Weitere Briefe:Ehren will gelernt sein -  Paket-Zustellen auch

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Von wegen Zustellversuch

Das Problem mit der Abholung in der Filiale ( "Stellt euch nicht so an" vom 4. Dezember) ließe sich durch etwas anderes ganz einfach zumindest verringern: Nämlich dadurch, dass die Zusteller wenigstens klingel würden. Heute erst geschehen: Man hat per Mail die Mitteilung, dass das Paket in das Zustellfahrzeug geladen wurde. Schön und gut. Man sitzt zu Hause und wartet darauf, dass es klingelt. Stattdessen kommt wieder eine Mail, dass das Paket nicht zugestellt werden konnte! Wohlgemerkt: Die Klingel funktioniert. Jetzt darf ich mich, vollkommen unnötig, am Dienstagnachmittag auch in die Schlange in der Filiale einreihen. Und das ist nicht das erste Mal, dass mir mit das mit DHL passiert ist. Eugen Peteler, München

Ungerechte Tariferhöhung

Mit Unmut habe ich die Beiträge zur neuen MVV-Tarifstruktur verfolgt (zuletzt: "Gut Ring will Weile haben", 25. November). Da wird unter dem Deckmantel einer Tarifvereinfachung für zahlreiche MVV-Nutzer eine drastische Tariferhöhung in Höhe von circa 17 Prozent ganz beiläufig vorgestellt. Da das aktuelle MVV-Tarifsystem zumindest für diejenigen, die lesen können und sich nur wenige Minuten Zeit nehmen, eindeutig strukturiert ist, kann eine Vereinfachung des Tarifsystems nicht der tatsächliche Grund dieser Tarifreform sein. Möglicherweise braucht der MVV mehr Geld. Und zwar zu Lasten der Innenstadtbewohner, die sowieso schon teure Mieten oder hohe Immobilienkosten in Kauf nehmen müssen. Sollten die Ticketpreise nicht ein Nutzungsentgelt sein, welches sich an der zurückgelegten Strecke orientiert?

Schon jetzt zahlen Innenstadtbewohner, die regelmäßig nur kürzere Strecken zurücklegen, pro Kilometer Öffentlicher Nahverkehr mehr als alle anderen Fahrgastnutzer. Leider vertritt offenbar kein Münchner Politiker unsere Interessen, da (so ein SZ-Bericht vom 7. November) eben knapp ein Drittel der MVV-Nutzer mit zwei Ringen auskommt. Diese müssen künftig für den ganzen Innenraum zahlen, obwohl sie ihn offensichtlich nicht benötigen. Was bleibt uns Münchnern als Ausweichreaktion? Bei schönem Wetter das Fahrrad und bei schlechtem Wetter das Auto zu nutzen. Und zur nächsten Kommunalwahl zu gehen.

Und jetzt noch für die Experten der Tarifreform ein Vorschlag zur Vereinfachung des Systems: Belassen Sie das Wochen- und Monatskartensystem so wie es ist. Alle Einzelfahrten sollten kilometergenau (Luftlinie) zwischen Startort und Zielort abgerechnet werden. Damit wir als MVV-Nutzer nicht für das zentralistische Streckennetz in München unnötig zahlen müssen. Aber das ist eine andere Geschichte. Gerhard Polllach, München

Edler Denkmalschutz

Mit Geld kann man viel machen. Man kann es für sich ausgeben, oder, oder... - man kann auch eine Stiftung gründen, so wie die langjährige Stadträtin Elisabeth Schosser es gemacht hat. Sie hat ihre Ersparnisse in die "Dr. Erich und Elisabeth Schosser Stiftung" eingebracht und ehrt damit auch das Lebenswerk ihres Mannes, der den Landesdenkmalrat gegründet, ja erfunden hat, der Vater des Denkmalschutzgesetzes, das vielen Ländern Europas ein Vorbild war.

Der Beitrag "Pflege der historischen Wurzeln" von Hans Kratzer in der SZ vom 23. November beschreibt das recht genau. Kultusminister Ludwig Spaenle sagte bei der Gründung: "Diese Stiftung kann ein neues Kapitel in der Denkmalpflege in Bayern aufschlagen." Um auch noch die nächsten Generationen sensibel zu machen für traditionelle Werte, gibt es einen eigenen Preis für die junge Generation. Dank an Herrn Kratzer und an die SZ für diesen wirklich guten Beitrag. Dieter Schneider, München

Ehren will gelernt sein

Vorsicht, Ironie! Aber Sie haben es ja spitzfindig hingekriegt ("Mitten in Coburg: Eine Stadt wirft sich in den Staub", 1. Dezember). Da lehnt der Coburger Unternehmer Michael Stoschek die Ehrenbürgerschaft seiner Stadt ab. Seine Begründung: Er sei zu jung dafür. Stoschek wird noch heuer reife 70.

Aber in Wirklichkeit bedeutet der Multi-Millionär damit den Coburger Stadträten: Nicht ihr entscheidet, wann ich Ehrenbürger werde, sondern ich allein. Für Stoschek gilt nur eins: Coburg, das bin ich, und nicht ihr Ratsherren. Und die machen auch brav den Kotau vor ihm. Also vorerst keine Ehrenbürgerschaft.

Wer das Sagen hat, das wurde schon deutlich, als der Stadtrat es erst ablehnte, eine Straße nach Stoscheks Großvater zu benennen, dem NSDAP-Mitglied Max Brose. Da demonstrierte Stoschek bereits seine Macht, und die Kommunalpolitiker warfen sich prompt vor dem Unternehmer in den Staub. Es gibt also doch eine Brose-Straße in Coburg.

Jetzt wollten sie dem Unternehmer anscheinend mit der Ehrenbürgerwürde noch etwas Gutes tun. Doch nicht mit Stoschek, der ihnen eine Abfuhr erteilte, sie quasi demütigte: Nur ich bestimme den Zeitpunkt, wann ich Ehrenbürger werde: Michael Stoschek, der König von Coburg. Im Grunde kann er nämlich nicht genug der Ehren kriegen. Peter Kühn, München

© SZ vom 05.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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