Weiße-Rose-Gedenken:Der Zaun wird in Ehren gehalten

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Erinnerungsstück am Ostbahnhof nicht in Gefahr

Leserbrief "Eine vergessene ,Reliquie' am Ostbahnhof" von Werner Thiel vom 29. November sowie "In stumpfen Schlaf verfallen" vom 20. November (Dankesrede des Geschwister-Scholl-Preisträgers Götz Aly):

Inzwischen von mehreren Bürgern auf den von Werner Thiel verfassten Leserbrief betreffs "Weiße Rose" und den historisch bedeutsamen "Weiße-Rose-Zaun an der Orleansstraße" angesprochen, sollten dessen Ausführungen auch an dieser Stelle nicht unkommentiert bleiben.

So wird in diesem Leserbrief von "fehlender Wertschätzung der Tat" der "Weißen Rose" geschrieben, den "Beteiligten" - wer immer das sein mag - der "nötige Wille" zu einer angemessenen Ehrung abgesprochen und die Abwertung des noch existierenden Zaunes zu einem "Stück Schrott" unterstellt. Zu guter Letzt werden wir "Heutigen" durch ein Zitat von Götz Aly in die Nähe derer gestellt, die in einer Veranstaltung der Ludwig-Maximilians-Universität im Februar 1943 "den Mord" an Sophie Scholl "zustimmend (...) beklatscht und betrampelt" haben. Als Lösung wird gefordert, einen Teil des Zaunes "zu verbrettern", um diesen während der kommenden "Bauarbeiten abzusichern".

Dies alles erweckt den Eindruck, als ob eine ignorante Öffentlichkeit sich wenig bis gar nicht um den am 23. Juli 1942 fotografisch dokumentierten Bereich an der Orleansstraße und den auf den Fotografien von "Sophie Scholl und ihren Freunden" mit abgebildeten und auch heute noch existierenden Zaun kümmert.

Entgegen der Leserbriefdarstellung aber bemüht sich der Bezirksausschuss 5 Au-Haidhausen seit Jahren um einen angemessenen Umgang mit diesem durchaus bedeutsamen Ort. So wurde - vom Bezirksausschuss initiiert, gestaltet und zusammen mit dem Grundstückseigentümer GVG realisiert - über mehrere Jahre eine großformatige Erinnerungstafel zum historischen Geschehen in diesem Bereich aufgestellt. Auf Grund von Beschädigungen durch Witterungseinflüsse musste die Tafel allerdings inzwischen wieder abgebaut werden. Dafür wurde dankenswerterweise am Anwesen Orleansstraße 61 auf Initiative der dortigen Mieter und Anwohner eine Informationstafel mit Bild angebracht.

Da inzwischen die auf dem Grundstück an der Orleansstraße geplanten Baumaßnahmen näherrücken (ein diesbezüglicher "städtebaulicher Wettbewerb" soll Anfang kommenden Jahres ausgeschrieben werden) hat sich der Bezirksausschuss Au-Haidhausen einstimmig für Erhalt und Sicherung der historischen Teilstücke des Zaunes ausgesprochen. Bei einem Gesprächstermin mit Bezirksausschuss, Vertreter des Grundstückseigentümers GVG und dem Münchner Stadtmuseum haben sich alle (!) Beteiligten diesem Votum angeschlossen.

Das Stadtmuseum hat sich bereit erklärt, auf Grund der historischen Bedeutung des Zaunes zwei (!) Teilstücke fachgerecht einzulagern. Dabei soll ein Teilstück im Rahmen der Ausstellungstätigkeit des Stadtmuseums Verwendung finden, das andere Teilstück nach Beendigung der Bautätigkeiten im Bereich zwischen Orleans- und Haidenauplatz als Kernstück für einen Erinnerungsort zu Ehren der Widerstandsgruppe "Weiße Rose" Verwendung finden. Über all dies berichtete die SZ ausführlich. Hermann Wilhelm, Haidhausen-Museum, München

© SZ vom 06.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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