Wechselnde Besitzer:Geben und Nehmen

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Gehandelt wird mit Briefmarken, Stickern und sogar Jobs

Wetterfest und geschützt steht der gläserne Schrank seit 2013 vor dem Nordbad. Innen drin reiht sich Buch an Buch, und wer will, der darf sich eins nehmen - oder eines hinzustellen. Das ist das Prinzip des offenen Bücherschranks, des ersten, den es in München gab. Doch bald dürften es viel mehr sein. Denn das KVR hat die Richtlinien geändert und erlaubt in den kommenden fünf Jahren jedem Stadtbezirk einen Bücherschrank auf öffentlichem Grund. Pläne gibt es bereits, etwa in Moosach oder in der Au.

Was soll ich mit einer Zuckerdose in Ananasform? Wegwerfen? Nein, denn es kann gut sein, dass ein anderer Geschmack an diesem sicher gut gemeinten Geschenk findet. Dafür hat der Weltsalon auf dem Winter-Tollwood das Projekt "Tausch(t)raum" installiert, einen Raum, in dem man Sachen zum Verschenken deponieren kann, gleichzeitig aber auch etwas mitnehmen kann, das einem gefällt. Genau so funktioniert der Geschenktisch der "Werkbox 3" in der Kultfabrik (Grafinger Straße 6). Dort gibt es außerdem ein Tausch-Café. Selbst gebackener Kuchen gegen ein Mal Rasenmähen geht genauso wie ein noch originalverpacktes Krimi-Taschenbuch gegen gestrickte Fäustlinge, nur: Geld darf keines fließen.

Aus München wegzukommen, ist gar nicht so einfach. Wenn man Polizist ist. Wegen der teuren Lebenshaltungskosten und der hohen Einsatzbelastung würde mancher Beamte gerne die Stadt wechseln - und das funktioniert am ehesten, wenn man einen tauschwilligen Kollegen in einem anderen Bundesland findet. Die Polizeigewerkschaften betreiben entsprechende Tauschbörsen im Internet. Ähnlich funktioniert das bei den Studienplätzen. Wenn Fachsemester und Prüfungsleistungen übereinstimmen, kann der Tausch bei der Universität beantragt werden. In beiden Fällen gilt: Prämien für Tauschwillige sind verboten.

Wenn es um Panini-Sticker geht, dann ist der Schulhof wohl die größte Tauschbörse. Vor allem die Fußballerbildchen des Verlags sind gefragt und zwar immer dann, wenn Großereignisse wie WM oder EM anstehen. Die Profis tauschen im Internet. Gesucht wird dabei nach Nummern, nicht aber nach den Rückennummern der Spieler, sonder nach den Zahlen, die der findige Hersteller in den Sammelalben druckt.

Sie gilt als Sammelobjekt schlechthin: die Briefmarke. Um Serien und Sätze zu vervollständigen, wird getauscht, was das Zeug hält. In München gibt es dafür sogar einen eigenen Verein - die Tauschverbindung Münchner Briefmarkensammler. Die Treffen finden jeden ersten und dritten Dienstag im Monat in der Gaststätte Hans Mielich, Hans-Mielich-Straße 22 von 18 bis 20 Uhr statt. Für die Briefmarkensammler in der Region gibt es auch immer wieder Großtauschtage. Die nächsten sind am Sonntag, 29. November, im Konrad- Aigner-Gymnasium in Erding und am Sonntag, 6. Dezember, im Wolf-Ferrari-Haus in Ottobrunn.

Studenten praktizieren das schon lange: den Tausch ihrer Wohnungen. Inzwischen gibt es gleich mehrere Internet-Portale, die diesem Zweck dienen. Ein Vorteil für die Mieter: Sie sparen sich Maklergebühren und können, wenn sie Glück haben, genau das Richtige finden. Getauscht wird aber nicht nur langfristig. Manche Münchner haben entdeckt, dass sich mit Wohnungs- oder Haustausch gut ein längerer Aufenthalt oder auch ein Traumurlaub anderswo machen lässt, denn die Stadt ist gefragt bei Touristen.

© SZ vom 24.11.2015 / mah, kg - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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