Weitere Briefe:Dreck und Krach, Lyrik und Benefiz

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Augenmaß und Absurdes

Die Leserbrief-Seite zum Thema Negerball ("Von ehrenwerten Motiven und diskriminierender Sprache", 27. Februar, bezogen auf "Tanz um den Negerball" vom 17. Februar) hätte mich stellenweise verzweifeln lassen, gäbe es da nicht die herrliche Karikatur aus dem "Amt für unfallfreie Sprache". SZ-Autor Hans Kratzer hat statt Lob für seine das "Problem" fundiert und nicht ohne Augenzwinkern ausleuchtende Darstellung wutschäumende Kritik geerntet und der SZ den absurden Vorwurf der "Diskriminierung" und der Förderung rassistischen Denkens eingebracht. Aber wo ist da noch Logik, wenn ein SZ-Leser (meines Erachtens mit vollem Recht) betont, Rassismus bestehe eben nicht in Begriffen, sondern "zu allererst in der Intention" - doch im gleichen Atemzug an dieser harmlosen, nur gut gemeinten Benefizveranstaltung für Afrika derart Anstoß nimmt, dass er am kleinen Negerball größte Weltprobleme wie Missionierung, Kolonialisierung oder Entwicklungshilfe aufhängt? Und muss eine SZ-Leserin aus Hamburg den SZ-Autor abschätzig als "alten weißen Mann" abtun, weil er im Gegensatz zu ihr in der Etikettierung des niederbayerischen Benefiz-Events keinen rassistischen Akt erkennt? Auch ich bin so ein alter Weißer, aber wie der angegriffene SZ-Autor und viele andere Altersgenossen ohne irgendeine Intention, Menschen anderer Hautfarbe zu diskriminieren. Ich habe als Dorfbub sehr oft "Neger" gesagt, unschuldig und unrassistisch, so wie wir eben auch von "Chinesen" oder "Amerikanern" gesprochen haben. Spräche jemand vom "Nigger" , dann würde ich die Aufregung verstehen und teilen.

Peter Maicher, Zorneding

Schade ums Leuchtturmprojekt

In der Diskussion um Limux (Leserbriefe "Lieber Limux . . .oder doch lieber Windows" vom 27. Februar und "München stoppt die Pinguin-Revolution" vom 16. Februar) wird ein Aspekt nicht ausreichend beachtet: Die Zeiten haben sich geändert. Der digitale Wandel bedeutet, dass Anwendungen unabhängig von Betriebssystemen betrieben werden können (Private Cloud). Statt uns mit Konzepten für eine Rückkehr zu Windows aufzuhalten, sollten wir den Wandel als Chance begreifen und aktiv mitgestalten. Irgendwann werden die Fachanwendungen nicht mehr gewartet, und spätestens dann sollten die Verwaltungsprozesse sowieso überdacht werden. Probleme wird es immer geben, egal mit welcher Software. Der Vorteil von freier Software — übrigens Grundlage der Cloud — ist, dass mit Steuergeldern kontinuierlich öffentliches Gut verbessert wird, statt Lizenz- und Wartungsverträge zu bedienen. Das ist transparent und wettbewerbsfreundlich, was wiederum die Kosten drückt und die Attraktivität des IT-Standorts München erhöht. Die Politik muss ihren Schlingerkurs beenden und organisatorische Knoten lösen, statt Limux die Schuld zu geben. Bei Limux müssen wir den Ansatz überdenken. Das Projekt ist nicht gescheitert, sondern wird weltweit mit Interesse verfolgt. München sollte seine innovative Rolle nicht verspielen, nur weil die großen Parteien und der Oberbürgermeister den Pinguin gerne in der Wüste sähen, entgegen den Empfehlungen der Mitarbeiter und des in Auftrag gegebenen Gutachtens.

Martin F. Krafft, München

Dreck und Krach von der Bahn

Auch die Bahnstrecken ins Alpenvorland, wie nach Bayrischzell, Tegernsee und Lenggries, sind nicht ausgebaut und elektrifiziert ("Ohne Strom", 8. März). Züge auf diesen Strecken machen einen Höllenlärm und verpesten die Umwelt. Öffentliche Gelder werden wohl wegen der Autolobby lieber für den Ausbau von Straßen verwendet, als damit das Schienennetz zu modernisieren.

Eveline Widmann, München

So klug und konkret

"Schrei, doch nicht zu laut" vom 24. Februar: Liebe Antje Weber, vielen Dank für Ihren gelungenen Bericht über den Abend beim Lyrischen Quartett (im Lyrik-Kabinett in der Münchner Maxvorstadt; d. Red.). Wie Sie die Inhalte, die Stimmungen, die Anliegen der Diskutierenden darstellen, bewundere ich. Über Nora Bossong schreiben Sie: "Sie kann ... so klug und konkret darüber reden." Ich möchte das auch auf Ihren Text anwenden. Vom Schrei bis zur Schürfarbeit im Wortgestein: eine glänzende Zusammenfassung.

Dass sich das Publikum verjüngen möge, dazu könnte Ihr Bericht beitragen. Freundliche Grüße von einer nicht mehr jungen Zuhörerin und Leserin,

Angela Miksch, München

Leserbriefe sind in keinem Fall Meinungsäußerungen der Redaktion. Wir behalten uns vor, die Texte zu kürzen.

Außerdem behalten wir uns vor, Leserbriefe auch hier in der Digitalen Ausgabe der Süddeutschen Zeitung und bei Süddeutsche.de zu veröffentlichen.

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© SZ vom 13.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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