Weitere Briefe:Gefährlicher Konzertsaal und schulischer Bankrott

Lesezeit: 3 min

Schulischer Offenbarungseid

Das gleicht ja einer Bankrotterklärung! War das, was wir jetzt "Gymnasium mit beruflicher Orientierung" nennen, nicht damals die Realschule ("Gymnasiasten besser auf Arbeitsleben vorbereiten" vom 10. November, Bayernteil)? Mit intensiver Vorbereitung auf die Lehre oder den Beruf? Sollen wir jetzt am Gymnasium differenzieren: Universitär geeignet beziehungsweise geeignet für die Lehre?

Klar, wenn die Eltern nicht selbst zur Einsicht kommen, dann gehen demnächst alle Kinder aufs Gymnasium, und dort haben wir drei Zweige, die wir nennen: Hauptschule, Realschule und Gymnasium . . ., so wie wir damals nicht drei Zweige, sondern drei Schulformen hatten.

Aber Hauptsache, nichts bleibt gleich und wir "entwickeln" (auch bekannt unter dem Begriff: verschlimmbessern) die Schule weiter, siehe G 9/G 8/G 9. Denn die sogenannten Bildungspolitiker müssen ja etwas zu verkaufen haben. Mann, und das lässt sich die Gesellschaft bieten? Hans Dietmar Jäger, Frankfurt

Aus BER nichts gelernt?

Der wenig ansprechende Glaskasten (Vorschlag: Schneewittchensarg; zur Debatte um den neuen Münchner Konzertsaal) wird bereits vom bayerischen Innenmister gelobt, die noch zu implementierenden akustischen Eigenschaften des großen Konzertsaals mögen nach den Wünschen von Herrn Seehofer ebenso wie die Isolierung des Bahnbetriebs realisierbar sein. Dabei bleibt aber die Sicherheit der Konzertbesucher unbeachtet. Insbesondere die nach innen geneigten Glasfassaden mögen zwar Witterungsbelastungen widerstehen können, doch bei Brand stürzen sie als Guillotinen auf die inneren Verkehrsflächen. Die Brandschutzmängel des Berliner Flughafens sind ein nicht endendes Drama, das sich bei der Klangpyramide voraussehbar widerholen wird. Reiner Szepan, Grabenstätt

Lieber unkonventionell

Wer sucht übersieht oft Praktisches ("Einfahrt für die Operngarage gesucht" vom 8. November). Vielleicht sollten die Stadträte die neue Einfahrt zur Operngarage nicht suchen, sondern von dem ausgehen, was vorhanden ist und daraus etwas machen. Auch wenn sich der Denkmalschutz gegen die Einfahrt seitlich der Oper wehrt, da würden unkonventionell denkende Architekten sicher eine elegante Lösung finden, die das Ensemble Maximilianstraße nicht beeinträchtigt. Und die Ausfahrt könnte einspurig und weniger auffällig aus der bestehenden geführt werden über die Residenzstraße. Dann allerdings müsste dieser Teil der Residenzstraße endlich einmal fußgänger- und fahrradgerecht gestaltet werden, das beträfe sogar den gesamten Bereich Odeonsplatz. Das wäre eine "Suche" wert. Udo Ricke, Vaterstetten

Das war's dann

Seit Jahren bekommen wir um diese Jahreszeit von der SOS-Kinderdorf-Organisation Weihnachtskarten mit der Bitte um eine Spende zugesandt ("SOS in Untergiesing", 3. November). Bisher haben wir dieser Bitte immer entsprochen, obwohl wir vom pädagogischen Konzept der SOS-Kinderdörfer nicht restlos überzeugt sind. Nach diesem SZ-Artikel werden wir diese Praxis einstellen. Wir haben keine Lust, mit unseren Spenden die Raffgier von Mietspekulanten, Entmietungssanierern und dergleichen Gestalten zu finanzieren. Wir werden die Karten also heuer im Altpapier entsorgen und die dafür vorgesehene Spende an "Ärzte ohne Grenzen" überweisen. Diese Organisation arbeitet nicht mit Miethaien zusammen. Margrit Stier, Heinrich Maul, München

Fehlgesteuerter Landbau

Alois Glück und Hans Eisenmann waren ein Segen für die Landwirtschaft in Bayern ("Glück plädiert für eine verträglichere Landwirtschaft", 7. November). Unter ihrem Leitmotiv "Der bayerische Weg in der Agrarpolitik" gibt es auch heute noch ermutigende Ansätze; die Öko-Initiative des amtierenden Agrarministers Brunner mag dazu gehören. Zu Recht spricht Christian Sebald aber auch bedrohliche Fehlentwicklungen an. Ein Beispiel ist der Maisanbau mit Schwerpunkt im niederbayerischen Rottal. Selbst auf hängigem Gelände reicht der Mais vielfach bis an die Ufer empfindlicher Gewässer heran. Schwere Schäden durch Erosion sind die Folge. Auf diesem Feld hat die bayerische Agrarpolitik eindeutig versagt. Sie hat gegen alle Widerstände der Gewässer- und Naturschützer durchgesetzt, dass es in Bayern keine gesetzlich festgelegten Uferstreifen ohne jeden Ackerbau gibt. Das ist einmalig in Deutschland. Dahinter steht eine Philosophie: Natur- und Gewässerschutz funktionieren in der Agrarlandschaft nur gemeinsam mit den Landwirten. Diese sollen durch Förderprogramme motiviert werden, Uferrandstreifen nicht zu beackern. Der Pferdefuß: Der Maisanbau - vor allem für Biogasanlagen - bringt pro Hektar wesentlich mehr ein als die Förderprämie zur Schonung der Uferstreifen. Eine offensichtliche Fehlsteuerung mit fataler Anreizwirkung: Der Verzicht auf die Förderung ist in aller Regel wirtschaftlich vorteilhaft. Diesen Vorteil kann der Landwirt noch steigern, wenn er den Maisanbau möglichst intensiv betreibt. Manfred Braun, Ismaning

© SZ vom 13.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: