbeiten. Pädagogisches Material für die Klassen 4 bis 8 bietet sich an, wie etwa das Medienpaket "Olis Chance" der Deutschen Bahn. Auch die Bücher "Die Vorstadtkrokodile" von Max von der Grün und "Ich ganz cool" von Kirsten Boie befassen sich mit dem Thema Mutproben. Ansonsten sollten Gespräche mit allen Beteiligten geführt werden und ein Psychologe eingeladen werden. Warum wurden diese Fragen von der Autorin in ihrem Artikel nicht aufgegriffen? Das ist sehr schade, denn das Ergebnis lässt letztendlich alle "im Regen stehen", wenn nicht gar "auf dem Gleis liegen". Andrea Fink, München

© SZ vom 21.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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