Weihnachtsaktion:Amazonasgebiet als "Testfall"

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Zum Adveniat-Start fordert Marx dazu auf, die Umwelt zu schützen

Vertreter aus Kirche und der indigenen Bevölkerung Brasiliens haben an die Politik appelliert, sich für die Umwelt und die Existenz der im Amazonas lebenden Bevölkerung einzusetzen. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, nannte das Amazonasgebiet einen "Testfall". Hier werde sich zeigen, wie die Menschheit mit dem "Haus der Schöpfung" weiter umgehe. Denn es gebe nur das eine Haus, "in dem wir miteinander leben dürfen", sagte Marx im Hinblick auf die bundesweite Adveniat-Weihnachtsaktion, die an diesem Sonntag in München eröffnet wird.

Die kirchliche Hilfsaktion Adveniat geht nach den Worten von Marx dorthin, wo die Kirche nach Papst Franziskus wirken sollte, nämlich an den Rändern der Gesellschaft. Die Projekte seien nicht irgendwo am Reißbrett entworfen, sondern mit den Partner am Ort entwickelt. Längst sei so ein Netzwerk entstanden, bei dem es um Austausch und gegenseitige Hilfe gehe. Zugleich gab der Kardinal zu bedenken, dass der Blick hierzulande wieder mehr in die weite Welt gehen sollte. Er hoffe auf eine Bewusstseinserweiterung durch die Adveniat-Aktion, um sich mögliche Folgen für die Menschheit bewusst zu machen.

Der Generalsekretär der brasilianischen Yanomami-Organisation Huturkara, Armindo Goes Melo, verwies auf die Bedrohung der indigenen Bevölkerung. In den vergangenen zwei Jahren sei die Zerstörung des Amazonasgebiets weiter vorangegangen. Bedroht würden Wald, Luft und Wasser vor allem durch Straßenbau und Goldschürfer. Dazu kämen riesige Staudammprojekte, um Elektrizität zu erzeugen. "Wir brauchen kein Licht. Und wir brauchen keine materiellen Dinge. Wir wollen eine gesunde Umwelt", sagte Goes. Der Präsident des Indigenen-Missionsrats Cimi, Erzbischof Dom Roque Paloschi von Porto Velho, sprach von einer "irrationalen Ausbeutung" der Rohstoffe im Amazonasgebiet. Doch jede Art, jedes Volk, das dort verschwinde, sei ein Verlust für die Welt. Laut brasilianischer Verfassung von 1988 hätten eigentlich alle indigenen Völker innerhalb von fünf Jahren ihre traditionellen Siedlungsgebiete zugeteilt bekommen sollen. Doch bis heute sei nichts passiert. Zugenommen habe stattdessen die Gewalt gegen die indigene Bevölkerung.

Adveniat finanziert sich laut Hauptgeschäftsführer Bernd Klaschka zu etwa 95 Prozent aus Spenden. Gesammelt wird in den Gottesdiensten an Heiligabend und um am ersten Weihnachtstag. Das Hilfswerk unterstützt jährlich mit rund 37 Millionen Euro mehr als 2500 Projekte.

© SZ vom 24.11.2016 / KNA - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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