Vorwurf des Betrugs:Falsche Abrechnungen

Lesezeit: 1 min

Die Stadtwerke entlassen den Leiter der Konzernrevision

Von Heiner Effern

Bis Ende April war Norbert H. ein gefragter Mann, wenn es um die Kontrolle von Zahlen und Abrechnungen ging. Bei den Stadtwerken München (SWM) sowieso, als Leiter der Konzernrevision fungierte er dort als oberster interner Prüfer. Aber auch auf Konferenzen und als Autor in Zeitschriften trat Norbert H. immer wieder in Erscheinung, zum Beispiel wurde mit ihm als Referent für einen Einsteigerkurs für Betriebsprüfung geworben. Titel: "Interne Revision von 0 auf 100 in 200 min." Diese Zeiten dürften vorerst vorbei sein: Bei den Stadtwerken wurden nämlich mal die persönlichen Rechnungen des obersten Revisors geprüft, die dieser eingereicht hatte. Das Ergebnis fiel so vernichtend aus, dass die Staatsanwaltschaft ermittelt und sich Konzernrevisor Norbert H. bereits einen neuen Job suchen muss.

Noch im April entließen die Stadtwerke den Leiter der Konzernrevision fristlos, wie sie nun mitteilten. Norbert H. soll ausgerechnet bei seinen Reisen und Seminaren zu seinen Gunsten falsch abgerechnet haben. Das bestätigten die Stadtwerke in einer kurzen Mitteilung. Wegen des mutmaßlich "strafrechtlich relevanten Verhaltens" habe die Staatsanwaltschaft die Ermittlungen übernommen. Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) wurde als Chef des Aufsichtsrats wie auch das gesamte Gremium schon vor Tagen durch die Geschäftsführung informiert. In der Sitzung habe es "einen kurzen Sachvortrag" gegeben, was genau dem Leiter der Konzernrevision vorgeworfen wird. Die Entscheidung der SWM-Manager, sich von dem Mitarbeiter sofort zu treffen, habe der Aufsichtsrat dann auch einstimmig befürwortet. "Die restliche Verfolgung dieses Vorgangs ist Angelegenheit der Staatsanwaltschaft", erklärte der OB.

Über die Höhe des Schadens macht das Unternehmen keine Angaben. Die Untersuchungen sind allerdings auch noch nicht abgeschlossen. Bisher soll sich die Summe aber in einem sehr überschaubaren vierstelligen Rahmen befinden, weit entfernt also von dem Schaden in einem lang zurück liegenden Fall, bei dem eine Mitarbeiterin in der Buchhaltung in den Jahren bis März 2004 etwa 300 000 Euro abgezweigt hatte. Diese hatte in mehreren hundert Fällen Kleinbeträge auf ihr Konto überwiesen und wurde ebenfalls fristlos entlassen. Aufgeflogen war die Frau bei einer internen Routine-Kontrolle.

© SZ vom 10.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: