Weitere Briefe:Die Radler, das Ballett und eine Virtuosin

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Radlerfeindliche Zumutung

Was ist das für eine Umfrage ("Marienplatz soll gesperrt bleiben" vom 31. Mai)? Befragt werden 733 Personen im Großraum München, ob sie eine Erweiterung der Fußgängerzone um den Marienplatz und damit eine Aussperrung von Radfahrern und Bussen wollen. "Klar, wollen wir!" Wer ist schon grundsätzlich gegen Fußgängerzonen? Doch wem von den Befragten ist die Problematik der Sperrung des Marienplatzes für alle Fahrzeuge überhaupt bewusst - speziell im Umland?

Fragen wir doch mal anders: Wer ist dafür, dass eine Verbindung des Zentrums mit dem Tierpark gestrichen wird? Oder: Wer ist dafür, dass eine direkte Verkehrsverbindung der Stadtteile Untergiesing/Au zum Marienplatz eingestellt wird? Die Antworten sähen wohl anders aus, erst recht, wenn man die Bewohner der betroffenen Stadtteile befragen würde.

Fazit: Wenn man ein bestimmtes Ergebnis will, ist es kein Problem, dieses durch die Auswahl der Befragten und die Fragestellung zu erhalten. Doch die Befragung ist auch aus einem anderen Grund problematisch, denn hier werden verschiedene Probleme vermischt: Was die Buslinie 52 betrifft, geht es primär um eine Erreichbarkeit des Marienplatzes, das könnte notfalls auch mit einer Haltestelle zum Beispiel an der Heilig-Geist-Kirche oder im Rosental erreicht werden, wo der Bus immer während des Weihnachtsmarktes hielt. Davon abgesehen gibt es genügend Beispiele dafür, dass Fußgängerbereiche problemlos von öffentlichen Verkehrsmitteln gequert werden.

Etwas anders stellt sich die Situation für die Radfahrer dar. Einerseits soll der Radverkehr von städtischer Seite gefördert werden, andererseits bremst man ihn aus, und das auf einer Strecke, auf der es noch nie zu einem ernsten Zwischenfall durch Radfahrer gekommen ist. Doch auch hier geht es nicht zwingend um die Passage des Marienplatzes, sondern um eine angemessene Radwegverbindung. Wer die gegenwärtige Route mit der Furt zwischen Viktualienmarkt und Kustermann und der Querung der Maximilianstraße während der Hauptsaison schon mal gefahren ist, der kann sich nur über diese radlerfeindliche Zumutung wundern, die der heimlichen Radlhauptstadt unwürdig ist. Peter Klimesch, München

Ein Ballett-Desaster

Die Prozentzahl der Kündigungen am Staatsballett ist monströs! Warum muss das so sein? Die eben vollzogenen Chefwechsel in Berlin und Stuttgart haben das Gegenteil gezeigt . . . In München wird ein Ensemble zerstört, das über Jahre hin ein Instrument geworden ist. Wo bleibt der Aufschrei? Wo bleibt der Ausdruck eines tiefen Unwohlseins beim Orchester, beim Chor, bei der Technik und bei der Verwaltung? Als Zuschauer und Fan ist man verstört! Diese Tänzer gut zu behandeln, ist wohl das Geringste, was man erwarten durfte. Aus zuverlässiger Quelle weiß ich um die tiefe Not und die Verzweiflung der Betroffenen. Ich hoffe sehr, dass die finanzielle Absicherung für die Tänzer entsprechend gestaltet wird und dass noch nicht besetzte Stellen zu Rück-Engagements führen. Frank Frey, München

Junge Virtuosin

Vielen Dank für diese sehr treffend geschriebene Rezension ("Perspektive und Charakter", 31. Mai) über das so ganz zauberhafte, liebenswürdige und schon hinreißend musizierende Mädchen Noa Wildschut. Sie war mir sofort im Fernsehen in Anne-Sophie Mutters erster TV-Sendung mit ihren Virtuosi im Mai vergangenen Jahres aufgefallen. Nur durch einen glücklichen Zufall las ich die Konzertankündigung. Wünschen wir (ihr und uns!) viel, viel Glück! - Ein zartes, charmantes, uneitles Pendant zu Trifonov könnte da heranreifen. Eva Köhler, München

Der Fremde fremdelt

"Unter Bayern: Metamorphosen eines Flüchtlings" vom 28. Mai:

Schon bald war mir klar, von wem hier die Rede ist (vom bayerischen AfD-Landesvorsitzenden, der einst aus Tschechien nach Bayern flüchtete; d. Red.). Hoffentlich macht er so weiter, damit sich der Mann wohl doch noch eines - hoffentlich nicht so fernen - Tages, selbst rückwirkend ausweisen muss. Vor vielleicht zwei Monaten war diese Person einmal bei der "Münchner Runde" im Bayerischen Fernsehen. Da hat er doch tatsächlich gesagt: " Wir haben die (Flüchtlinge) nicht gerufen." Hat ihn jemand gerufen? Ich glaube kaum. Im Übrigen hoffe ich, dass dem und allen in dieser Partei recht schnell niemand mehr nachläuft und die auch noch wählt. Eckhard Schmidt, München

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© SZ vom 02.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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