Vorurteile über Studierende: brav:Die Grundschullehrerin

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Von Marie Müller

(Foto: N/A)

Sie ist jung, motiviert und freut sich "super doll", endlich ins Ref zu starten - gestatten: die Grundschulpädagogin. Seit ihrer eigenen Schulzeit ist sie sich sicher, dass dieser Beruf genau der richtige für sie ist. Deswegen konnte sie es nach dem Abitur auch kaum erwarten, startete sofort das Studium und zieht es in Regelstudienzeit durch. Immer mit dabei sind gespitzte Stifte und laminierte Merkzettel.

In ihrer Freizeit bastelt sie gerne Adventskränze für die WG, Geburtstagskarten oder Fenstermobiles. Ihr besonderer Stolz ist eine Stempelsammlung. Lieblingsmotiv: Bienchen. Auch Kochen und Backen zählen zu ihren großen Leidenschaften. Unordnung kann sie gar nicht vertragen, ebenso wie lange Diskussionen über komplizierte Sachverhalte - die machen schlechte Laune.

Das nächste Ziel in ihrem Leben heißt Familiengründung inklusive Hochzeit in weiß. Zwei Kinder wären schön, vielleicht auch drei. Dann geht es aber aufs Land. Die Kinder sollen im Grünen spielen. Von den sozialen Medien hält sie nichts, zu viel Selbstdarstellung. Auf die inneren Werte kommt es an. Diese zu vermitteln, sieht sie als ihre Aufgabe.

Anna Friedrich besitzt ein Laminiergerät. Das musste sie sich für ihr letztes Praktikum anschaffen. Seither kommt es aber nur zum Einsatz, wenn Friedrich von ihren Mitbewohnern damit aufgezogen wird und sie dafür alles einlaminiert, was ihr in die Quere kommt. Allgemein ist die 22-Jährige keine große Bastlerin: "Das dauert zu lange und gerade schneiden kann ich auch nicht."

Für Friedrich beginnt jetzt das sechste Semester. Der Abschluss ist noch lange nicht in Sicht, "mindestens zwei Jahre noch". Friedrich will Zeit fürs Studium und für sich haben. Auch danach soll die Priorität erst einmal auf ihr liegen, sie will die Zeit genießen, in der sie keine Verantwortung für jemand anderen hat. Sie träumt von einem Aufenthalt in Afrika, irgendwas mit Tieren.

Konkrete Pläne gibt es nicht. Planen mag Friedrich nicht, das nervt sie auch an ihren Kommilitonen: "Es kommt mir vor, als wäre das Studium für die nur die Überbrückung bis zur Familiengründung." Seit einem halben Jahr schreibt sie ihre Termine auf, sie hat einfach immer alles vergessen. Das wurde ihr zu nervig. Im ersten Semester war es brenzlig geworden: Weil sie eine Anmeldung vergaß, konnte sie ihre Prüfung erst ein Jahr später schreiben: "Das war blöd, aber am Ende auch nicht schlimm."

© SZ vom 23.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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