Weitere Briefe:Ein sonniges Urteil und Platten von Amon Düül II

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Tier-Ferntransporte stoppen

Ist den Gerichten eigentlich wirklich bewusst, dass sie mit dem Urteilsspruch unendliche Tierquälerei unterstützen ( "Gericht erlaubt Rinder-Export", 22. Januar)? Da dürfen trächtige Kühe 4500 Kilometer auf engstem Raum und unter schlimmsten Bedingungen bis nach Kasachstan transportiert werden, weil die Gerichte formaljuristisch argumentieren: Der Amtstierarzt ist nur bis Ungarn zuständig und muss deshalb die Papiere für den Transport ausstellen; der Weitertransport ist Sache Ungarns. Was dann auf den nächsten mehr als 3000 Kilometern mit den armen Tieren passiert, ist für die Gerichte uninteressant. Seit Jahren stehen diese grausamen Tiertransporte in der Kritik, aber Bundesrepublik und EU schaffen es nicht, diesem Elend durch Gesetze ein Ende zu bereiten. Auch die Staatsregierung muss etwas dagegen tun: Sie sollte die Rinderzuchtverbände, die großteils hinter solchen Transporten stehen, nicht mehr unterstützen. Man wundert sich auch über Landwirte, die ihre Tiere auf solche Transporte geben. Marlene und Karl-Heinz Werner

Markt Indersdorf

Belastete Namen entfernen

Der Beitrag über die Werke "Schönfelder" und "Palandt" ( "Nazi-Namen prägen Jurastudium", 22. Januar) macht deutlich: Wir brauchen nicht weniger, sondern mehr Erinnerungskultur, und die umfasst auch die Umbenennung dieser juristischen Bücher. Es heißt, der Verlag sei sich der Verantwortung bewusst. Dann wäre Handeln angesagt. Der Verlag kann sich ein Beispiel an der Stadt München nehmen, die Verantwortung für die historisch belasteten Straßennamen übernommen hat. Bald soll die Hilblestraße umbenannt werden. Sie wurde 1956 nach Friedrich Hilble, dem Leiter des Münchner Wohlfahrtsamts benannt, der in seiner Funktion nationalsozialistisches Gedankengut umsetzte, jüdische Wohlfahrtsempfänger diskriminierte und viele Fürsorgeempfänger ins KZ Dachau brachte. Dieser Name wird bald aus dem Münchner Straßenverzeichnis verschwinden. Dieser Umgang ist überzeugend und eine konkrete Handlungsanweisung für die Werke Palandt und Schönfelder. Monika Niedermayer, München

Sonniges Urteil

Auch wenn ich kein Lidl-Kunde bin, so finde ich es gut, dass sich Lidl auf dem Rechtsweg gegen die Hofpfisterei zur Wehr gesetzt hat ( "Auch Lidl hat ein Recht auf ,Sonne'", 2. Februar). Endlich hat sich eine Richterin gefunden, die der Hofpfisterei Einhalt geboten hat, einer Großbäckerei, die gnadenlos gegenüber kleinen Bäckereien "Markenrechte" mit Hilfe einer Münchner Rechtsanwaltskanzlei durchsetzt. Für einen Bäckermeister, der täglich um 3 Uhr aufsteht und überwiegend in Handarbeit die Backwaren für seine Kunden fertigt, bedeuten die Beträge für Unterlassungserklärungen und Rechtsanwaltsgebühren Kosten, die sein Unternehmen wirtschaftlich enorm belasten. Wir Verbraucher haben es in der Hand, diese Ausnutzung der Marktmacht gegenüber Handwerksbäckern zu beenden. Ursula Haibel, Gaißach

Schallplatten und Amon Düül II

Musik spielte in der 68er-Bewegung eine bedeutende Rolle ( "Leberkäs mit Ei und Haft", 29. Januar). Gruppen wie Jefferson Airplane, The Doors, Frank Zappa & The Mothers lieferten den innovativen und subversiven Soundtrack für die damalige Zeit.

Wo bekam man die begehrten Schallplatten? Nicht bei Lindberg oder Rim, sondern bei Foto Schwabing in der Hohenzollernstraße 12. Dort, in einer winzigen Plattenabteilung arbeitete meine Mutter, Irmgard Weigelt, als Verkäuferin, und sie sorgte dafür, dass dieser kleine Laden die Keimzelle des Münchner Undergrounds wurde, zumindest in musikalischer Hinsicht. Durch ihre Freundschaft mit den local heroes von Amon Düül II bekam Irmgard 1970 die Chance, in eine Ladengemeinschaft in der Ledererstraße 19 einzutreten, sie nannte ihre Abteilung "Shirokko". Partner war der Laden "Stern von Afrika", geleitet von Adelheid Schuster-Opfermann, diese ist auf dem SZ-Foto der Kommune Bauerstraße links hinten zu sehen. Die Gemeinschaft ging schnell zu Bruch, übrig blieb das Shirokko, das ich bis Ende 2015 weitergeführt habe. Gerhard Rühl, München

© SZ vom 15.02.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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