Weitere Briefe:Eigen-Diskriminierung und eine kluge Stadtplanung

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Kluge Planung - schon 1963

Mit Ihrem in der Pfingstausgabe veröffentlichten Artikel "Bäche, zur Sonne, zur Freiheit" (3./4./5. Juni) will die Süddeutsche Zeitung eine Diskussion darüber anstoßen, ob nicht noch mehr bislang verschlossene Stadtbäche wieder geöffnet werden sollten. Das ist zu begrüßen. Denn offene Wasserflächen verbessern insbesondere in dichter bebauten Bereichen das Verhältnis zur Natur und damit auch das Lebensgefühl der Bewohner.

Leider wird in diesem Zusammenhang wieder einmal behauptet, die Stadt habe zu Beginn der sechziger Jahre "irrwitzige Pläne einer autogerechten Stadt" betrieben. Das ist nicht nur falsch, sondern geradezu abwegig. In Wahrheit hat die Stadt nämlich schon im Jahre 1963 mit ihrem Stadtentwicklungsplan, der einen Gesamtverkehrsplan einschloss, ein U- und S- Bahn-System und einen Fußgängerbereich im Stadtzentrum vorgesehen und damit das bis dahin bestehende Gleichgewicht zwischen Straßenbahn und Auto zugunsten leistungsfähiger Schienenschnellverkehrsmittel verschoben und das Auto aus der Innenstadt gänzlich ausgeschlossen. Diese Pläne wurden übrigens damals bezüglich der ersten U-Bahn-Strecken und des gesamten S-Bahn-Systems sowie der Fußgängerzone in neun Jahren realisiert. Wäre das nicht auch einmal erwähnenswert?

Schließlich waren im Gesamtverkehrsplan auch keine "gigantischen Straßenschneisen" durch die Stadt enthalten. Gestritten wurde nach seiner Verabschiedung allerdings über den Ausbau der Isar-Parallele und die Untertunnelung des Prinz-Carl-Palais. Die Argumente gegen den Ausbau, die unter anderem das "münchner bauforum" vorbrachte, überzeugten und bewirkten, dass er noch zu meiner Amtszeit fallen gelassen wurde. An der Untertunnelung musste hingegen wegen der notwendigen Entlastung der Innenstadt festgehalten werden. Dr. Hans-Jochen Vogel, Altoberbürgermeister, München

Eigen-Diskriminierung

Ist es wirklich klug, wenn Schwule und Lesben sich in einer eigenen Landesvertretung sozusagen selber ausgrenzen ("Man muss das Image der CSU etwas aufpolieren" vom 12. Juni)? Ich finde es eher kontraproduktiv. Schließlich gibt es innerhalb der CSU auch keine Landesvertretung der Linkshänder oder der Fettleibigen oder der Kleinwüchsigen. Wobei letzteren eine solche nicht schaden würde, denn hier handelt es sich - im Gegensatz zur Linkshändigkeit oder Homosexualität - nicht nur um eine Laune der Natur, sondern auch um eine gewisse Behinderung. Wikipedia sagt leider nichts darüber, wo Patrick Slapal aufgewachsen ist, vermutlich nicht in Niederbayern oder Oberfranken, denn sonst würde er wissen, dass dort an den Stammtischen keineswegs hinter vorgehaltener Hand Schwulenfreundlichkeit geäußert wird, sondern ganz offen das genaue Gegenteil davon. München und der Landtag sind nicht repräsentativ für Bayern. Wenn Horst Seehofer beim Christopher-Street-Day aufkreuzt, dann fresse ich einen Besen ohne Essig und Öl! Der Mann will die Landtagswahl gewinnen, und dazu braucht er die Vorgestrigen, die Konservativen und den Klerus. Renate Seitz, München

© SZ vom 26.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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