Vorstoß im Stadtrat:Notfallplan für Münchner Horte

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Wer kümmert sich nachmittags um Erstklässler? Besonders im Münchner Osten ist das ein Problem. (Foto: Stephan Rumpf)

Für viele Erstklässler fehlen noch immer Betreuungsplätze. Deshalb fordern die Grünen nun ungewöhnliche Maßnahmen

Von Melanie Staudinger, München

Die Eltern vieler Grundschulkinder in München zittern noch immer, denn sie wissen nicht, ob sie von September an einen Hortplatz für ihr Kind bekommen oder nicht. An einigen Grundschulen haben sich Familien verzweifelt an die Öffentlichkeit gewandt, weil Hunderte Betreuungsplätze fehlen. Die Stadtratsfraktion der Grünen/Rosa Liste hat nun auf die Klagen der Mütter und Väter reagiert und fordert einen Notfallplan. Der soll in allen städtischen Einrichtungen greifen, die wegen Personalmangels nicht die komplette Anzahl an Betreuungsplätzen anbieten können, und er soll auf das nächste Schuljahr begrenzt sein. Würden die Vorstellungen der Grünen umgesetzt, müsste die Stadt München wohl viel Geld investieren. Das aber nähmen die Grünen in Kauf, um den betroffenen Familien schnell helfen zu können.

Die Ansage der Eltern aus dem Hort an der Feldbergschule im Münchner Osten hätte klarer nicht sein können: 62 Familien von Erstklässlern stehen derzeit ohne Betreuungsplatz da. Findet sich keiner, müsste ein Elternteil wohl den Job aufgeben, um das Kind nachmittags selbst zu betreuen. "Die Stadt kann nicht tatenlos zusehen, dass so viele Familien keine Nachmittagsbetreuung für ihre Kinder finden und in der Folge in ernste, vielleicht sogar existenzielle Schwierigkeiten geraten", sagt Grünen-Stadträtin Sabine Krieger und schlägt gemeinsam mit ihren Stadtratskollegen gleich mehrere Maßnahmen vor, um die eigentlich vorhandenen Plätze doch noch zu besetzten.

Zum einen soll sich das Bildungsreferat, dem alle städtischen Kitas untergeordnet sind, noch mehr anstrengen, um Erzieher zu gewinnen. Es soll im Ausland werben oder bei Studierenden in den Bereichen Lehramt und Sozialpädagogik. Zudem sollten Praktikanten im Rahmen der Erzieherausbildung in die vom Personalmangel besonders betroffenen Einrichtungen versetzt werden. Auch könnten die Buchungsmöglichkeiten hin zu einem Stundenmodell überarbeitet werden. So könnten die Kitas ihr Personal exakter planen. Die Grünen schlagen zudem vor, die Mittagsbetreuungsgruppen aufzustocken und den betroffenen Eltern Räume zur Selbsthilfe zu überlassen. Dringend nötig ist ihrer Ansicht nach auch, dass das Bildungsreferat verstärkt für Ganztagsschulen wirbt, um so die anderen Nachmittagsbetreuungsangebote zu entlasten. Dort nämlich arbeiten Lehrer statt Erzieher. Wenn all diese Maßnahmen nicht greifen, soll die Stadt vom staatlich vorgesehenen Personalschlüssel abweichen.

Wer allerdings weniger Personal beschäftigt als vom Freistaat vorgesehen, der verliert die durchaus üppigen Zuschüsse, die das bayerische Kinderbildungs- und -betreuungsgesetz bietet. Die Stadt müsse aber ungewöhnliche Maßnahmen in Betracht ziehen, sagt Krieger. Dazu gehöre auch, vorübergehend den staatlich vorgesehenen Personalschlüssel zu unterschreiten - selbst wenn dies bedeute, dass die Stadt weniger Zuschüsse des Freistaats bekommt, sagt die Bildungspolitikerin. Dabei dürfe die pädagogische Qualität der Erziehung nicht leiden. Dies sei aber bei einer kurzzeitigen Erhöhung der Gruppengröße um ein bis fünf Kinder nicht zu befürchten. Eine nicht ganz optimale Betreuung sei immer noch besser als gar keine.

Diese Vorschläge dürften die Eltern in Trudering freuen. Denn sie fordern, dass die Kinder im schulnahen Hort einen Platz finden und nicht irgendwo mit dem Bus hingebracht würden. Dies funktioniert aber nur, wenn mehr Personal kommt oder mehr Kinder pro Gruppe aufgenommen würden. Allerdings muss sich der Stadtrat erst noch mit dem Notfallplan der Grünen beschäftigen.

© SZ vom 17.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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