Normalerweise geht das in München ja so: Morgens aus dem Haus, erst links, dann rechts, dann 300 Meter geradeaus. Dann mindestens eine Station mit dem Bus, dann noch einmal zwei Straßenecken passiert, und schon steht man vor seinem Auto. Einsteigen, anschnallen, losfahren - abbremsen. Stau. Aber jetzt - über die Feiertage - das: Morgens aus dem Haus, exakt sieben Schritte über den Gehsteig, einsteigen, losfahren, ankommen - und sofort wieder problemlos einparken. Wer eigentlich redet von Weihnachtsstress? München ist leer in diesen Tagen, es muss die Minderheit sein, die ihren Lebensmittelpunkt tatsächlich in dieser Stadt hat. Das gleiche Bild wie beim Parken auch beim Einkaufen. Heiligabend, die Sonne scheint - der Regenschirm wird trotzdem eingesteckt. Es ist das Fest der Liebe, aber wer im Supermarkt von den Massen niedergetrampelt wird, muss sich ja irgendwie wehren können. Doch dann, auch hier, das: 14 Kassen sind besetzt, fünf Leute stehen an. Drei Kassiererinnen mampfen Kaugummi, eine putzt ihr Förderband, fünf langweilen sich. Total entspannt, das alles. Es müsste öfter Weihnachten sein, am besten jede Woche einmal, dann könnte man wenigstens in Ruhe einkaufen. Man bräuchte dann auch kein Parkmanagement-System mehr, das die Parkplatzsituation in München regelt, indem es Parkzonen ausweist. Bald ist Silvester, danach ist die segensreiche Zeit vorbei. Die Parkplatzgesuche für München auf www.parkplace.de werden dann wohl noch immer unbeantwortet im Internet stehen. "Suche einen Parkplatz von 9 bis 13 Uhr in der Innenstadt von Montag bis Freitag", schreibt eine besonders verzweifelte Frau. Das Gesuch steht dort seit 1. Oktober. Sie könnte sich selbst ein Geschenk machen, die nächsten Tage in die Innenstadt fahren und parken, wo sie will. Es ist ein schönes, geradezu weihnachtliches Hochgefühl.
