Wahlkampf-Auftakt:Neun von zehn Abgeordneten treten wieder an

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Zehneinhalb Wochen bevor nach aller Wahrscheinlichkeit der Bundestag neu gewählt wird, starten die Münchner Parteien in den Wahlkampf. CSU, SPD, Grüne und FDP haben in den vergangenen Tagen ihre Direktkandidaten für die vier Münchner Wahlkreise bestimmt.

Von Jan Bielicki und Berthold Neff

Die CSU klebt wieder die gleichen Köpfe auf ihre Plakatständer wie vor drei Jahren. Am Montag behauptete der ehemalige Kreisverwaltungsreferent Hans-Peter Uhl seinen Platz als CSU-Direktkandidat im Münchner Westen. Mit 96 gegen 20 Stimmen setzte sich der 60-jährige Bundestagsabgeordnete auf einer Aufstellungsversammlung gegen seine Parlamentskollegin Hannelore Roedel durch. Damit tritt für die CSU das gleiche Männerquartett vor die Münchner Wähler wie 1998: Neben Uhl im Westen verteidigen Herbert Frankenhauser, 59, im Osten und Peter Gauweiler, 56, im Süden ihre Direktmandate.

Hans-Peter Uhl (CSU) (Foto: Foto: dpa)

Im Münchner Norden will Johannes Singhammer, 52, nun den Wahlkreis gewinnen, den er zwei Mal gegen seinen SPD-Konkurrenten Axel Berg verloren hat. "Wir werden alle vier Wahlkreise holen", gibt sich CSU-Sprecher Helmut Pfundstein siegesgewiss.

Roedel dagegen will nun versuchen, wie vor drei Jahren über die Landesliste nach Berlin zu kommen. Nachdem Gauweiler zu ihren Gunsten auf eine Listenabsicherung verzichtet hat, will der CSU-Stadtvorstand der 48-Jährigen auf der Landesliste einen Platz hinter Singhammer, Frankenhauser und Uhl einräumen lassen - aber vor dem ehemaligen Bundestagsabgeordneten und OB-Kandidaten Aribert Wolf, 46.

Über die Aufstellung der Liste entscheidet jedoch die Landespartei, die auch die Richtung des Wahlkampfes vorgibt. Eine eigenständige Kampagne der München-CSU "wird es nicht geben", sagt Pfundstein.

Eigene programmatische Leitlinien bei der SPD

Das ist bei der SPD anders. Die München-SPD geht mit eigenen programmatischen Leitlinien in den Wahlkampf. Parteichef Franz Maget stellte gestern das erste, orangefarbene Wahlplakat vor: "München wählt Arbeitnehmerrechte", lautet der Slogan auf dem Poster, dem noch weitere zwei oder drei folgen sollen.

Nachdem die SPD des Münchner Ostens am Montag mit klarer Mehrheit die 40 Jahre alte Stadträtin Claudia Tausend - als Nachfolgerin des sich nicht mehr zur Wahl stellenden Bundestagsabgeordneten Fritz Schösser - zur Direktkandidatin kürte, gehen die Sozialdemokraten mit einem Mann und drei Frauen in den Wahlkampf.

So freute sich Axel Berg 2002 über sein Direktmandat. (Foto: Foto: dpa)

Der 46-jährige Axel Berg, vor drei Jahren einziger direkt gewählter SPD-Abgeordneter Bayerns, will seinen Wahlkreis im Münchner Norden halten. Neben Tausend im Westen greifen die Stadträtin und stellvertretende Münchner Parteichefin Brigitte Meier, 40, im Süden und die Physikerin Stephanie Jung, 36, im Westen die CSU-Männer an.

Vor allem Jung, die vor drei Jahren gegen Uhl deutlich aufgeholt hatte, traut Maget dabei "eine gute Außenseiterchance" zu. Allerdings kommt es für die Münchner SPD-Kandidaten noch mehr auf gute Plätze auf der Landesliste an.

Zwei Münchner will Maget diesmal auf sicheren Listenplätzen und zwar "ein bisserl weiter vorne" sehen: Der eine ist Berg. Welche der Frauen die München-SPD unterstützt, soll der Stadtvorstand am 15. Juli entscheiden.

Grüne agieren ohne Rücksicht auf die SPD

Bei den Grünen wird eine Stadtversammlung am 12. Juli beschließen, wen sie für einen sicheren Listenplatz vorschlagen wird. Als Favorit für diesen Platz gilt der bisherige Bundestagsabgeordnete Jerzy Montag. Der 58-Jährige tritt als Direktkandidat im Süden an. Außer ihm kandidieren die Parteichefin und gelernte Rechtsanwältin Ulrike Goldstein, 28, im Osten, der Journalist Stephan Boes, 46, im Norden und der 29-jährige Dieter Janacek im Westen.

Dabei wollen die Grünen "ohne Rücksicht auf die SPD unsere urgrünen Themen betonen", wie Parteichef Florian Roth ankündigt, aber eben "auch die Erfolge der rot-grünen Rathauskoalition herausstellen". Darin stimmt SPD-Chef Maget mit ihm überein: "Wir können sehr entspannt auf eine rot-grüne Perspektive hinarbeiten."

Zweitstimmen-Kampagne bei der FPD

Unter dem Motto "Mehr Mut für München" schickt die FDP ihr Kandidatenquartett ins Rennen. Es wird vom Münchner FDP-Chef und Bundestagsabgeordneten Rainer Stinner angeführt, der im Osten antritt. Im Süden kandidiert die 33Jahre alte Redakteurin Julika Sandt, im Norden der 35 Jahre alte Rechtsanwalt Daniel Volk und im Westen der PR-Berater Adrian Dunskus, 45. Stinner, dem auch ein vorderer Platz auf der FDP-Landesliste sicher scheint, kündigte an, die FDP werde eine Zweitstimmen-Kampagne starten. Den finanziellen Aufwand wollen die Liberalen gering halten. "Wir sind ein arme Partei und auf Spenden angewiesen", sagt der Chef-Liberale Stinner.

© SZ vom 06.07.2005 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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