Weitere Briefe:Ewige Löwen-Hoffnung

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Dubiose Entscheidung

Die "Schule ohne Rassismus" bekommt einen AfD-Funktionär als Rektor - wie werden Historiker diese Entscheidung des Kultusministeriums in einigen Jahren bewerten ("AfD-Mann wird Schulleiter" vom 23. Februar)? Dass die AfD bereits vor der Wahl dort angekommen ist? Dass man unter dem Deckmäntelchen "Beamtenlaufbahn" ein zartes Pflänzchen von Bürgerengagement und Zivilcourage bewusst zertrat? Dass "Jene" sich damals schon so sicher fühlten, die Entscheidung durchzubekommen? Wird man es vielleicht sehen als ein Zeichen, dass staatliche "Bürgerfeindlichkeit" bereits selbstverständlich war? So sehr selbstverständlich, dass der AfD-Funktionär sich nicht sorgte, dort einvernehmlich mit Kindern, Kollegen und Eltern arbeiten zu können? Klaus Siersch, München

Wahlprüfsteine

Merkel und Seehofer schließen Frieden: Dies ist alles nur ein wahltaktisches Manöver ("Ja zur Vernunftehe" vom 7. Februar und Leserbriefe "Das Seehofer'sche Glaubwürdigkeits-Rätsel" vom 13. Februar). Die bayerischen Wähler, die Merkels Flüchtlingspolitik unterstützen wollen, müssen die CSU wählen. Die bayerischen Wähler, die Seehofers Obergrenzen-Politik unterstützen wollen, müssen die CSU wählen. So einfach ist dieses wahltaktische Manöver. Wer dieses durchsichtige, nur die Macht erhaltende Manöver nicht gut heißt, sollte die SPD, die Grünen oder die Linken wählen. Wolfgang Schubert, Poing

Tunneltragödie

München hatte sich beim Fernverkehr erfolgreich gegen das Katastrophenkonzept eines Durchgangsbahnhofs à la "Stuttgart 21" entschieden. Die Lobbyisten des Tunnelbaus schienen in München das Nachsehen zu haben. Doch nun zeichnet sich beim Nahverkehr ein Triumph ihrer Wühlarbeit ab ("Ein letztes Aufbäumen", 24. Februar): Für 3,8 Milliarden Euro (Stand 2016) soll der Tieftunnel der zweiten Stammstrecke gegraben werden. Diese heute geschätzte Summe übertrifft die Kosten für den alternativen S-Bahn-Südring (Laim - Poccistraße - Braunauer Eisenbahnbrücke - Kolumbusplatz - Ostbahnhof - Leuchtenbergring) um das Sechsfache (0,6 Milliarden Euro für den oberirdischen Ausbau einer bestehenden Strecke). Vorteile hat das bis zu 40 Meter tiefe Tunnelprojekt (viel Spaß beim Treppensteigen an den bergwerkartigen Bahnhöfen!) allein für die Tunnelbauer, ist also eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für die notleidenden Baukonzerne. Wenn also kein Wunder geschieht, kriegt München auch seine Tunneltragödie. Dr. Dietrich W. Schmidt, Stuttgart

Kaltherziger Bahn-Vorstand

Vielen Dank für den guten Bericht über die Opferseite der Zugkatastrophe bei Bad Aibling ("Stockende Signale", 9. Februar). Es ist verantwortungslos und gleichgültig von der Bahn AG, die alten Relais-Stellwerke etwa in Bad Aibling immer noch nicht nachzurüsten und noch zu behaupten, dass dies nicht notwendig sei. Ist das nicht eine Verhöhnung der unschuldigen Toten? Mir fällt dazu sofort die Parallele zur ICE-Katastrophe von Eschede mit über 100 Toten ein: Als die Feuerwehr nach dem traurigen Bergen der Leichen die schließlich von der Bahn verschuldeten Trümmer entfernte, rief dort ein arroganter DB-Abteilungsleiter aus Frankfurt an und fragte tatsächlich, wann denn das Aufräumen endlich beendet sei. Manuel Pliske, München

Löwenvirus und ewige Hoffnung

"Die Hölle der Löwen", 11./12.Februar:

Vielen Dank für den sowohl lustigen wie auch traurig stimmenden Artikel. Sie haben mit Ihren Zeilen voll ins Schwarze getroffen. Seit mehr als fünfzig Jahren habe ich den "Löwenvirus" in mir und werde ihn einfach nicht los. Warum dem so ist, haben Sie in Ihrem Bericht wunderbar beschrieben. Eigentlich mog i ja nimma - aber irgendwo taucht dann doch wieder ein kleiner Hoffnungsschimmer auf . . . Thomas Siefken, München

Löwenmania und Theologie

Für "Die Hölle des Löwen" möchte ich herzlich danken, ich fühl mich sehr gut verstanden. Treffendes Psychogramm einer wunden Befindlichkeit, die doch nicht anders kann, als es wie Sysiphos immer wieder zu versuchen. Ich bin Theologe, es gibt in der Theologie den Topos "Hoffnung wider aller Hoffnung": selbst in die akademische Theologie ist die unergründliche Löwenmania eingeflossen. Also machen wir halt weiter, auch diese Episode Löwen-Weltgeschichte überleben wir und hoffen weiter. Herbert Konrad, Seeshaupt

© SZ vom 06.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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