Wahl zum Oberbürgermeister:Drei Männer gegen Christian Ude

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Die Herausforderer des Münchner OB sind gekürt: Josef Schmid, Hep Monatzeder und Michael Mattar. Doch trauen Umfragen bisher keinem von ihnen zu, Ude aus dem Amt zu drängen.

Jan Bielicki

Vier Männer werden im kommenden Winter von Plakaten auf Münchens Straßen blicken. Nachdem nun die FDP überraschend Michael Mattar zu ihrem Spitzenkandidaten gekürt hat, ist klar, dass sich Amtsinhaber Christian Ude (SPD) bei der OB-Wahl im März 2008 mit drei männlichen Hauptherausforderern messen muss. Zwar trauen Umfragen bisher keinem von ihnen zu, den populären Oberbürgermeister aus dem Amt zu drängen. Doch entscheiden vor allem auch die Spitzenmänner, welche Partei wie stark ins Rathaus einziehen wird.

"So etwas hat es in der Geschichte der Münchner CSU noch nicht gegeben", raunte deren ehemaliger Chef Johannes Singhammer seinem Parteifreund Josef Schmid zu. Tatsächlich hatten die christsozialen Delegierten an diesem Freitagnachmittag Schmid ein nie dagewesenes Ergebnis beschert: 138 von ihnen hatten ihre Stimme abgeben, und 137 von ihnen hatten dafür votiert, den Vorsitzenden der Rathausfraktion als OB-Kandidat gegen Ude ins Rathaus-Rennen zu schicken. Nur ein Delegierter hatte einen ungültigen Stimmzettel abgegeben, niemand gegen Schmid gestimmt. Mehr als zwei Minuten dauerten die Ovationen, mit denen die CSU ihren Hoffnungsträger feierte - und vor allem wohl auch ihre neu gewonnene Geschlossenheit.

Es war, als habe die ungewohnte Einigkeit die Christsozialen geradezu in einen Rauschzustand versetzt. "Wir produzieren keine Skandale mehr", rief Schmid ihnen zu, "einer tut etwas für den anderen, für den Parteifreund." Das wäre in der Tat neu. Über Jahre hatte die München-CSU in innerparteilichen Fehden sich und ihre zahlreichen, allesamt erfolglosen OB-Bewerber aufgerieben.

Diesmal jedoch scheinen sie ihrem Kandidaten auch die Anfangsfehler seiner Kampagne zu verzeihen, die ihn in direkten Rededuellen mit Ude bislang noch allzu oft schlecht aussehen ließ. Der 37-jährige Rechtsanwalt darf Kampagnenpraxis aufbauen für später, gilt er doch als der kommende Mann der CSU für eine Zeit, in der sich der unüberwindliche Gegner auf seinen Feriensitz nach Mykonos zurückgezogen hat.

Und doch erhofft sich das CSU-Triumvirat aus Parteichef Otmar Bernhard und seinen Stellvertretern Hans Podiuk und Ludwig Spaenle schon 2008 mehr von Schmid und von der neuen Eintracht: Sie sollen der CSU mehr als die 2002 gewonnenen 30 Ratssitze einbringen und die rot-grüne Mehrheit brechen.

Für Rot-Grün könnte es knapp werden

Tatsächlich könnte es knapp werden für Rot-Grün. Das liegt auch am Bundestrend, der auch die FDP hoffen lässt, erstmals seit 1984 (!) wieder in Fraktionsstärke ins Rathaus einziehen zu können. Doch diese lange Zeit beschränkter kommunaler Präsenz, aber auch innerparteilicher Zwist werden es den Liberalen auch unter günstigen bundespolitischen Vorzeichen nicht leicht machen. Ihren neuen Spitzenmann Mattar kennen außerhalb liberaler Zirkel nur wenige.

Da ist ein Bürgermeister schon bekannter. Doch trieben auch die Grünen ihren Kandidaten Hep Monatzeder erst durch eine Urwahl - wohl aus pädagogischen Gründen, weil der Top-Mann ihnen zu sehr Amtsinhaber und zu wenig grün erschien. Prompt inszeniert der sonst sehr auf Koalitionsharmonie bedachte Bürgermeister nun Krach im rot-grünen Bündnis und distanziert sich mit starken Worten von dem bereits getroffenen Beschluss, die Stadtwerke in neue Kohlekraftwerke einsteigen zu lassen.

Nur die SPD tut noch so, als wäre nichts. "Für uns ist noch kein Wahlkampf", behauptet ihr Parteichef Franz Maget. Die Sozialdemokraten haben noch nicht einmal einen offiziellen OB-Kandidaten. Den wollen sie erst im November aufstellen. Doch sie haben einen Amtsinhaber, der sich bereit erklärt hat, noch einmal anzutreten. Und die Hoffnung, dass Christian Udes Popularität sich wieder in Ratsmandaten auszahlt.

© SZ vom 7. Mai 2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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