Weitere Briefe:Junge Brandstifter und deren Motive

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Falscher Vergleich

Wieder einmal wird eine Veranstaltung abgesagt wegen der Unterstützung der BDS-Kampagne (Boycott, Divestment, Sanctions), die mit dem NS-Aufruf "Kauft nicht bei Juden" verglichen wird ("Wegen Kritik an Israel abgesagt", 10. März). Wer so argumentiert, verharmlost den Holocaust. "Kauft nicht bei Juden" richtete sich gegen die Juden, nur weil sie Juden waren, wogegen die Juden nichts ausrichten konnten. Die BDS-Kampagne richtet sich weder gegen den Staat Israel noch gegen die dort lebenden Juden, sondern gegen die Besatzung, weil dies die Rechte der Palästinenser mit Füßen tritt. Die Kampagne geht auf das Versagen der Politik zurück. Dagegen kann die israelische Regierung etwas unternehmen: Sie kann die Besatzung beenden, und damit findet auch die Kampagne ihr Ende. Judith Bernstein, München

Nicht im Namen Christi

Leserbrief zum Artikel "Zentrum für Hartherzigkeit", SZ Bayern vom 25.2.2016

Mein Pfarrer wurde in einem Interview der SZ gefragt: "Was passiert, wenn wir die Augen vor der Not der Flüchtlinge verschließen?" Seine Antwort war: "Christen würden ihre Glaubwürdigkeit verlieren. Jeder Gottesdienst würde wie ein Götzendienst sein." Wenn man dann liest, wie eine Regierung, die aus einer Partei gebildet wird, die das Christentum in ihrem Namen führt, Flüchtlinge in Abschiebelagern konzentriert ("Zentrum für Hartherzigkeit", 25. Februar), muss man sich schon die Frage stellen, wie ein derart unmenschliches und zynisches Verhalten mit dem Begriff "christlich" vereinbar ist. Wenn diese Politik tatsächlich christlich wäre, wäre "jeder Gottesdienst wie ein Götzendienst" und man müsste sich schnellstens vom Christentum abwenden. Wenn diese Politik aber nicht mit den christlichen Werten vereinbar ist, sollten wir Christen aufstehen und deutlich machen, dass diese "Christlich" Soziale Union nichts, aber auch gar nichts, mit christlichen Werten zu tun hat, und dass diese Politik nicht im Namen der Christen erfolgt. Franz Rockinger, Eichenau

Natürlich politisch motiviert

Drei Jugendliche haben mehrfach versucht, eine Flüchtlingsunterkunft in Brand zu setzen ("Brandanschlag auf Asylunterkunft" vom 7. März, "Erst rechtsextreme Hetze, dann Brandsätze" vom 8. März). Die Münchner Polizei geht bei den drei gefassten Tätern davon aus, dass es keinen politischen Hintergrund gäbe. Geht's noch? Mal abgesehen davon, dass Brandstiftung eine schwere Straftat ist, unabhängig von der Motivation - was kommt denn sonst für ein Hintergrund in Betracht? Jugendlicher Überschwang wird es wohl eher nicht gewesen sein, und auch nicht pubertäres Balzverhalten. Der politische Hintergrund ergibt sich hier aus der Motivation, die die Jugendlichen selbst einräumten (die Fertigstellung der Unterkunft zu verzögern), als auch aus der Tat selbst. Auch die verbale Verniedlichung, so wie hier vorliegend, begünstigt ein Klima, in dem solche Straftaten dann wahrscheinlicher werden. Aber jetzt will ja die Münchener Polizei erhöhte Aufmerksamkeit auf diese Baustelle haben. Jetzt? Warum nicht von Anfang an? Es haben schon so viele Flüchtlingsunterkünfte gebrannt, dass der Polizeiführung und insbesondere auch der politischen Führung diese Problematik sicherlich bekannt ist. Beim G7-Gipfel wurde das Grundrecht für Versammlungsfreiheit für einige Staatsoberhäupter von zigtausenden Polizeibeamten in geradezu heldenhafter Manier gewahrt. Das Grundrecht auf Leben verdient mindestens den gleichen Schutz. Und das gilt auch und gerade für Flüchtlinge. Jochen D. Uher, München

© SZ vom 11.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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